Holzauge, sei wachsam

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Wer oder was ist eine Schmandfurt?

Die Sauerländerin und der Sauerländer an sich mag nicht auf den Mund gefallen sein, hegt aber einen nicht unberechtigten Zweifel an Zeitgenossinnen und -genossen, die mit mehr als drei Sätzen durch den Tag kommen. Diese sind als „Quaterköppe“ ebenso berühmt wie berüchtigt und „selbstverständlich“ findet man diese vor allem in Kreisen Auswärtiger oder Zugezogener. Damit kommt man im Sauerland noch gut klar. Man lässt dem Unheil seinen Lauf und reagiert mit passend eingestreuten „Joahs“ und „Neees“ und „Hmhms“ hier und da, während man über das Wetter von übermorgen nachdenken kann, oder man arbeitet – wenn es die Gelegenheit gerade zulässt – mit dem einen oder anderen Pinneken Hochprozentigem daran, dass die Zunge des Gegenübers langsam, aber sicher immer schwerer wird.

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Ist so ein Quaterkopp also noch relativ einfach zu ertragen, so gibt es eine Spezies, bei der das leider reichlich schwerfällt. Gemeint ist hier die Schmändfuet, hier und dort auch als Schmandfoet bekannt und gefürchtet. Es finden sich auch die Bezeichnungen Schmandbuil oder Schmanddüppen. Nähert man sich der Bedeutung dieses schönen Wortes ein kleines Stückchen weiter an, so landen wir bei der „Schmandfurt“. Den Schmand kennt man aus dem Supermarkt: Dies ist der von der Milch abgeschöpfte Sauerrahm mit einem relativ hohen Fettgehalt, den man gerne zum Andicken, Anreichern oder Garnieren von Suppen oder Saucen verwendet. Und bei der „Furt“, „Fuat“ oder „Futt“ gelangen wir unweigerlich an ein gewisses Ende des menschlichen Körpers, sprich Hintern, Gesäß, Popo oder Pöter – um hier nur einige Bezeichnungen zu nennen.

Ziehen wir diese beiden gegensätzlichen Bedeutungen in einem Wort zusammen, so sind wir mit der Schmandfurt entsprechend bei so etwas wie einem „Sahnearsch“ angelangt. Nicht wenige machen dies vielleicht als besonderen körperlichen Vorzug beim jeweiligen Subjekt ihres Begehrens aus. Hier ist aber etwas anderes gemeint. Denn der „Sahnearsch“ meint eher eine Person, die im Sinne des „Arschkriechers“ zu verstehen ist.

Wie so oft, hilft auch in diesem Fall das Wörterbuch „Sauerländer Platt“ weiter. „Siek diän Schmand van der Mielke niämen“ bedeutet so viel wie „sich immer das Beste nehmen“. Im Grunde kommt hier also zusammen, was nicht wirklich zusammengehört. Positives und Negatives. Wer sich das Beste am dafür ungeeigneten Ort sucht, der kann nichts Gutes im Schilde führen.

Und damit sind wir bei einer Spezies, die sich leider Gottes immer mehr verbreitet: Schmeichler, Wichtigtuer, Gefälligkeits- oder Vielredner. Von dort ist es nicht weit zum Populisten, einem, der der Masse nach dem Mund redet und damit in größerem Rahmen Meinungen beeinflussen und Stimmungslagen für zweifelhafte Zielsetzungen ausnutzen möchte.

Im Sauerland gibt es zwar diesen ganz speziellen siebten Sinn, der ein gesundes Misstrauen und eine noch gesündere Gelassenheit gegenüber den Quaterköppen dieser Welt bedingt. Noch weniger aber hat ein gestandener Sauerländer und die nicht minder gestandene Sauerländerin mit einer Schmandfurt am Hut. Dennoch sollten wir immer genau hinhören oder zwischen den Zeilen lesen: Vor der Wirkung von Schmeicheleien ist man nicht grundsätzlich gefeit.

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Halten Sie es also mit den Sauerländern und Sauerländerinnen, quittieren Sie auffällig viele und schmeichlerische Worte mit einem „Joah“ hier, einem „Hmhm“ dort oder behelfen Sie sich vielleicht auch mit dem einen oder anderen hochprozentigen Kaltgetränk. Nicht jeder Quaterkopp ist eine Schmandfuat, wer aber aufmerksam bleibt, ist vor unliebsamen Überraschungen gefeit, woll?!