Grunau Baby IIb – fliegen wie anno dazumal

Die große Zeit des Schürener Flugplatzes soll nicht vergessen werden 

Die letzten Arbeiten sind erledigt. Die Prüfer waren da und die Genehmigung zum Flugbetrieb wird in den nächsten Tagen erwartet. Stolz und voller Vorfreude präsentieren die Mitglieder des Historischen Flugsportvereins ihr altes Holzflugzeug, in dessen Restaurierung sie unzählige Arbeitsstunden, Mühe und Schweiß und auch viel Geld investiert haben: ihr Grunau Baby IIb. Mit dem Segelflugzeug aus dem Jahr 1954 werden wir Sauerländer künftig beim Blick in den Himmel immer mal wieder an Schürens bemerkenswerte Historie erinnert.  

Blicken wir jedoch zunächst weit zurück. Im Jahr 1930 kehrte der Stockhausener Arnold Flues nach seinem Studium als Lehrer zurück nach Meschede. Im Gepäck hatte er seine neu entstandene Begeisterung und das Know-how fürs Segelfliegen. Die noch in den Kinderschuhen steckende Luftsportart machte nun auch im Sauerland von sich reden. Es fanden sich schnell einige abenteuerlustige Männer aus der näheren und weiteren Umgebung, die bei Flues Flugstunden nahmen und gemeinsam mit ihm an dem klapperigen Flugzeug werkelten. Das Geld für das benötigte Material – man bedenke die Zeit – werden sie sich quasi vom Munde abgespart haben.  

Mitglieder des Vereins vor dem alten Lernflugzeug (Schulgleiter): Bodo Kirtz, Frank Hofmann, Ute Kirtz-Hackenberg, Jonas Hoffmann, Jörg Kirtz und Katharina Milke (v.l.)

6.000 Zuschauer beim Flugtag am Sündelt 

Dann die Sensation: Meschede stand Kopf, als zu Pfingsten 1932 anlässlich eines Flugtages am Sündelt rund 6.000 Zuschauer die tollkühnen Segelflieger sehen wollten. Die wachsende Popularität machte eine geeignete Heimatbasis für den Segelflugsport erforderlich. Bauer Grewe aus Schüren zeigte ein Herz für die jungen Flieger und stellte mit seinen Bergwiesen ein ideales Areal zur Verfügung, wo nicht nur geflogen werden konnte, sondern auch eine Flugschule entstand. Kost und Logis, z. T. im Heu, gab’s bei Grewes oder in Herbergen in der Nähe. Später wurden Hallen und Baracken gebaut. Bereits im Jahr 1932 waren hier im ansonsten eher beschaulichen Schüren stets rund 300 junge Flugschüler gleichzeitig untergebracht.  

Erinnerungen sollen lebendig bleiben 

Wer heute den Flugplatz in Schüren besucht, kann dessen früheren Ruhm nur noch erahnen. Neben wenigen kleinen Chartermaschinen dient er im Wesentlichen den Freizeitfliegern, sowie als Standort der Flugschule. Damit jedoch die alten Geschichten nicht in Vergessenheit geraten, gründeten Interessierte 2018 den Historischen Flugsportverein Meschede, der sich für den Erhalt des alten Gebäudes einsetzt und die Erinnerungen lebendig halten möchte. Jörg Kirtz, Gründungsmitglied und erster Vorsitzender, erzählt: „Wir organisieren Ausstellungen mit unserem alten Lernflugzeug und kümmern uns z. B. um die Aufbereitung und Veröffentlichung des historischen Fotomaterials.“  

Ich bastle mir ein Flugzeug – mit Bauplänen aus der Sonntagszeitung 

Und nun: „Richtig, das eigene Grunau Baby IIb“, so Jörg Kirtz. Sein Bruder Bodo, der Archivar des Vereins, ergänzt: „Diese Segelflugzeuge wurden ab 1930 bis in die 1950er Jahre hinein gebaut. Sie waren damals die weltweit meistgebauten Segelflugzeuge überhaupt.“ Er schmunzelt. „Inspiriert durch die Veröffentlichung der Baupläne in einer Sonntagszeitung fühlten sich seinerzeit auch viele Hobby-Flieger berufen, sich mit viel Fleiß ein eigenes Segelflugzeug zu ‚basteln‘.  Das waren besondere Zeiten. Denken Sie mal an den Rühmann-Film ‚Quax, der Bruchpilot‘, der diese Aufbruchstimmung gut wiedergibt.“ 

In Erinnerung an Bauer Grewe 

„Ganz ohne tollkühnen Aktionismus, sondern mit den Sicherheitsvorschriften der heutigen Zeit, wurde der neue Stolz unseres Vereins in den letzten Monaten so aufbereitet, dass er wieder flugfähig wurde, nachdem er jahrelang in Dänemark auf dem Abstellgleis in Vergessenheit geraten war“, berichtet Bodo Kirtz. „Und zum neuen Start wurde das Schürener Grunau Baby nun auch neu benannt. In Erinnerung an die alten Zeiten und den großzügigen Unterstützer des hiesigen Flugsports haben wir uns für den Namen ‘Bauer Grewe‘ entschieden.“