Handwerker mit Leidenschaft

Es ist laut, es ist warm, es ist stressig – aber es duftet ganz wunderbar und dann sind die Teller auch schon bereit, rausgeschickt zu werden – angerichtet, wie kleine Kunstwerke, die darauf warten, alle Sinne ihrer Adressaten zu verzaubern. Das ist die Aufgabe eines Kochs. Und genau so einer wird Marwan Al Hmeidi. Der 36-Jährige liebt alle Facetten dieser Arbeit und in einer Hotelküche eines 5-Sterne-Hotels ist das natürlich nochmal eine ganz besondere Aufgabe.

Geboren wurde Marwan Al Hmeidi in Syrien. 16 Jahre ist es inzwischen her, dass er das letzte Mal in Syrien war. 12 Jahre hat er mit seiner Familie in Dubai gelebt und gearbeitet. Vor vier Jahren kam er dann nach Deutschland. „Das erste Jahr war natürlich nicht ganz so leicht. Ein neues Land, die Sprache fehlte. Ich fühlte mich beinahe wieder wie ein Kind, das alles neu lernen musste.“ Um die Sprachbarriere zu überwinden, ging Marwan Al Hmeidi zu einem Deutschkurs. „Aber ein Sprachkurs reicht nicht, wenn man eine neue Sprache lernen will. Man muss vor allem ins Sprechen kommen. Aber das war – auch aufgrund der Pandemie – nicht so leicht. Daher informierte ich mich darüber, wie ich eine Ausbildung machen könnte und dort mit anderen sprechen zu können und zu müssen.“Als gelernter Konditor war sein erster Gedanke natürlich, auch hier in Deutschland in diese Richtung zu gehen. „Aber wenn ich durch die Straßen lief, dann sah ich nur sehr wenige Konditoreien, stattdessen viele Bäckereien. Als ich jedoch der Mitarbeiterin der Stadt, die mir mit allem Bürokratischem half, um das ich mich kümmern musste, Fotos davon zeigte, was ich als Konditor gemacht hatte, empfahl sie mir, in eine Hotelküche zu gehen und Koch zu werden.“ Ihm gefiel die Idee. Er bekam einen Platz an der Berufsschule in Bad Berleburg, wo er zunächst nur vor Ort in der Küche übte. Dann kam das erste Praktikum. „Ich wollte gerne an einem besonderen Ort arbeiten. Und so fing ich dann in der Küche vom Hotel Deimann in Schmallenberg- Winkhausen an.“ Am Ende dieser drei Wochen, fragte der Küchenchef, ob er weiter mit ihm arbeiten wolle. „Das wollte ich natürlich. Ich unterschrieb den Vertrag und jetzt bin ich schon im dritten Lehrjahr.“

Ohne Fleiß, kein Preis

In der Schule gibt es unterschiedliche Fächer: Neben typischen Schulfächern wie Englisch oder Politik, geht es natürlich auch darum, wie man in der Gastronomie richtig wirtschaftet. Dazu gibt es auch einen praktischen Teil, bei dem auch außerhalb der Arbeit im Ausbildungsbetrieb gekocht wird. „In der Küche im Hotel sind die Aufgaben ganz vielfältig. Auch Konditorei ist hier ein Thema, und natürlich ein mehrgängiges Menü von der Vorspeise bis zum Dessert, mit Fleisch, vegetarisch oder vegan.“

Es ist ein Beruf mit Zukunft, einer der immer und überall gebraucht wird: „Als Koch hat man so viele Möglichkeiten. Man kann in ganz verschiedenen Einrichtungen arbeiten, angestellt oder selbstständig – und an jedem Ort der Welt.“ Aber: Es ist wichtig, dass man liebt, was man tut. Die Produkte, das Handwerk. Einige Stunden am Tag ist es nämlich auch sehr stressig in der Küche. Da kommen dann schonmal 200 Bestellungen auf einmal rein, die so schnell wie möglich serviert werden sollen. Aber mir macht das Spaß.“ Spaß macht ihm vor allem auch die Zusammenarbeit mit seinen Kollegen, die alle mit derselben Leidenschaft dabei sind wie er. Dass man diese braucht und vor allem auch Disziplin, das sieht Marwan Al Hmeidi daran, dass einige seiner Kollegen in der Schule, mit denen er angefangen hatte, nicht mehr da sind. „Gerade die jüngeren haben ich Ziel noch nicht so fest vor Augen. Aber es ist nun einmal so: Ohne Fleiß, kein Preis. Ich bin jetzt 36 Jahre alt, wenn ich noch einmal so jung sein könnte, dann würde ich mich auch an einigen Stellen mehr anstrengen, weil ich weiß, was ich will.“

Erfahrung sammeln

Marwan Al Hmeidi lebt mit seiner Frau und seinen vier Kindern heute in Bad Berleburg. Jeden Tag fährt er etwa 45 Minuten zur Arbeit. „Aber das macht mir gar nichts. Denn mein Arbeitsweg ist wunderschön. Ich mag die Natur auf dem Weg von Bad Berleburg nach Schmallenberg. Es gibt viele Menschen, die so etwas nur im Urlaub sehen und ich sehe es jeden Tag. Ab und an entdecke ich Tiere am Straßenrand. Und ich liebe den Winter im Sauerland, wenn alles weiß ist. Das kannte ich vorher nicht. In Dubai waren es teilweise 50 Grad. An Schnee ist da natürlich gar nicht zu denken.“

Nach der Ausbildung möchte Marwan Al Hmeidi gerne erst einmal im Hotel Deimann bleiben, noch mehr Erfahrungen in der Küche sammeln und weiter lernen, das Handwerk und die Sprache. „Irgendwann würde ich mich gerne selbstständig machen, wie ich es in Dubai auch schon getan habe, am liebsten auch in der Region, denn ich sehe hier großes Potential und lebe sehr gerne hier.“