Kirche St. Johannes Baptist – ein Stück Serkenroder Seele
Mit einer bescheidenen Hofkapelle beginnt die Geschichte der Pfarrgemeinde Serkenrode im 16. Jahrhundert. Die Sehnsucht der Einwohner nach einem eigenen Gotteshaus wuchs stetig. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war es dann soweit: Mit viel Engagement und Schweiß wurde aus der kleinen Kapelle eine stattliche Dorfkirche. Lediglich die Umfassungsmauern des Schiffs blieben bestehen. Zeitgleich entstand auf einem erworbenen Acker ein eigener Friedhof.
Akrobatische Glanzleistungen bei Bauarbeiten
Die Kirche selbst wurde im Laufe der Jahre immer wieder erweitert und umgebaut. Der letzte sehr aufwendige Um- und Anbau an dem Gebäude fand 1958 nach Plänen des Architekten Karl Brochhausen statt. Nachdem ein kleiner und großer Turm wegen Einsturzgefahr abgerissen werden mussten, wurde in die Rückwand der Kirche hinein der jetzige Turm gebaut. „Die Serkenroder Schieferdecker Wilhelm und Franz Meffert kletterten damals akrobatisch, nur mit Seilen gesichert, auf den maroden Türmen herum, wie man auf unseren Fotos sieht. So etwas würde es heute nicht mehr geben. Abgestürzt ist Gott sei Dank niemand“, erzählte Pastor i. R. Werner König, der als Kind und Jugendlicher in Serkenrode lebte und im Rentenalter wieder zurückzog.
Fenster mit biblischen Szenen und Heiligenfiguren
Der damals neugebaute Turm besitzt rundbogige Schalfenster. Diese gliedern die Wände des Turms und passen sich so harmonisch der Optik des Altbaus an. Das bereits 1901 angefügte hintere Joch ist kreuzrippengewölbt. Die hier stehende, breite Orgelempore wird von zwei Pfeilern gekreuzt, die den Turm tragen. Im Licht bunt funkelnde Betonglasfenster an der seitlich angebauten Taufstelle wurden 1962 nach Entwürfen des Künstlers Herbert Lorenz angefertigt. Im Chorraum begeistern drei aufwendige, große Buntglasfenster. Sie zeigen Maria Verkündigung, die Taufe Jesu und die Heilige Familie bei Zimmererarbeiten. Zahlreiche Heiligenfiguren zieren das Gotteshaus: Zwei Figuren des Patrons Heiliger Johannes Baptist, zweimal der heilige Josef, zwei Madonnen mit Jesuskind, der heilige Aloisius, der Heilige Vitus und der Heilige Antonius mit Jesuskind.
Wandgemälde überstrichen und aufwendiger Altar vernichtet
Die Erneuerungsarbeiten der 50er Jahre führten zum Verlust vieler kostbarer Elemente der Kirche. Aufwändige, farbenfrohe Wandgemälde wurden überstrichen, unter anderem sehr prägnante Engelsdarstellungen an der linken und rechten Seite des Chorraums. „Pastor Johannes Taube, unser Geistlicher in den 1950er Jahren, war von seiner Art genau richtig für uns, stand aber voll hinter den Reformarbeiten. So kam es, dass er nicht nur Malereien überstreichen, sondern auch den Altar verbrennen ließ, den ein ortsansässiger Tischler namens Eickhoff gebaut hatte. In den Schnitzereien muss sehr viel Arbeit gesteckt haben. Aus heutiger Sicht ist das nicht mehr nachvollziehbar“, erklärte das 92-jährige Serkenroder Urgestein Martin Schneider.
Christliches prägt den Jahresablauf
In Serkenrode ist die Kirche sehr bedeutend im Dorfleben. Dies spiegelt sich in vielen kleinen Dingen wider. Direkt vor der Kirche ist ein ansprechender Dorfplatz angelegt mit Ausstellungen und Projekten der Vereine und des Kindergartens. Die Kinder führen jedes Jahr ein Krippenspiel auf. Erntedankfeste feiern die Bewohner alle paar Jahre groß. Fronleichnamsprozessionen glänzen mit aufwendigen Stationen. Wöchentliche Gruppenstunden der Kinder ab Grundschulalter enthalten neben Spiel und Spaß immer wieder christliche Themen. Trotzdem sind auch hier die Zahlen der Kirchgänger rückläufig. Martin Schneider zur Zukunft: „Die Kirche erhält weniger Steuereinnahmen, aber schreibt trotzdem schwarze Zahlen durch Immobilienverkäufe, habe ich neulich gelesen. So ist das. Am Glauben ist ja vieles verrückt, aber irgendwas muss doch dran sein, wenn es über so viele Jahrtausende Bestand hat. Das kann man doch nicht einfach ausradieren. Ich habe mal gehört, man solle Mut und Zuversicht nicht verlieren. Solche Zeiten hätte es immer mal wieder gegeben.“