Haus Teiplaß – das Herzstück von Sichtigvor

Wer als Ortsfremder im Internet die Schützenbruderschaft St. Georg 1833 e. V. Sichtigvor sucht, mag sich wundern: Er wird nicht etwa zu einer Schützenhalle, sondern zu „Haus Teiplaß“ geführt. Das Gebäude ist nicht nur Heimat für die Schützen, sondern auch Wirkungsstätte zahlreicher anderer Vereine. Es ist das kulturelle Herzstück von Sichtigvor. 

Baubeginn 1959 

Alles begann 1928. Der bisherige Versammlungsort der Sichtigvorer, „Beckmanns Saal“, wurde zu einem Konsum. Man behalf sich mit dem Saal in der 1. Etage von Schröders Gaststätte. „Als die in den 1950er Jahren auch schließen musste, drängte die Bevölkerung auf ein gemeinschaftliches Haus“, erinnert sich Wilhelm Hecker. Der Ortsheimatpfleger von Mülheim, Sichtigvor und Waldhausen hat sich ausführlich mit der Geschichte von Haus Teiplaß auseinandergesetzt. „Es setzte sich dann der Plan für eine größere Mehrzweckhalle durch.“ Die Sichtigvorer Schützenbruderschaft unterstützte den Bau mit 20.000 DM. Dennoch drohte das Vorhaben zu scheitern: Mit 450.00 DM angesetzt, erschien der Bau der Regierung Arnsberg zu teuer. Bürgermeister Joseph und Amtsdirektor Hense erkämpften dann die Genehmigung einer auf 350.000 DM reduzierten Version und sicherten zudem Fördermittel in Höhe von 100.000 DM. Die Grundsteinlegung fand am 19. November 1959 statt. 

Dauerhaftes Nutzungsrecht für die Schützen 

„In einem Vertrag vom 18. April 1960 sichert die Gemeinde den Schützen ein dauerndes Nutzungsrecht zu“, erzählt Wilhelm Hecker. Auch an der weitern Geschichte von Haus Teiplaß hatte die Schützenbruderschaft einen hohen Anteil. Da die Halle für die zahlreichen Besucher der Schützenfeste nie genug Platz geboten hatte und andersherum für manche Feiern zu klein war, sollte ein mittelgroßer Raum angebaut werden. Die Gemeinde Sichtigvor übernahm die Kosten des Baus, den aufwendigen Innenausbau aber leisteten die St. Georg Schützen. Dafür erhielten sie ein Nutzungsrecht bis 2080. Die „Kulturhalle“ wurde am 29.9.1974 eingeweiht. 

Eigentümer: Die Stadt Warstein 

1975 wurde die Stadt Warstein neu gebildet. Die bis dahin selbstständige Gemeinde Sichtigvor wurde eingegliedert und Haus Teiplaß 1975 ging in den Besitz der Stadt Warstein über. Das Nutzungsrecht blieb den Sichtigvorer Schützen jedoch erhalten. 

„Die Schützenbruderschaft ruhte sich nicht auf den Lorbeeren ihrer Bauleistungen aus, sondern übernahm im Alleingang zahlreiche weitere Ausbauten und Verbesserungen“, betont Wilhelm Hecker. Auch der Karnevalsverein, der seit 1967 alljährlich seine Kappensitzung in dem Gebäude feiert, zeigte, wie sehr ihm Haus Teiplaß am Herzen liegt: 2006 zogen die Mitglieder in Eigenleistung eine neue Decke im Hauptgebäude – und sicherten sich so ein Nutzungsrecht bis 2040. 

Haus Teiplaß als Flüchtlingsunterkunft 

Wilhelm Hecker
Wilhelm Hecker

Ob Schützenfeste, Karnevalsveranstaltungen, Konzerte, Heimatabende, Basare, Familienfeste, Märkte oder Sporttreffen: Haus Teiplaß bietet allen ein Zuhause. Und das sogar im wahren Sinne des Wortes: Im Zuge der Flüchtlingswelle 2015 beschloss die Stadt Warstein, Haus Teiplaß als Unterkunft zu nutzen. Von Ende November 2015 bis September 2016 lebten dort knapp 100 Geflüchtete in 26 Wohnkabinen. Währenddessen mussten die Vereine auf Ausweichmöglichkeiten zurückgreifen. 

„Haus Teiplaß hat eine große Bedeutung für uns in Sichtigvor“, befindet Wilhelm Hecker. Und woher Haus Teiplaß seinen Namen hat, weiß er auch: „‘Teiplaß’ ist der alte Name von Sichtigvor. Er bedeutet ‚Ziegelplatz‘“.