Gierskopp – ein Ort, der lange auf seine Entdeckung wartete

Schön gelegen und herrlich frisch 

Wie einen Ort greifen, der keine Kirche und Schule, dafür aber eine Mariengrotte und eine große Schutzhütte mit Grillplatz inclusive Kneipp-Wanderweg-Tretstelle als Zentrum hat? Na, indem man genau hier anfängt mit einem Rundgang. Es plätschert der gleichnamige Bach, der Blick geht hoch zum Olsberg. Erster Eindruck: Die zu Olsberg gehörende Gierskopp ist sehr schön gelegen! 

Wir betreten den „Giersker Treff“, eine 1995 von den Bürgern mit viel Eigenleistung gebaute Schutzhütte für Treffen und Veranstaltungen jeder Art. Das 9 x 13 Meter große Gebäude umfasst drei Etagen, Hütte klingt da doch ziemlich niedlich. Heute machen hier sechs Mitglieder des einzigen Gierskopper Vereins, des erst 1993 gegründeten Heimat- und Fördervereins, einen Sonder-Stammtisch für WOLL. Rund um den Vorsitzenden Werner Sabinarz und den Ehrenvorsitzenden Ferdi Körner sind sie genau die Richtigen, um zu schildern, was denn ihre Gierskopp ausmacht.  

„Aktiv und direkt, Lust am Diskutieren, lebenswert“, so beschreibt der langjährige Ratsvertreter Peter Rosenfeld den Ort.  „Zusammenhalt und das Kinderschützenfest“, ergänzt Vereinsmitglied Arnd Steinrücken. „Hier ist es gelungen, sechs Siedlungsgebiete zu einer Einheit zusammenzubringen“, betont Ferdi Körner. Alt-Gierskopper Rolf Meier ergänzt: „Es gab bis in die 50er ja nur die paar Häuser hier unten“. Schon damals aber wurde am ältesten Hof, dem Schultenhof, dreimal am Tag zum „Engel des Herrn“ geläutet. Im Jahr 1912 wurde die Mariengrotte gebaut, sie ist bis heute Anlaufstelle für viele Gläubige und gleichzeitig Kriegerdenkmal.  

Im Giersker Treff indes treffen sich die Gierskopper zum Klönen, ganz verschiedene Runden. Hier hielten Eltern schon ihre Spielgruppen ab. „Was hier entstanden ist, haben die Bewohner selbst geschaffen, in viel Eigenleistung und dank Spenden umliegender Betriebe sowie eines städtischen Grundstückes, auf dem die Anlage steht. Und dank Ferdi Körner als Bauleiter“, betont Werner Sabinarz. „Wir brauchten einen Veranstaltungsraum, nachdem Pierens, der Gasthof Körner, geschlossen hatte“, ergänzt Franz-Peter Bludau, der 2. Vorsitzende des Heimat- und Fördervereins. 

Der Ort wartete lange auf seine Entdeckung. Erst 1951 bauten Heimatvertriebene das erste neue Haus, es folgten ganze Siedlungen, besonders auf der anderen Straßenseite in Richtung Lingelscheid/Kienegge, unterhalb des Borbergs. Es entstand die „obere Gierskopp“. Viele Menschen fanden hier eine neue Heimat, feierten bald Karneval und andere Feste. Es gehört zur jungen Geschichte der Gierskopp, dass sich die Strukturen hier gänzlich von denen anderer Orte unterscheiden. „Die Olsberger Ortsvorsteherin ist für den Ort mit zuständig. Tradition hat die Maiandacht an der Marien-Grotte, von den Frauen des Ortes organisiert“, sagt Werner Sabinarz. Und es ist Usus, dass sich hier ehemalige Gierskopper wie Olsberger mitengagieren. Sie mögen den Ort, weil er so herrlich frisch ist. Dies wohl auch, weil sich hier Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft trafen und aufeinander einlassen mussten, die heute alle eines sind: Gierskopper.  

Man sagt, ich wohne „auf der Gierskopp“, denn die meisten Bewohner blicken eben von der Borbergsseite hinunter auf die Grotte. Wir fahren hin zu dieser „Sommerseite“. Der Ausblick von einer Wiese an der Kienegge auf den Olsberg und seine Umgebung ist grandios. Doch Gierskopp hat noch mehr zu bieten. „Die bekannte rote Brücke mit ihrem Wanderparkplatz und alles bis zum Schinkenwirt und dem Philippstollen im Rott gehört mit zum Ort“, sagt Werner Sabinarz. In dieses Naherholungsgebiet zieht es Gäste von Nah und Fern sowie die Gierskopper selbst. Hier oben feierten sie auch eines der beliebtesten Feste: ihr Kinderschützenfest, das zuletzt 2010 stattfand. Wer die Chronik zum 25-Jährigen im Jahr 1989 durchblättert, sieht: Was anderswo der Schützenkönig, war hier der Kinderschützenkönig, von überall her kamen sie zum Feiern.  

Zurück zum Giersker Treff. Auch hier soll bald wieder gefeiert und viel geklönt werden. Und wer weiß, was Neues entsteht? Leben heißt Veränderung. Keiner weiß dies besser als die Gierskopper.