Ich muss gestehen: Ich bin ein eher fauler Sportler, der sich zur regelmäßigen Ausübung zwingen muss. Dann jedoch wurde 1990 nicht weit entfernt von meinem Wohnhaus in Winkhausen der Golfplatz gebaut, sodass mir nichts anderes übrig blieb, als mit dem Golfen anzufangen. Ich kaufte mir ein Golfbuch, geschrieben von dem damals bekannten Sportjournalisten Harry Valérien. Er schrieb darin, dass es für Golfer vier Dinge im Leben gebe: Familie, Beruf, Freizeit und Golf. Was für ein Unsinn!, dachte ich. Golf ist doch Freizeit und es kann ja nicht so schwer sein, den Ball von sich wegzuschlagen? Aber ich merkte schnell: Er hatte Recht. Golf gehört nicht nur zu den schwierigsten Sportarten, sondern ist ein permanenter Kampf mit dem Ball, oder besser formuliert, mit sich selbst. Stellt man sich diesem Kampf, werden viele süchtig – und so ging es auch mir.
Es gibt dabei einen unschätzbaren Nebeneffekt, der mir am Anfang nicht bewusst war. Man treibt Sport und zwar nicht zu wenig. Während einer Golfrunde über 18 Loch läuft man etwa 10 Kilometer, macht hunderte von Schwüngen und wenn man die Schläger trägt, wie ich, so schleppt man etwa 12 Kilogramm hoch und runter. Die Kondition nimmt unbemerkt enorm zu und wenn man zu den Menschen gehört, bei denen längerdauernder Sport das Hungergefühl bremst, nimmt man auch ziemlich ab. Ich habe 20 Kilo verloren und halte seitdem mein Gewicht im Normbereich. Dass regelmäßiger Sport eine lebensverlängernde Wirkung hat, ist gut belegt. Im Jahr 2010 erschien eine schwedische Studie, die den Einfluss des Golfens auf die Lebenserwartung untersucht hat. Dort spielen im Vergleich zu Deutschland etwa zehnmal mehr Menschen Golf, vergleichbar mit dem Fußball. Zudem gibt es in skandinavischen Ländern ausgezeichnete Register, sodass man hier auf gute Daten zurückgreifen kann. In dieser Studie wurde bei 300.000 Golfern die Lebenserwartung in Abhängigkeit von ihrem Handicap (ein Maß für die Spielstärke bzw. die Häufigkeit des Golfens) untersucht. Dabei zeigte sich eine Zunahme der Lebenserwartung bei den Golfern mit einem niedrigen Handikap (unter 20 besonders deutlich) von bis zu fünf Jahren! Das galt unabhängig vom Geschlecht und sozioökonomischen Status. Auch wenn andere Faktoren für die Lebenserwartung eine Rolle spielen können, so gibt die strenge Abhängigkeit vom Handicap gute Hinweise darauf, dass die regelmäßige sportliche Betätigung für das längere Leben verantwortlich ist.
Das ist ein enormer Effekt, der mit gelegentlicher sportlicher Aktivität wie Tennis oder im Fitnessstudio nicht annähernd zu erreichen ist. Meine Schlussfolgerung? Auf zum Golfen!