Historischer Schatz im kleinen Ort Schliprüthen

Pfarrkirche St. Georg

Pfarrkirche St. Georg

Über 1.000 Jahre alter Wehrturm mit Schießscharten, Wandelbilder im barocken Hochaltar, historische Orgel von 1681 mit Blasbalg und Zimbelstern: Die spätromanische St. Georg-Kirche Schliprüthen hat viele Besonderheiten zu bieten. Gebaut wurde sie um 1196 und gehört damit zu den ältesten Kirchen im Sauerland und mit 87 Hektar Grundbesitz wohl auch zu den reicheren.

Die festgefügten Mauern aus Feldstein überstanden mit einer beachtlichen Stärke von 1,20 Metern alle Kriegswirren und Feuersbrünste. Der Baustil in pseudobasilikaler Hallenform wurde im 12. und 13. Jahrhundert von Frankreich übernommen. Die Dreischiffigkeit fällt wenig ins Auge, da die Seitenschiffe mit 1,50 Metern Breite sehr eng sind, während die stattlichen Rundsäulen einen Meter Durchmesser besitzen.

An ein schmales Chorjoch schließt sich eine halbrunde Apsis mit zwei Chorfenstern an. Über Restaurationen und Veränderungen gibt es über viele Jahrhunderte keine Aufzeichnungen. Im Jahr 1799 war die Kirche jedoch so baufällig, dass sie abgerissen werden sollte. Die Kirchenvorsitzenden wehrten sich erfolgreich dagegen. 1883 wurde berichtet, dass der Zustand der Kirche unwürdig sei. Als die für eine Restauration und geplante Osterweiterung notwendige Geldsumme angespart war, brach 1914 der Erste Weltkrieg aus, der das Projekt stoppte. Zudem war der Hauptbefürworter Pfarrer Heinrich Kohnert 1912 verstorben. Vom Erweiterungsbau wurde anschließend abgesehen und die Kirche so restauriert, wie sie war. Rückblickend ein großer Vorteil: Die Kirche blieb in der ursprünglichen Kirchenform erhalten. Im 20. Jahrhundert folgten drei weitere, umfangreiche Renovierungsphasen, unter anderem im Rahmen des II. Vaticanums, das auch zum Ziel hatte, die Kirchen weniger prunkvoll zu gestalten. Zum Glück gab es aber in Schliprüthen nur wenige auffallende Änderungen und sogar der prunkvolle Hochaltar konnte gerettet werden.

Barocker Hochaltar mit drei Wechselbildern

Pfarrkirche St. Georg

Küsterin Änne Mette erzählt: „Wir haben viele sehr alte, wertvolle Gemälde, Statuen und andere Elemente in der Kirche. Um sie alle zu beschreiben, bräuchten wir den Umfang eines ganzen Magazins. Seitlich auf dem Hochaltar stehen zum Beispiel Statuen des heiligen Josef rechtsseitig und des heiligen Johannes Nepomuk linksseitig aus der Zeit um 1700. Die heilige Katharina ist noch viel älter. Sie ist um 1520 geschnitzt worden, von Petrus von Kolshusen. Wir haben heute nur noch ein Replikat hier stehen.  Die Original-Figur ist in Paderborn ausgestellt.“ Eine seltene Besonderheit in der Kirche sind zudem die drei Wechselbilder des Hochaltars. „Ein Bild zeigt die Anbetung des Kindes, diese setze ich zur Weihnachtszeit in den Wechselrahmen. Das Bild des Auferstandenen wird zur Osterzeit eingefügt. Diese Bilder malte ein Maler Caspar Falke aus Schmallenberg um 1700. Als Motiv in der Fastenzeit dient ein aufgespannte brokatartiges Textil mit Rundmedaillon-Muster, großen Blütenrosetten und gesticktem gotischem Kaselkreuz“, erklärt die Küsterin. Es befand sich ursprünglich auf einem römischen Messgewand aus dem Mittelalter.

Prunkvolle Kanzel und Seitenaltäre aus dem 17. Jahrhundert

Prunkvolle Kanzel und Seitenaltäre

Der rechte Seitenaltar ist um 1620 von Altarbauer Heinrich Stratmann aus Arnsberg gefertigt worden. Als Gemälde sind „Die Auferstehung Christi“ und die „Kreuzigung Christi“ integriert. Der linke Seitenaltar wird Alexander-Altar genannt. Er stammt aus der gleichen Zeit und ebenso von Altarbauer Stratmann. Ein prächtiger, detailreich geschnitzter Hingucker ist die Kanzel mit bekrönender Muschel aus der Zeit 1680 bis 1690. Als Figuren sind die vier Evangelisten zu sehen. Sehr auffällig sticht zudem ein Wappen mit den Initialen I.H.M.E.F. hervor. Es steht für das Ehepaar Jodocus Höynck und Maria Elisabeth von Fürstenberg aus dem benachbarten Fehrenbracht. Höynck war Richter von Schliprüthen und Oberkirchen. Die beiden haben die Kanzel gestiftet. Gebaut wurde die Kanzel vermutlich in der Attendorner Werkstatt Johann Sasse. Das Stifter-Ehepaar hat neben einigen anderen Landadligen in der Kirche seine letzte Ruhestätte gefunden. 

Historische Orgel von 1681 mit Blasbalg und Zimbelstern

Historische Orgel von 1681
Historische Orgel von 1681

Die Schliprüthener Orgel ist eine der ältesten im Sauerland. Sie stammt aus dem Jahr 1681. Herkunft und Erbauer sind unbekannt. Zuletzt wurde die historisch bedeutende Orgel von Orgelbaumeister Hans Peter Mebold aus Siegen restauriert. Dieser bewahrte den „historisch gewachsenen Zustand“ (Zitat Mebold) der drei Baustufen in den Jahren 1681, 1768 und 1864. „Hervorzuheben ist, dass unsere Orgel noch einen Blasbalg und einen Zimbelstern integriert. Der Zimbelstern erklingt bei besonders feierlichen Liedern. Viele Organisten empfinden es als et- was Besonderes, auf der Orgel zu spielen. Manchmal finden hier auch Orgelkonzerte statt“, erklärt Änne Mette. St. Georg in Schliprüthen ist eine ganz besondere Kirche mit besonderer Atmosphäre.