Hilfe für Osteuropa und die Ukraine – vor über 30 Jahren

Quelle: WOLL Magazin

Der Freundeskreis Osteuropahilfe Schmallenberg e.V.

Mit der Auflösung der Sowjetunion 1990 wurden die wirtschaftlichen Defizite des Ostens für die ganze Welt sichtbar. Schnell formierte sich im Westen aber Hilfe, um die europäischen Nachbarn zu unterstützen. Auf Initiative eines Lehrers aus Westfeld fand sich damals eine Gruppe zusammen, welche bei der Hilfe auf eigene Hilfstransporte, statt auf anonyme Geldspenden setzen wollte. Durch Zufall befand sich zeitgleich ein russischer Arzt in Schmallenberg, welcher hier seine Schwester besuchte. Er kam aus Wolchow, nördlich von St. Petersburg. Und so war auch schnell das Ziel für den ersten Hilfstransport gefunden. Insgesamt kamen Sachspenden im Wert von 50.000 DM für den ersten Hilfstransport nach Wolchow zusammen. Hauptsächlich waren dies Lebensmittel, Konserven, Süßigkeiten und Medikamente. Am 5. Januar 1991 traf dieser erste Hilfstransport in Wolchow ein. Dort wurden die Schmallenberger freundlich aufgenommen und es entstand beidseitig das Bedürfnis auch weiterhin in Kontakt zu bleiben. Wieder zurück aus Russland wurde in Schmallenberg am 24. Januar 1991 der Deutsch-Russische Freundeskreis e.V. (später Freundeskreis Osteuropahilfe Schmallenberg e.V.) gegründet. Die Grundsätze des Vereines beruhten nicht nur auf der Hilfe für die ehemaligen Sowjetgebiete, sondern sollten auch das gegenseitige kulturelle Verständnis und die Freundschaft fördern. Der zweite Hilfstransport brach schon zu Ostern 1991 erneut nach Wolchow auf und im Mai desselben Jahres folgte der erste Gegenbesuch in Schmallenberg: Eine Tanzgruppe aus St. Petersburg trat in der Stadthalle auf.

Man konzentrierte die Hilfe aber nicht nur auf Russland und so wurden bei einem Auftritt der Folkloregruppe „Karpaten“ in Schmallenberg 5.000 DM gesammelt, welche als Spenden in die Ukraine geschickt wurden. Man beteiligte sich auch an der Hilfe nach der Atomkatastrophe von Tschernobyl und so wurde es zehn Kindern aus Tschernobyl ermöglicht, im September 1991 nach Dorlar zu kommen. Durch einen Schüleraustausch einen Monat später wurde auch 13 Schülerinnen und Schülern aus Wolchow die Möglichkeit geboten, zwei Wochen lang Schmallenberg kennenzulernen.

Allein im ersten Jahr führte der Freundeskreis insgesamt acht Hilfstransporte durch. Diese gingen nach Wolchow, Kiew und Nowgorod und es kamen insgesamt 800.000 DM an Spenden zusammen. In Schmallenberg wurden russische Sprachkurse angeboten, um sich besser verständigen zu können.

Im Juni 1992 gab es einen Hilfstransport nach Türi in Estland. Dieser bestand aus Landmaschinen und sollte zum Wiederaufbau der zuvor verstaatlichten estnischen Landwirtschaft dienen. Später wurde in Türi außerdem ein ökologischer Musterhof errichtet und zur Ausbildung wurden die estnischen Landwirte in das Sauerland eingeladen. Auch die Kontakte nach Wolchow wurden weiter ausgebaut und so folgte der Gegenbesuch des Schüleraustauschs in die russische Stadt. Vor allem in Kiew engagierte man sich für den Aufbau medizinischer Einrichtungen und die Ausbildung des Personals an EKG-Geräten. Der Freundeskreis half außerdem beim Aufbau der baltischen Fremdenverkehrszentrale in Husum.

Mit der Zeit flachten die Hilfstransporte und der Kontakt immer weiter ab. Nach der Auflösung des Vereins im Jahre 2010 wurden die Unterlagen dem Stadtarchiv Schmallenberg übergeben. Der Bestand ist abschließend verzeichnet worden und kann eingesehen werden.