
Quelle: Friedhelm Tomba
Die Bergmesse in der Gemeinde Finnentrop: Der „kirchliche“ Blick auf das Rothaargebirge ist seit acht Jahren eine feste Tradition
Text/Fotos: Friedhelm Tomba
Weuspert. Es war eine katholische Liturgiefeier – doch eingeladen waren „alle Menschen guten Willens.“ Die Berg-Tabor Messe, benannt nach der Verklärung Christi auf dem Berg Tabor in Israel, versammelte dementsprechend viele Religionen oberhalb von Weuspert in der Gemeinde Finnentrop. Auf einer Bergwiese mit grandioser Fernsicht stand allerdings unter freiem Himmel nicht nur das Wirken Gottes auf der Verkündigungsliste.
Kapuzinerpater Joachim Wrede (Schliprüthen) nahm als Zelebrant wie gewohnt kein Blatt vor dem Mund und nutzte seine Predigt als Generalabrechnung zur geplanten Windkraftindustrie im oberen Frettertal. Bekanntlich sollen dort mehrere 249 Meter hohe Windräder aufgestellt werden. „Was geht Kirche weltliche Dinge an, werden diejenigen kritisieren, die ihre Eigeninteressen durchsetzen wollen. Genau darin liegt aber der Punkt: Natur hat einen Wert für Menschsein und Religion. Dem Bürger wird vermittelt, dass die Leistungen der Anlagen enorm sind. Schäden für Mensch, Tier und Mitwelt werden kleingeredet.“
Generalabrechnung mit Windkraftindustrie
Nachdem 2014 in der Nähe seiner Klause sieben Windräder aufgestellt wurden, musste Pater Joachim Wrede sein Wohnort bei Borgentreich (Kreis Höxter) aus gesundheitlichen Problemen verlassen. Das alte Pfarrhaus der St. Georgs Pfarrei in Schliprüthen im Sauerland wurde neuen Heimat. „Die typischen Symptome für infraschallsensitive Menschen, die in Nähe von Windkraftanlagen wohnen, wie Schlafstörungen und Beklemmungsgefühle, ließen mir keine andere Wahl. Infraschall, riesige versiegelte Flächen, Zerstörung des Landschaftsbildes, Eingriff in das Grundwasser und Quellbildung: Auf lokale Autoritäten wird Druck ausgeübt. Sie werden in die Enge getrieben, gefügig gemacht und auf Kurs eingeschworen. Wehe dem, der sich kritisch äußert.“

Der kritische Geistliche prangerte auch die „finanzielle Anreize für Waldbauern“ und den dazugehörenden „Katalog der Unverschämtheiten“ heftig an. „Waldbesitzer lassen sich auf perfide Spiele ein und zwar für einen Judaslohn von etwas, was ihnen gar nicht gehört: Der schönen Landschaft. Die Macht der Habgier als Wurzel allen Übels hat fast alle Bereiche fest im Griff. Dabei wäre es so wichtig, Gesellschaft neu zu denken. Ich bin gern bereit in einer gesunden Natur einfacher zu leben als bislang. Ich bin aber nicht dazu bereit, etwas reicher, aber in einer vielfältigen belasteten Umwelt zu leben. Wie werden kommende Generationen unsere Zeit beurteilen? Wir machen uns große Sorgen um die Natur unserer Heimat.“
Habgier als Wurzel allen Übels
Trotz der massiven Kritik am aktuellen politischen Geschehen, fand auch Gott als Schöpfer aller Dinge in Pater Wredes Predigt auch einen festen Platz. „Gott ist ja kein alter Mann mit Bart, der auf einer Wolke sitzt und dem Treiben auf der Welt zuschaut. Er ist die hintergründige Wirklichkeit, die alles ins Leben gerufen hat und erhält. Er ist die Wirklichkeit, die alles trägt und erhält, ist gegenwärtig in allem, scheint durch alles hindurch, lässt entstehen und vergehen, Morgen und Abend, Sommer und Winter, Licht und Dunkel, Geburt und Tod. Die Schöpfung offenbart es, da ist eine tiefere Dimension in allem, die wir wahrnehmen können, wenn wir uns in ihr aufhalten. In der Stille und im Loslassen.“
Unter den vielen Besuchern aus dem Pastoralverbund Bigge-Lenne-Frettertal hoch oben in „Gottes schönster Kirche“ – inmitten der Sauerländer Bergwelt – war auch Harry Neumann, Vorsitzender der „Naturschutzinitiative“ (NI) der sich deutschlandweit für Landschaften, Wälder, Wildtiere und Lebensräume einsetzt.
Der Gottesdienst, der von Norbert Libera (Schönholthausen) durch Trompetenklänge begleitet wurde, endete mit dem eucharistischen Segen und lang anhaltenden Beifall.