Naturdenkmal in Gevelinghausen überdauert die Zeit
Die imposante Esche markiert den Beginn eines Baumstreifens inmitten einer landwirtschaftlich genutzten Fläche. Einige Äste hängen fast bis zum Boden herab, so dass der Baum eine hochgewachsene Form annimmt. In diesem Jahr ist die Esche spät dran: An den Ästen haben sich erst zaghaft grüne Triebe gebildet, während Eichen und Lerchen längst im vollen Saft stehen. Laut Sprichwort soll uns daher ein nasser Sommer bevorstehen… Im Hintergrund plätschert die Elpe fröhlich vor sich hin und aus dem Unterholz ertönt ein Knacken. Zwei Rehe wurden von den seltenen Besuchern auf der Wiese aufgeschreckt. Hastig rennen sie über das Feld und suchen Schutz im nahegelegenen Wald.
Ich gebe es zu: Die Einleitung zu diesem Text klingt wie der Auszug aus einem kitschigen Heimatroman. Aber genau das ist uns passiert, als wir die große Wiese hinter der Antoniushütte in Gevelinghausen betreten haben. Sie gehörte einst Karl Josef Freiherr von Wendt, dessen Vorfahren vermutlich vor 200 bis 300 Jahren dort die Esche gepflanzt haben. Die genaue Historie dieses imposanten Naturdenkmals ist schwer zu erfassen. Hans-Theo Körner, der als Dipl. Landschaftsökologe für die Naturdenkmale im Hochsauerlandkreis zuständig ist, hat aber eine Theorie. Er glaubt, dass sie Teil eines Arboretums* war, das vor über zwei Jahrhunderten dort angelegt wurde, um die Baumvielfalt an diesem Ort zu schützen. Genau deswegen hat der Kreis die Wiese und das angrenzende Gebiet vor fünf Jahren erworben und zum Naturschutzgebiet erklärt. Denn neben der Esche finden sich entlang der Elpe viele weitere Bäume aus dem einstigen Arboretum: Buchen, Eichen, Lerchen und sogar Fichten, die sich eindrucksvoll gen Himmel strecken.
Eine seltene Einzelschöpfung der Natur
Naturdenkmale, wie die Esche, sind Einzelschöpfungen der Natur, die besonders selten, alt oder schön sind. Neben Bäumen stehen vor allem geologische Besonderheiten unter dem Schutz des Hochsauerlandkreises, der seine Liste regelmäßig aktualisiert und auch für die Pflege und Erhaltung zuständig ist. Aktuell sind mehrere hundert Naturdenkmale im gesamten HSK gelistet. Eine solche Vielfalt wie in Gevelinghausen ist allerdings äußerst selten – bedenkt man das hohe Alter der Bäume. Oft fallen sie Motorsägen zum Opfer und enden als Feuerholz in unseren Kaminen.
Doch Esche und Co. haben in Gevelinghausen Glück. Sie können sich frei entfalten und werden nicht einmal abgeholzt, wenn sie von Krankheiten befallen sind, verspricht Körner. Damit geht es ihnen besser als vielen anderen Naturdenkmalen, die innerorts oder an Straßen stehen. Sie werden regelmäßig kontrolliert, gestutzt und unter Umständen sogar gefällt. Ob die Esche in Gevelinghausen noch lange in so voller Pracht erstrahlt, ist allerdings ungewiss. Das Höchstalter dieser Laubbäume beträgt etwa 250 bis 300 Jahre. Aber wer weiß, vielleicht überlebt die alte Dame ja noch weitere 200 Jahre?
*Arboretum = Baumpflanzung