Ein riesiges, grünes Grundstück, darauf ein altes Ritterhaus. Eine Insel voller Bäume, ein Teich, in dem Enten schwimmen. Man mag kaum glauben, dass sich dieses Paradies nur wenige Meter neben der Hauptstraße zwischen Belecke und Mülheim befindet. Leider wurde das Schloss Welschenbeck selbst während der Soester Fehde zerstört; von der umfangreichen Burganlage blieb nur das langgestreckte Wohngebäude mit Turm übrig.
„Es ist wirklich idyllisch hier!“ Michael Sprenger, Ortsheimatpfleger von Belecke, erinnert sich auch gern an die Zeit, als in Haus Welschenbeck noch von der Familie Knippschild ein Restaurant betrieben wurde. Das war von 2002 bis 2012. „Allein das Public Viewing hier draußen zu Fußball-Weltmeisterschaft“, schwärmt er. Wie es hier im Mittelalter ausgesehen hat, können wir leider nur erahnen. Das über fünf Hektar große Grundstück war früher Landsitz verschiedener westfälischer Adelsgeschlechter.
Zerstörung und Aufbau
Erstmals urkundlich erwähnt wurde Welschenbeck 1222. Damals befand es sich im Besitz des Erzbischofs Engelbert I. von Köln. Dessen Nichte, die Gräfin Walburg Kessel, brachte den Besitz in ihre Ehe mit Berthold von Büren ein. 1445 wurde das Schloss dann im Zuge der Soester Fehde (1444-1449) zerstört und alle Einwohner erschlagen. 1450 bis 1465 war Welschenbeck ein Lehen des Heidenreich von Plettenberg, anschließend wurde es an Dietrich von Erwitte verkauft. Um 1600 wurden einige Neubauten hinzugefügt, während des 30-jährigen Krieges (1618-1648) wurde wieder nahezu alles zerstört und erneut wieder aufgebaut. Elisabeth Maria Ursula von Erwitte brachte das Haus 1654 in die Ehe mit Gottfried Arnold von Doornik mit. Die Erbin des Hauses, Maria Elisabeth, heiratete 1765 Adolph von Nagel und begründete so die Familie Nagel-Doornik.
Heute lebt Frank Schmidt-Matull mit seiner Frau Tanja und den beiden Kindern in Haus Welschenbeck.
Idylle an der Möhne
„Alles sagen immer, wie schön wir es hier haben“, erzählt Frank Schmidt-Matull. „Aber es ist auch sehr viel Arbeit.“ So gibt es kaum ein Wochenende, an dem seine Frau und er sich nicht der Pflege des Anwesens widmen. Beobachtet werden sie dabei von dem freilaufenden Hahn mit seiner Hühnerschar. Oder auch dem ein oder anderen tierischen Patienten. „Wir hatten hier auch schon Pferde und sogar einen Strauß zu Gast.“
Auch menschliche Besucher sind hier gern gesehen: zweimal die Woche üben die Bogenschützen auf dem Grundstück, der Teich wird oft von Anglern benutzt. „Da, wo jetzt die kleine Insel ist, stand früher das Schloss“, erzählt Herr Schmidt-Matull. „Den Teich und das alles hat der Baron dann 1950 anlegen lassen.“
Weiter säumt die Möhne das Grundstück auf einer Gesamtlänge von zwei Kilometern. Denn Wasser spielt auf dem großen Anwesen eine wichtige Rolle. „Das Haus steht auf Pfählen und muss ständig bewässert werden“, weiß Michael Sprenger. Frank Schmidt-Matull ergänzt: „Das liegt an der damaligen Sandsteinkombinationsbauweise. Das Haus muss ständig nass gehalten werden. Würde es austrocknen, würde es Risse bekommen und einfach in sich zusammenfallen.“
Woher der Name „Welschenbeck“ kommt, kann man übrigens nur raten. Vielleicht weist der Wortteil „-beck(e)“ wie so oft auch hier auf einen Bach hin. Und wenn man dort steht, das Ritterhaus zur Linken, Teich und Insel zur Rechten, und überall Bäume, Wiesen und das Plätschern des Wassers, dann erscheint der Klang des Namens gerade richtig für dieses idyllische Fleckchen Erde.