Herzblut, gepaart mit großem Sachverstand. Das alles aus dem Sauerland!

Portrait Dr. Christine Vogt. Direktorin und Kuratorin der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen.

Das Geheimnis der Kunst liegt darin, dass man nicht sucht, sondern findet.
Pablo Picasso

Eine Einladung nach Oberhausen

Gebürtig aus Herdringen, leitet Dr. Christine Vogt heute das international renommierte Kunstmuseum Ludwiggalerie im Schloss Oberhausen. Und dieses überaus erfolgreich seit über zwölf Jahren. Wir denken, so etwas ist eine WOLL Reportage wert und also mache ich mich auf nach Oberhausen. Wir haben uns verabredet. Ich bin gespannt.

Der erste Eindruck ist schon mal eine Klasse für sich

Das eindrucksvolle, klassizistische Schlossensemble aus Haupt und Nebengebäude liegt in einer wunderbaren Parklandschaft im Stadtteil Alt-Oberhausen Mitte. Das Wetter heute passt zu dieser schönen Schlossanlage. Meine Spannung steigt.

Frau Dr. Vogt erwartet mich schon

Nach einer gefühlten Aufwärmzeit von etwas unter drei Sekunden befinden wir uns schon in einer angeregten Unterhaltung miteinander. Vieles interessiert mich und ich habe eine ganze Menge Fragen an Christine Vogt vorbereitet. Aber erst einmal besichtigen wir die beiden Museumsgebäude. Ein liebevoll ausgestatteter Museumsshop macht den Anfang. Am Hauptgebäude befindet sich ein architektonisch besonders eindrucksvoller Eingangsbereich aus Glaselementen,  gefolgt von überaus großzügigen Ausstellungsräumen. Dieser Rundgang hat mich schon mal vollauf begeistert. Schon an den Erläuterungen von Frau Dr. Vogt sehe ich, mit wieviel Herzblut und Leidenschaft an der Sache Christine Vogt hier tätig ist. Ein wenig Stolz über das Gezeigte bemerke ich natürlich auch an ihr. Die aktuelle Ausstellung “Ruhrgebietsfotografie von Rudolf Holtappel” ist übrigens überaus sehenswert. Die hier gesehene Liebe zum Detail, eine hervorragende Auswahl von Fotografien und eine extrem einfühlsame Hängung der Exponate sprechen dabei für sich. Diese fotografische Werkschau ist hier bis zum 6.9.2020 zu sehen. Ein Besuch lohnt bestimmt.

Nach dieser schönen und interessanten Einführung interessiert mich der Werdegang von Frau Dr. Vogt nun immer mehr

Aufgewachsen in Herdringen, zur Schule gegangen in Hüsten, bewarb sich Christine Vogt nach ihrer Schulzeit beim Regierungspräsidenten in Arnsberg. Sie wurde angenommen und absolvierte eine Ausbildung im mittleren Verwaltungsdienst. Christine Vogt wurde verbeamtet und jetzt hätte alles seinen Lauf nehmen können –  bis hin zum wohlverdienten Ruhestand. Mitnichten kam es so. Irgendwann reifte in der jungen Christine ein wichtiger Entschluss. Welch ein Glück für die Stadt Oberhausen und die Menschen im Ruhrgebiet. Soviel vorweg.

Das kann es doch noch nicht gewesen sein.
Auf nach Aachen.

Christine Vogt bewarb sich erfolgreich auf ein Volontariat am Suermondt-Ludwig-Museum Aachen. Beharrlich machte Christine Vogt nebenher, auf dem zweiten Bildungsweg, ihr Abitur. Danach studierte sie Kunstgeschichte, Geschichte, Baugeschichte und Politische Wissenschaft an der RWTH-Aachen. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin war sie später für das Suermondt-Ludwig Museum auch weiterhin tätig und dort neben Forschungsprojekten zum 16. und 17. Jahrhundert an der Vorbereitung zahlreicher Ausstellungen beteiligt. Unter anderem als eine der Kuratorinnen einer großen Albrecht-Dürer-Ausstellung. Hier reifte auch ihre Liebe zum Werk von Albrecht Dürer und so promovierte sie in dieser Zeit mit einem Thema zu diesem Künstler. Ein weiterer ihrer Schwerpunkte dabei waren und sind bis heute die zeitgenössische Kunst.

