Großes Jubiläum: 100 Jahre Tambourkorps Hengsbeck

Tambourkorps Hengsbeck

Von der Knüppelmusik mit „Fliegenschissnoten“ zum professionellen Spielmannszug

Im Jahr 1925 hatten einige Bewohner des kleinen Ortes Hengsbeck eine große Idee. Die Musiker Ferdinand Müller, Josef Molitor, Franz Winkelmann, Josef und Anton Krämer gründeten den Tambourkorps Hengsbeck. Vorbild war die „Knüppelmusik“ im nahegelegenen Ort Kückelheim bei Eslohe. Es sollte der Beginn einer langen Vereinsgeschichte sein.

Ferdinand Müller wurde zum ersten Vorsitzenden ernannt.  Der Verein sammelte zum Start Geld für Trommeln und Flöten. Schon bald konnten die Gründungsmitglieder kleine Volkslieder spielen. Nach und nach kamen weitere Mitglieder hinzu. Im Jahr 1929 nahm der Tambourkorps Hengsbeck an seinem ersten Wettstreit teil – leider noch ohne Erfolg. Aber die Mitglieder nutzten die Teilnahme, um einiges bei den anderen Vereinen abzukupfern.

Nach Kriegszeiten im Oktober 1949 neu gestartet

Während des Zweiten Weltkriegs mussten die Musiker den Spielbetrieb einstellen. Der letzte Auftritt der Vorkriegsbesetzung war am 15. August 1937 auf dem Feuerwehrfest in Cobbenrode. Im Oktober 1949 starteten die Gründungsmitglieder Ferdinand Müller und Josef Krämer einen Aufruf, den Tambourkorps weiterzuführen. Viele junge Hengsbecker und junge Leute aus der Umgebung fanden zusammen und probten von nun an gemeinsam.

Die Schützenfeste in Cobbenrode, Eslohe, Reiste, Wenholthausen und Bremke, bei denen die Hengsbecker Musiker heute noch im Festzug spielen, besuchten sie bereits in den 50er Jahren zum ersten Mal.

Tambourkorps Hengsbeck 1960Quelle: Tambourkorps Hengsbeck
Tambourkorps Hengsbeck 1960

Tambourkorps als Veranstalter des Hengsbecker Schützenfestes

Von 1950 bis 1959 veranstaltete der Tambourkorps alljährlich ein Kinderschützenfest in Beulen Scheune. Das erste Kinderschützenfest in Hengsbeck gab es aber wohl schon im Jahr 1888/89. 1960 wechselte der Veranstaltungsort in die Scheune von Schulte-Berges. Seit 1961 gibt es neben dem Kindervogelschießen auch ein Königsschießen für Erwachsene mit großem Umzug durch den Ort und seit 1975 das Frauenschützenfest im Rahmen der Nachfeier. 

Wie aus Fliegenschissen Noten wurden

In den 70er Jahren besuchten die Ausbilder Theo Bremke Senior, Manfred Krämer und Fritz Pape mehrere Lehrgänge des Volksmusikerbundes, sodass die Ausbildung der Jugendgruppen intensiviert und professioneller gestaltet werden konnte. Im Jahr 1976 begann die Ausbildung einer besonders großen Jugendgruppe mit 35 Jugendlichen. Erstmals waren auch Mädchen dabei. Ab diesem Zeitpunkt spielten die Hengsbecker nach echten Noten und nicht mehr nach „Fliegenschissen“ (aneinandergereihte Punkte, die den Flötisten helfen, den richtigen Griff zu finden). 1979 nahm der Spielmannszug die jungen Leute nach abgeschlossener Ausbildung offiziell in die Stammgruppe auf.
Die Größe dieser Truppe wurde bis heute nie wieder erreicht. Am 20. Mai 2001 unternahmen die aktiven Mitglieder zum ersten Mal einen großen Vereinsausflug. Die Reise ging an den Ballermann auf Mallorca. Dies sollte zur Tradition werden. Alle drei bis vier Jahre wiederholen die Musiker seitdem die Tour auf die Balearen, die den Zusammenhalt fördern soll. Auch mit den Kindern, die sich in der Ausbildung befinden, machen die Ausbilder jährlich schöne Ausflüge in Freizeitparks oder organisieren ein Zeltlager.

Tambourkorps Hengsbeck 1960erQuelle: Tambourkorps Hengsbeck
Tambourkorps Hengsbeck 1960er

Neues Dorf- und Musikhaus in Hengsbeck als eigener Probenraum

Nachdem der Verein zu Beginn in heimischen Wohnzimmern sowie nach dem Krieg in Schulte-Berges Kneipe (Flöten) und Stall (Trommler) probte und dann 1975 in einen Übungsraum in den Keller der Grundschule Eslohe umgezogen war, stand er im Jahr 2008 vor der Entscheidung, sich am Bau eines Dorfhauses in Hengsbeck zu beteiligen. Da die Grundschule bereits öfter angekündigt hatte, den Probenraum gerne für den Unterricht nutzen zu wollen, kam dieser Vorschlag dem Tambourkorps sehr entgegen. 


Gemeinsam mit den Einwohnern der Orte Hengsbeck und Bremscheid gründete der Spielmannszug am 9. Juli 2008 den „Verein zur Errichtung und Erhaltung eines Ge-meinschafts- und Musikhauses“. Die erste Probe im neuen Probenraum fand im Herbst 2009 statt. Aktuell musizieren insgesamt 48 Musikerinnen und Musiker aktiv, davon sind 13 Kinder in der Ausbildung. 16 passive Mitglieder kommen hinzu sowie die drei Ehrenmitglieder Manfred Krämer, Dietmar Stappert und Friedhelm Heberling. Seit 2019 gibt es eine eigenständige Jugendgruppe mit 28 Mitgliedern unter 27 Jahren und eigenem Vorstand. Insgesamt spielt der Tambourkorps heute alljährlich auf acht Schützenfesten im Esloher und Schmallenberger Raum. Hinzu kommt die Teilnahme an der jährlich stattfindenden Veranstaltung „Rund um den Wilzenberg“.

Tambourkorps Hengsbeck 1980er - Schützenfest EsloheQuelle: Tambourkorps Hengsbeck
Tambourkorps Hengsbeck 1980er – Schützenfest Eslohe