
Quelle: Michael Wegner
Michael Wegners langer Weg als Musiker
Wenn der selbstständige Dachdeckermeister Michael Wegner zur Gitarre greift, ist das nicht nur ein Hobby – es ist sein Leben. Schon als Kind wurde er von seiner älteren Schwester in die Welt der Musik eingeführt, als sie ihm mit elf oder zwölf Jahren die ersten Gitarrengriffe zeigte. Doch den entscheidenden Anstoß gab ihm seine Schule: die Gesamtschule Kierspe. Seitdem ist viel passiert: unendlich viele Stunden im Studio, mehrere CDs und Liveauftritte, nicht nur im Sauerland.
„Meine Schule wollte die Künste fördern – Bildhauerei, Töpferei, Malerei und eben auch Musik. Und es war eine der wenigen Schulen, die eine Beat-Band formieren konnten“, erinnert Michael Wegner sich. Mit elektrischen Gitarren, Verstärkern und einer engagierten Schul-AG begann seine musikalische Reise. Dort studierte er gemeinsam mit Gleichaltrigen moderne Songs der Glamrock-Ära ein und trat bald regelmäßig in der Schulaula auf. „Da passten 800 bis 1.000 Leute rein – das war schon aufregend.“ Diese Auftritte fanden zunächst in den großen Pausen statt, entwickelten sich aber rasch weiter, sodass die Band bald auch an anderen Schulen und sogar in anderen Städten wie Witten, Hagen und Schwelm spielte.
Der erste große Moment kam, als die Band bei einer Gala mit namhaften Schlagersängern auftreten durfte. „Graham Bonney wollte nicht nur Playback singen, sondern suchte eine Live-Band. Unser Musiklehrer sagte: ‚Na klar, die Jungs können das! Was wollt ihr hören?“ Für Wegner und seine Bandkollegen war es ein einzigartiges Erlebnis: „Wir durften in den Backstage-Bereich, erlebten hautnah, wie eine Show organisiert wird – das war natürlich unheimlich aufregend.“ Dieser Auftritt hinter den Kulissen einer echten Bühnenshow war der entscheidende Moment für ihn. „Da war mir klar: Ich werde Rockmusiker, ich werde Gitarrist und Sänger“, sagt er mit einem Schmunzeln.
Vom Traum zur Realität
Doch dann kam der Bruch: Das Schulende bedeutete auch das Ende der Band. „Das war eine große Ernüchterung“, gibt er zu. Zwar hatte er durch einen WDR-Film erste Bekanntheit erlangt, aber seine Lehrer warnten ihn eindringlich: „Es gibt viele, die mit 50 immer noch in vernebelten Kneipen für ein paar Mark spielen und nichts gelernt haben.“ Also absolvierte er eine Ausbildung – mit dem Hintergedanken, die Musik später wieder aufzugreifen.
Nach Wehrpflicht, Beruf und finanzieller Absicherung war es 1985 endlich soweit: Er gründete die Michael-Wegner-Band, die bis 1990 mit deutschsprachigem Rock durch die Region tourte. „Wir wollten in die Liga von Maffay und Lindenberg.“ Die Band spielte eigene Stücke, inspiriert vom deutschen Rock der 80er Jahre, und entwickelte sich zu einer festen Größe im Märkischen Kreis.
Aber erst 2014 konnten die besten Songs der Band auf einer CD verewigt werden – aufgenommen in Portugal, in einem gemieteten Häuschen mit Pool. „Da haben wir zehn Tage Rockstars gespielt“, lacht er. Die CD „Auf die Dauer hilft nur Power“ erschien 2016.
Mit neuen Songs ins Rampenlicht
Als die Corona-Pandemie kam, er nur alleine in seinem Studio werkeln konnte, begann er all die Songs, die er in den vergangenen Jahren geschrieben hatte, aufzunehmen. Doch sein Produzent Mike Jordan war nicht überzeugt: „Mit dem Material kann ich nichts anfangen. Ich habe einen Ruf zu verlieren.“ Also lernte Wegner, professionell aufzunehmen, und so entstand die „Schweinehund“-CD, die 2021 mit großer Resonanz veröffentlicht wurde. „Beim Release in Halver im Werkhof war die Bude voll und wir wiederholten den Auftritt noch einmal.“
Die eigenen Stücke kamen hervorragend an und so folgten weitere Auftritte, unter anderem beim Stadtfest in Kierspe vor ein paar Tausend Menschen.
Heute arbeitet er an einem neuen Album. Die Songs schreibt er wie immer selbst. „Meine Texte sollen die Zuhörer inspirieren und motivieren, dieses Leben zu feiern – es gibt ja nur eins.“ Gleichzeitig sucht er händeringend einen neuen Schlagzeuger, um die neuen und die alten Songs auf die Bühne zu bringen.
„Wir spielen nicht nur meine Songs, sondern auch deutsche Rock-Cover, um das Programm aufzulockern. Also, wer Lust hat – melde dich!“ Die Suche nach einem geeigneten Musiker gestaltet sich jedoch schwierig, da die Musikszene nach der Pandemie stark geschrumpft ist. „Viele Locations sind verschwunden und viele Bands haben sich aufgelöst. Früher gab es zahlreiche Gelegenheiten für Live-Auftritte, heute muss man oft weite Strecken nach Köln oder Dortmund fahren – und zahlt vielleicht sogar noch drauf.“
Musik als Lebenselixier
Trotz seines Alters sieht er sich weiterhin auf der Bühne. „Klar, meine Frau sagt manchmal: ‚Schau mal in deinen Ausweis, du bist über 60!‘ Aber die Musik hält mich jung.“
Für ihn bleibt die Musik der wichtigste Teil seines Lebens. „Wenn ich einen Tag nicht Gitarre spiele, fehlt mir etwas. Wenn ich auf eine einsame Insel müsste – ich wüsste genau, welche Gitarre ich mitnehme.“ Und dass er ohne seine Frau Anne all das nicht hätte schaffen können, weiß er auch: „Sie hat mich immer unterstützt, sie hat mich machen lassen. Das ist nicht selbstverständlich – und dafür bin ich ihr unendlich dankbar.“