Im Jahr 2008 braucht es wiederum eine Veränderung

Dr. Christine Vogt hatte immer schon eine Vorliebe für das Ruhrgebiet und so kam es, wie es kommen mußte. Nach mehreren Bewerbungen bekam Christine Vogt, kurz vor ihrem 40sten Geburtstag, die Stelle als Direktorin und Kuratorin an dem international renommierten Museum Ludwiggalerie Schloss Oberhausen. Ein absoluter Glücksfall für beide Seiten, wie sich herausstellen sollte. Christine Vogt baute die drei profilbildenden Säulen des Hauses – Ausstellungen zur „Sammlung Peter und Irene Ludwig“, zur „Populären Galerie“ und zur „Landmarken-Galerie“ kontinuierlich weiter aus. Mit großartigen und vielbesuchten Ausstellungen wachsen die Besucherzahlen von Jahr zu Jahr. Es ist eine unbedingte Erfolgsstory. Natürlich auch sehr zur Freude der Stadt Oberhausen.

Wie macht man so etwas möglich, Frau Dr. Vogt?

Christine Vogt fühlt sich hier hier in Oberhausen absolut wohl. Ihren Arbeitsplatz würde sie, um alles in der Welt, nicht eintauschen wollen. Es sind aber auch vor allem die Menschen hier im Ruhrgebiet, insbesonders die in Oberhausen, welche ihr liegen.

Zitat Christine Vogt: Pragmatisch, anpackend, zugewandt, (Kunst)interessiert. Ausgestattet mit einer klaren, ehrlichen und direkten Ansprache. Echt eben!

Christine Vogt ist, meinem persönlichen Eindruck nach, genau so ein Mensch. Das passt dann ja auch. Eine Frau, mit der man sprichwörtlich “ Pferde stehlen kann”, oder eben “Kunstprojekte verwirklichen”. Christine Vogt möchte bewirken, dass Kunst lebendig wird für die Menschen die “ihr” Museum besuchen. Die künstlerische Projektarbeit mit Kindern und Jugendlichen macht ihr ebenfalls großes Vergnügen und ist ein überaus wichtiges Anliegen. Christine Vogt schaut auch gerne mal über den “Tellerrand”, im Klartext, in andere Museen hinein. Um daraus für sich zu lernen und neue Erkenntnisse zu schöpfen. 2008 ist die Ludwiggalerie in das Netzwerk der 20 RuhrKunstMuseen aufgenommen worden. Von Anfang 2012 bis März 2015 war Christine Vogt, zusammen mit Hans-Günter Golinski vom Kunstmuseum Bochum, Sprecherin dieses Verbunds. Im Jahr 2016 wurde sie in die Jury des Comic-Salons in Erlangen berufen.

Ich habe hier ein tolles Team, auf das ich gewaltig stolz bin

Wichtig für das Gelingen ist aber auch der ganzheitliche Ansatz dabei. Die Direktorin hat, nach eigener Aussage, ein tolles Team hinter sich. Ohne dieses zupackende und professionelle Team ginge solch eine Höchstleistung bestimmt nicht. Christine Vogt mag es bunt und multikulturell. Sie ist kulturell gut vernetzt und sie fühlt sich durch die Stadt Oberhausen gut unterstützt. Ein Freundeskreis unterstützt das Museum ebenfalls in vorbildlicher Weise. Und eines ist wohl das wichtigste.

Die Freude an der Arbeit ist der Schlüssel

und mit viel Herzblut. Die nächsten Austellungen sind schon in Planung. Dazu nur so viel: Es bleibt spannend. Alle wichtigen Ausstellungen werden übrigens von Frau Dr. Vogt mit wissenschaftlichen Publikationen begleitet.
Christine Vogt hat noch viele Pläne. So, zum Beispiel, eine noch stärkere Gewichtung von Cartoons und Comic im Museum Ludwiggalerie. Vielleicht sogar umgesetzt in einer musealen Dauerausstellung.

Eines ist schon jetzt für mich sicher: Welches Projekt Frau Dr. Christine Vogt auch angeht, sie wird es verwirklichen. Das ist meine feste Überzeugung. Und ich kenne sie gerade erst mal eine gute Stunde.

Christine Vogt liebt das Fahrradfahren, vor allem mit ihrem Mann Thomas, sowie Aktivitäten und gute Gespräche, zusammen mit ihren Oberhausener Freunden. Aber natürlich denkt sie des öfteren auch an ihre “Sauerländer Wurzeln” zurück. So oft es geht besucht sie daher ihren Vater in Herdringen. Familiäre Bindungen sind ihr wichtig. Aus dem Sauerland heraus hat sie, gefördert von ihrer Familie, ihre unvergleichliche Karriere begonnen. In Oberhausen hat sie ihre Heimat gefunden.

Herzblut, gepaart mit großem Sachverstand. Das alles aus dem Sauerland! – Portrait Dr. Christine Vogt. Direktorin und Kuratorin der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen.