Frauen-Wohnprojekt in Meschede
Was auf den ersten Blick ein exotisches Blumenhaus oder ein Fernreiseprojekt sein könnte, erweist sich bei genauerem Hinsehen und intensiver Nachforschung als eine alternative und doch traditionelle Wohnform für Frauen. Beginen Sauerland: Das Frauen-Wohnprojekt in Meschede.
Architektonische Idee mit Gemeinschaftssinn
Ein Beginenhof, so die richtige Bezeichnung für das schon im Mittelalter entstandene Wohnprojekt, liegt in einer Stadt und besteht meistens aus einem architektonischen Ensemble, das um einen Innenhof gruppiert ist. Das besteht aus kleinen Wohnhäusern der Beginen, größeren Gemeinschaftswohnhäusern, einer Kapelle, Nebengebäuden und oft einem größeren Haus für die Beginenmeisterin sowie einem Versammlungsraum. Beginen waren Frauen, die allein oder in Gemeinschaften ein religiöses Leben außerhalb eines Klosters ohne Klausur, Ordensregel und dauerhaft bindendes Gelübde führten. Wenn man so will: ein weltliches Kloster. Im April 2013 starb mit der Belgierin Marcella Pattyn im westflämischen Kortrijk die letzte Begine und beendete damit eine 800 Jahre alte Tradition frommer Frauen, die in ganz Europa zwischen den Welten von Ordensleben und Laientum gelebt haben.
Beginen Meschede 2011 gegründet
„Wir haben den Verein ‚Beginen Meschede e.V.‘ 2011 gegründet und sind seitdem gemeinsam unterwegs“, sagt Ingried Wiechert, die, aus dem Ruhrgebiet kommend, Meschede als Wohnort für ihren Lebensabend ausgewählt hat. Die Errichtung eines Beginenhofes für Frauen wurde zum Lebensprojekt. Es wurde mit möglichen Bauherren verhandelt und dabei wurden wertvolle Erfahrungen gemacht. Nach anfänglich großen Schritten, die zügig zu einem Kooperationsvertrag mit einem Investor führten, stiegen die Beginen Meschede aus dem gemeinsamen Projekt aus. 2016 bot sich ein Mescheder Unternehmer an, einen Beginenhof als gemeinsames Wohnprojekt für Frauen in Meschede zu bauen.
Gemeinsames Wohnen und Leben im Beginenhof Meschede
Nun ist für alle sichtbar: An der Beringhauser Straße ist ein helles, zweistöckiges Gebäude entstanden. Hier wohnen seit September 2023 fünf Frauen und drei Kinder. In der Überhenne leuchtet das Weiß des zweiten Gebäudes, das mit dem ersten durch einen Garten verbunden ist. Hier werden in Zukunft zwei weitere Frauen wohnen, die sich ebenfalls für ein Leben im „Beginenhof Meschede“ entschieden haben. Für Treffen der Bewohnerinnen und Veranstaltungen des Vereins gibt es einen Gemeinschaftsraum. Da kann zum Beispiel zum Musizieren, zu Lesungen oder zum Spielen eingeladen werden. Und dort ist jetzt auch die Adresse des Vereins: Beringhauser Straße 16.