„Wer den Honig liebt, darf den Stachel nicht scheuen“, heißt ein altes Sprichwort. Imker Franz-Josef Köster aus Attendorn weiß das schon sein Leben lang. Das Imkern hat er von seinem Vater gelernt, mit zwölf hatte er sein erstes eigenes Bienenvolk, das er betreuen durfte – und seitdem hat ihn die Faszination nicht mehr losgelassen. 73 Jahre ist er bereits dabei und hat sich schon mal den einen oder anderen Stich eingefangen. Zu Spitzenzeiten hatte der jetzt 85-Jährige bis zu 20 Völker, die er betreut hat. „In meinen Sturm-und-Drang-Zeiten habe ich diese allerdings ein wenig vernachlässigt“, meint Franz-Josef Köster lachend. Katharina Köster, seine Frau, lächelt. Sie kennt ihren Mann gar nicht ohne seine Bienen.
Obwohl er einige Jahre in Köln als Konstrukteur gearbeitet hat, ist er im Sommer fast jedes Wochenende ins Sauerland gefahren, um sich um seine Bienen zu kümmern. Bei seinen Völkern setzt er vor allem auf Reinzucht-Königinnen der Rasse Carnika-Sklena. Diese Bienen sind besonders fleißig und sanftmütig. Man kann ohne Imkerhaube an den Völkern arbeiten.
Bienen richten sich nach dem Lauf der Sonne
Für den Attendorner Imker ist vor allem die Entwicklung des Bienenvolkes mit dem Lauf der Sonne immer wieder faszinierend. Ab Januar erwacht das Volk und die Königin beginnt, Eier zu legen. Die Population eines Volkes steigert sich nach und nach auf bis zu 40.000 Bienen. Die meisten davon sind Arbeiterinnen, die emsig Nektar und Blütenstaub-Pollen sammeln. Der wird wiederum als Nahrung für die Bienen und für die Eier der Königin benutzt. Das Futter der Larven und die Größe der Wabe entscheiden darüber, welche Art Biene am Ende herauskommt. Bienenköniginnen werden in sogenannte Weiselzellen gelegt und bekommen besonderen Futtersaft, den Ammenbienen in speziellen Kopfdrüsen erzeugen: das Gelée Royale. Außerdem liegen die Zellen, in denen die Königinnen heranwachsen, senkrecht statt waagerecht.
Königin, Arbeiterin und Drohne
Drohnen – also männliche Bienen – wachsen wiederum in etwas größeren Zellen heran, da sie dicker und größer sind. Diese werden auch nur im Sommer gezogen und sterben direkt nach der Begattung der Bienenkönigin ab. Faszinierend ist auch, dass Bienen eine eigene Sprache haben, mit der sie untereinander kommunizieren können. Durch den sogenannten Schwänzeltanz zeigen Sie sich gegenseitig, wenn und vor allem wo sie ein Rapsfeld, eine Blumenwiese oder eine ähnliche Futterquelle gefunden haben.
Wenn die jungen Bienenköniginnen schlüpfen, fliegt die Alte mit einem Teil der Bienen – dem Bienenschwarm – aus, und sucht sich eine neue Behausung, z. B. in den leeren Bienenkästen eines anderen Imkers. Sind mehrere Königinnen geschlüpft, bleibt nur die Stärkste mit einigen Bienen im Kasten. Die anderen fliegen ebenfalls mit einem Teil des Bienenvolkes aus und suchen sich einen neuen Platz.
Franz-Josef Köster hat für seine langen Jahre als Imker schon einige Auszeichnungen bekommen, unter anderem die Ehrennadel in Gold vom Deutschen Imkerverband. Darüber hinaus hat er auch schon viele Schulklassen über die Bienenzucht bei sich zu Hause informiert und außerdem selbst vielen jungen Züchtern mit Tipps und Ratschlägen zur Seite gestanden.
Die Geschichte der Imkerei
Ein weiterer Sauerländer Imker ist Sven Peterseim. Hauptberuflich arbeitet er als Projektleiter in Bergneustadt, wohnt in Olpe und hat momentan um die 20 Bienenvölker. Damit hat er derzeit eine der größeren Imkereien im Kreis Olpe. Angefangen hat er vor über 21 Jahren, im Alter von 17 Jahren. Von seinem Onkel hat er den ersten Schwarm bekommen. Vor allem fasziniert ihn an der Arbeit mit den Bienen, dass Insekten
Lebewesen sind, die sich ganz anders verhalten als etwa ein Säugetier. Zurzeit macht der Imker eine Ausbildung zum Schulungsreferenten, um Neulingen sein Handwerk näherbringen zu können. Er erklärt WOLL auch ein bisschen zur Geschichte der Imkerei.
Schon im Altertum wurden Bienen gezüchtet. Davor wurde Honig von sogenannten „Honigjägern“ eingesammelt, was uns durch Höhlenmalereien überliefert worden ist. Die alten Ägypter, für die Honig eine Speise der Götter war, hielten Bienen bereits, was wiederum Bilder in Grabkammern gezeigt haben. Als Arzneimittel wurde Honig im antiken Griechenland entdeckt, da dieser zum Beispiel in Form einer Salbe Fieber senken konnte. Im 14. Jahrhundert organisierten sich die ersten Imker in der Zunft der Zeidler, die der einzige Lieferant für Kerzenwachs waren.
Holzkästen für Bienen wurden bereits um 800, zur Zeit Karls des Großen, gezimmert. Damals war Wachs ein teures Gut, da Kerzen die einzige Möglichkeit waren, einen Raum zu erhellen, und diese zudem noch nicht künstlich hergestellt werden konnte. Hinzu kam, dass Honig zeitweise die einzige Zuckerquelle war, bevor man das exotische Zuckerrohr und die einheimischen Zuckerrüben als weitere Zuckerlieferanten entdeckte.
Imker heute
Heute ist das Imkern für die meisten ein reines Hobby, so auch für Sven Peterseim. Auch er schwört auf die spezielle Züchtung sanftmütiger Bienen, die vielleicht nicht so einen ganz großen Ertrag bringen, aber auch nicht so stechfreudig sind wie andere. Als Bienen-sachverständiger von NRW ist er die Stiche natürlich trotzdem gewöhnt.
Der Imkerverein Olpe, wozu Sven Peterseim gehört, kümmert sich auch um den Imkerei-Nachwuchs. „Die Vernetzung untereinander ist wichtig, um sich gegenseitig helfen zu können.“ Deshalb sind alle Bieneninteressierten herzlich eingeladen, sich beim Verein über die Bienenzucht zu informieren. Der Dachverband der Bienenzüchter, der Imker-Verband Westfalen-Lippe, empfiehlt und fördert die Ausbildung von Jungimkern, um Honig im DIB Glas verkaufen zu können. Sie empfehlen auch, welche Bienenarten man nehmen kann, da sie am besten zur Region passen sollten. Wichtig ist es, beim Imkern keinen Profitwunsch zu haben, sondern: Der Spaß an der Arbeit mit den Tieren sollte im Vordergrund stehen. „Der Honig ist nur ein Nebenprodukt, mit dem das Hobby finanziert werden kann“, erklärt der Imker.
Schön ist, dass es, obwohl das Handwerk schon sehr alt ist, immer noch auch bei vielen jungen Imkern so großes Interesse hervorruft. Über fehlenden Nachwuchs können sich die Imkerei-Vereine nicht beschweren.
von D. Fischer [Text/Fotos] und K. – P. Kappest [Foto]
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