Günne lebt von der Verbindung von Altem und Neuem

Foto: Matthias Koprek

Günne, ein Ort mit rund 2.000 Einwohnern, ist vielen Menschen von nah und fern ein Begriff. Mit der Sperrmauer als Besuchermagnet zieht das idyllische Örtchen in der Gemeinde Möhnesee viele Touristen an. Doch Günne hat mehr zu bieten als nur die imposante Talsperre. Die Verbindung von Altem und Neuem, historisch bedingte  Veränderungen und eine vielfältige Natur am Rande des Ortes – und ein Quäntchen Humor – machen Günne zu einem Dorf mit vielen Facetten. 

Fährt man in den Ort hinein, stellt man schnell fest, dass Günne ein Dorf voller Kontraste ist. Altehrwürdige Fachwerkhäuser in der Dorfmitte zeugen von der Baukunst vergangener Jahrhunderte, traditionelle Höfe erinnern noch heutzutage an die von Landwirtschaft geprägte Vergangenheit. Diesen verzierten, schmucken Häuschen stehen geräumige moderne Einfamilienhäuser gegenüber: Vergangenheit trifft Neuzeit – das trifft wohl eindrucksvoll auf den rund 2.000 Einwohner zählenden Ort zu. 

„Günne besteht aus dem Ursprünglichen und dem, was neu hinzugekommen ist.“ 
Egbert Nölle, Ortsvorsteher 

„Im Kerndorf findet man alte Gassen und Häuser mit kleinen, schön angelegten Gärten. Das ist sowohl im Altdorf Günne mit seiner markanten Kirche als auch in Brüningsen der Fall. Dort ist es sehr beschaulich. Das Dorf ist dann immer mehr nach außen hin gewachsen“, erklärt Ortsvorsteher Egbert Nölle. Die wohl ausgeprägteste Veränderung für Günne sei jedoch der Bau der Sperrmauer Anfang des 20. Jahrhunderts gewesen. Und auch die Möhnekatastrophe im Jahr 1943 habe das Ortsbild beeinflusst. „Der Ausgleichsweiher beispielsweise war vor der Möhnekatastrophe nur etwa ein Drittel so groß wie jetzt“, betont Nölle. Hinweisschilder am Ausgleichsweiher erinnern an die ursprüngliche Ortsansicht. Zwei Denkmäler – eines direkt an der Sperrmauer für alle Opfer der Möhnekatastrophe und eines im Ortskern für die Gefallenen der beiden Weltkriege und die 53 Einwohner Günnes, die der Bombardierung der Sperrmauer zum Opfer fielen – dienen als Gedenkorte. „Heutzutage ist die Fläche rund um die Sperrmauer sehr touristisch geprägt. Und der Sportplatz befindet sich gegenüber vom Ausgleichsweiher. Viel Wohnbebauung gibt es dort in der heutigen Zeit nicht “, stellt der Ortsvorsteher heraus. Die Veränderungen des Ortes durch einschneidende Ereignisse und die weitere Ausdehnung durch Neuansiedlung seien aber genau das, was Günne ausmache. „Günne besteht aus dem Ursprünglichen und dem, was neu hinzugekommen ist.“ Charakteristisch für den Ort am Möhnesee sei aber, dass trotz aller Veränderungen eine Verstädterung nicht eingetreten sei. „Günne ist immer ein Dorf geblieben“, freut sich Egbert Nölle. 

Foto: Matthias Koprek
Foto: Matthias Koprek

„Da sind die Füchse wieder am schmäuken.“ 
Egbert Nölle, Ortsvorsteher 

Ein Dorf, für das neben bedeutender Architektur vor allem auch die Naturverbundenheit prägend sei. Die Berglage des Dorfes, der Möhnefluss und der sich am Rande des Ortes weitläufig erstreckende Arnsberger Wald machen das Dorf zu einem Ort mitten in der Natur. Diese Naturvielfalt biete vor allem auch den Einwohnern, die eher für sich sein möchten, Möglichkeiten zum Abschalten, fern von durch Touristen hochfrequentierten Gebieten und dem gut funktionierenden Dorfleben. Dieser Tipp gilt jedoch für jedermann: „Von dem Ortskern von Günne hat man einen schönen Ausblick ins Tal und von Brüningsen ebenfalls. Man schaut entweder von Nord nach Süd oder von Süd nach Nord“, sagt der Ortsvorsteher begeistert. 

Auch einige alte Sprüche und Weisheiten zeugen von der Verbundenheit zur Natur. So weiß zumindest der Ur-Günner bei Nebel und Regen genau was Sache ist: „Wir sagen immer, wenn der Nebel morgens über dem Arnsberger Wald heraufsteigt, dann gibt es in drei Tagen Regen, wenn er heruntergeht, dann gibt es beständiges Wetter“, berichtet Nölle schmunzelnd über eine typisch Günner Weisheit. Und jeder Ur-Günner wird wohl auch schon einmal folgenden Satz gesagt haben, wenn nach längerem Regen aufsteigende Nebenschwaden zu sehen waren: „Da sind die Füchse wieder am schmäuken.“ 

Lustige Sprüche – und auch lustige Taten –  sind typisch für Günne. Im Ort stehen an einigen Stellen alte Haltestellenschilder, die zu Ehren ehemaliger Schützenpaare aufgestellt wurden. „Ein Gag, der sich durch den Ort zieht. Irgendwer hat mal herausgefunden, wo man alte Haltestellenschilder herbekommt. Die Schilder mit Namen und Jahreszahl  werden seitdem dem Königspaar am Ende der Amtszeit von den Nachbarn geschenkt.“ Die „Königsallee“, eine kleine Gasse im Ort, beherbergt direkt mehrere ehemalige Schützenpaare. Diese lustige Idee diene selbstverständlich auch der Anerkennung für das, was das Königspaar in seiner Amtszeit für den Ort angestoßen habe. 

Foto: Matthias Koprek
Foto: Matthias Koprek

Günne – ein Ort, der Altes schätzt und offen für Neues ist. Ein Ort, der durch viele Veränderungen, zu dem geworden ist, was er heute ist und von dieser Vielfalt lebt.