Prominente und Zeitzeugen, Menschen, die für Schlagzeilen sorgten und diejenigen, die mehr im Stillen wirkten: Sie waren bekannt und standen in der Öffentlichkeit wie der viel zitierte „bunte Hund.“ Doch an ihnen ist die Zeit nicht spurlos vorübergegangen. Oftmals ist es um sie stiller oder gar still geworden. Und so stellt sich so mancher, der sie oder ihn kannte, die Frage: „Was macht eigentlich … ?“ Das WOLL-Magazin will dieser Frage nachgehen.
Beginnen wollen wir heute mit dem ehemaligen Kreisheimatpfleger Günther Becker, der am 21. Mai diesen Jahres seinen 90. Geburtstag feierte.
Günther Becker
Generationen von Schülerinnen und Schülern des städtischen Gymnasiums in Lennestadt kennen Günther Becker als akribischen Lehrer für Geographie und Deutsch. Für Heerscharen von Heimatforschern und heimatinteressierten Laien war und ist der ehemalige Kreisheimatpfleger Günther Becker der Inbegriff fachlicher Kompetenz, unermüdlichen Fleißes und einer stetigen Hilfsbereitschaft. Am 21. Mai feierte der Altenhundemer an seinem Geburts- und Wohnort im engsten Kreis seiner Familie seinen 90. Geburtstag.
„Gesundheitlich darf ich mich wirklich nicht beklagen“, so der Jubilar. In seinem Alter habe er es zwar mit dem ein oder anderen Zipperlein zu tun, doch insgesamt fühle er sich besser als mit 60 Jahren. Damals schied er aus gesundheitlichen Gründen aus dem Schuldienst aus.
Dem passionierten Heimatforscher und -pfleger interessierten nicht nur Land und Leute sowie Historie und Geographie seiner Heimat, ihn zog es, als leidenschaftlicher Geograph, regelmäßig hinaus in die Ferne. Stets an seiner Seite seine Ehefrau Cilly. „Wir haben gemeinsam die ganze Welt erkundet mit nur zwei Ausnahmen: Indien und Südamerika. Diese Teile der Erde haben mich weniger interessiert“, so Becker. Ob Kanada, die USA oder Island, Südafrika oder Australien, der ferne Osten mit China, Hongkong und Singapur oder natürlich ganz Europa, alle Himmelsrichtungen und Vegetationszonen wurden von dem Sauerländer Ehepaar ausgiebig erkundet. Ein absoluter Höhepunkt dabei war eine der legendären VolksbankReisen, die in mehreren Etappen rund um die Erde führte.
Nach dem rastlosen Leben früherer Jahrzehnte lässt es Becker inzwischen etwas ruhiger angehen, genießt seinen wohlverdienten Ruhestand. Nur zu gerne erinnert er sich an seine Wanderungen kreuz und quer durch Deutschland. Acht unternehmungslustige Herren des Jubiläumskomitees der 750-Jahr-Feier der Burg Bilstein hatten 1975 einen Stammtisch gegründet, der regelmäßig auf Wanderschaft ging: „Wir haben auf 30 Touren Deutschland vom Harz bis in die Alpen erwandert.“ Aus dem Oktett ist mittlerweile durch sechs Sterbefälle ein Duo geworden, mit Günther Becker teilt nur noch Klaus Schleime die schönen Erinnerungen.
Heimatliebe
Wie groß Beckers Ansehen auf wissenschaftlichem und heimatgeschichtlichem Sektor war, beweist die Vielzahl seiner Auszeichnungen und Ehrungen. Nach der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes 1996 und des Kulturpreises des Kreises Olpe ein Jahr später folgte 2008 die Auszeichnung mit dem Förderpreis für westfälische Landeskunde des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe. Als Nachfolger von Theo Hundt wurde Becker 1977 zum Kreisheimatpfleger berufen. Ein Amt, das er sage und schreibe 25 Jahre ausübte. An der Gründung des Kreisheimatbundes im Jahr 1980 war er maßgeblich beteiligt. Er wurde auch dessen erster Geschäftsführer. Eine entscheidender Rolle spielte er auch bei der Entwicklung der „Heimatstimmen aus dem Kreis Olpe“. Bis zum heutigen Tage lektoriert Becker heimatgeschichtliche Publikationen, darunter vor allem solche der Stadt Olpe. Dabei blickt er besonders dankbar auf eine jahrzehntelange freundschaftliche Zusammenarbeit mit dem Olper Stadtarchivar Josef Wermert.
Nahezu rekordverdächtig ist die ungeheure Arbeitsintensität des inzwischen 90-Jährigen. So listet das Olper Stadtarchiv für den damals 65-Jährigen in den 39 Jahren zuvor folgende Publikationen auf: 741 Literaturtitel, 28 Monographien, 219 Beiträge und 490 Besprechungen.
Die Anzahl der Veröffentlichungen in den letzten 25 Jahren muss noch erfasst werden, geht aber ebenfalls in die Hunderte. Becker: „Wie viele es sind, kann ich noch nicht einmal genau sagen. Eines steht aber auf jeden Fall fest: Meine Leidenschaft für die sauerländische Heimat, ihre Geschichte und ihre Menschen ist bei mir bis zum heutigen Tag ungebrochen.“