Gemeinsam stark für Brasilien

Quelle: Freundeskreis Pirpirituba e.V.

Der Verein Freundeskreis Pirpirituba e.V. aus Lennestadt-Altenhundem leistet seit über 30 Jahren Entwicklungshilfe in Brasilien und schenkt vielen Menschen Hoffnung.

Als Peter Berkenkopf 1982 zu einem Urlaub nach Brasilien aufbricht, ahnt er noch nicht, dass diese Reise nicht nur sein Leben, sondern später auch das Leben vieler Menschen in Pirpirituba verändern wird. Von dort stammt seine Frau Maria, die er in jenem Urlaub in Rio de Janeiro kennenlernt. Seit dieser Zeit ist der Lennestädter eng mit dem südamerikanischen Land verbunden.

Zehn Jahre nach seiner ersten Brasilienreise gründet er gemeinsam mit Freunden wie Franz Josef Rotter und Werner Noehl und seinem Bruder Alfred Berkenkopf den Freundeskreis Pirpirituba e.V. Der Anlass für die Gründung dieses Vereins könnte jedoch kaum trauriger sein.

Ein Kindergarten ohne Spielzeug

„Im Sommer 1992 besuchten meine Frau und ich ihren Vater in ihrem brasilianischen Heimatort Pirpirituba. Bei einem Rundgang durch den 10.000-Seelenort trafen wir die damals 19-jährige Joselia dos Santos Pereira. Sie arbeitete im dortigen Kindergarten und zeigte uns die Einrichtung“, erinnert sich Peter Berkenkopf. „Wir waren schockiert. Der Kindergarten war im ehemaligen, heruntergekommenen Bahnhofsgebäude untergebracht. In den Räumen waren nur ein paar Bänke und ein paar dünne Matten zu finden, auf denen einige Kinder schliefen. Es gab keine kindgerechten Aktivitäten und Spielzeug war überhaupt nicht vorhanden.“ Maria und Peter war sofort klar: „Hier müssen wir helfen. Noch am gleichen Abend kontaktierten wir den Bürgermeister des brasilianischen Ortes, der sich jedoch auf einer mehrtägigen Reise befand, und seinen Stellvertreter, um erste Ideen zu besprechen.“

Vom Geburtstagsfest zur Vereinsgründung

Im September feierte Peter im Kreise seiner Freunde und Familie seinen Geburtstag, erzählte von der Brasilienreise und zeigte Fotos der menschenunwürdigen Verhältnisse im örtlichen Kindergarten. Schnell beschloss man die Gründung eines Vereins, um den Menschen in Pirpirituba zu helfen. Die befreundete Anwältin Jutta Eick kümmerte sich um alles Rechtliche. „So fand am 11. Dezember 1992 die Gründungsversammlung mit 13 Teilnehmenden im Landhaus ‚Im Grund‘ statt,“ berichtet Franz Josef Rotter, 1. Vorsitzender seit der Gründung. „Der Mitgliedsbeitrag belief sich auf 60 DM pro Jahr. Heute sind es 31 Euro.“Mittlerweile kann der Verein rund 260 Mitglieder verzeichnen. Einer von ihnen ist Gerd Kitscha, stellvertretender Vorsitzender: „Ich engagiere mich in dem Verein, weil mir die Hilfe für die Kinder sehr am Herzen liegt. Ich wollte nach meinen 50 Jahren als Augenoptikermeister in meinem Ruhestand noch etwas bewirken.“ Und das ist ihm mit dem Freundeskreis Pirpirituba e.V. in beeindruckender Weise gelungen.

Zwei Millionen Euro für vielfältige Projekte

Nach der Gründung des Vereins erfährt die Brasilienhilfe schnell viel Aufmerksamkeit und Unterstützung. „Es wurden die unterschiedlichsten Aktionen ins Leben gerufen: So unterstützte uns der Altenhundemer Kindergarten St. Marien mit seinen Erlösen aus einem Osterbasar, die Kirchengemeinde Halberbracht spendete die Einnahmen ihres Pfarrfestes und auch die Hauptschule in Kirchhundem unterstützte uns mit unterschiedlichen Veranstaltungen. Ein Höhepunkt war sicherlich unser Brasilienfest ‚Festa do Brasil‘, bei dem verschiedenste Akteure mitwirkten und brasilianisches Flair in Altenhundem verbreiteten“, freut sich Franz Josef Rotter über die breite Unterstützung aus Lennestadt.So konnte vier Jahre nach der Gründung des Freundeskreises Pirpirituba e.V. der neue Kindergarten in Brasilien eingeweiht werden, wofür Familie Berkenkopf, Franz Josef Rotter und der damalige Beisitzer Eberhard Cordes natürlich anreisten. Drei Jahre später wurde mithilfe der Lennestädter Unterstützung im benachbarten Sertaozinho ein weiterer Kindergarten fertiggestellt. Der Bau der Kindergärten war erst der Beginn weiterer vielfältiger Hilfsaktionen vor Ort.

Bis heute konnten über zwei Millionen Euro an Spenden nach Brasilien fließen. „Dieses Geld wurde beispielsweise in die Versorgung medizinischer Notfälle, zwei Suppenküchen, den Bau eines Brunnens, eine Näherei, die das Einkommen von zehn Familien sichert, und unser Projekthaus investiert, in welchem unsere Patenkinder betreut werden. Sie bekommen dort Nachhilfeunterricht oder lernen in zwei Musikgruppen Gitarre spielen“, berichtet der Geschäftsführer des Vereins, Heiko Kitscha.

Quelle: Freundeskreis Pirpirituba e.V.

Patenkindern eine Zukunft ermöglichen

Moment mal! Patenkinder? Peter Berkenkopf erläutert: „Es besteht die Möglichkeit, für 18 Euro im Monat die Patenschaft eines Kindes in Pirpirituba zu übernehmen. Damit können die Kinder eine schulische Ausbildung durchlaufen, bekommen Unterrichtsmaterialien und müssen nicht zum Unterhalt der Familie beitragen. Mittlerweile konnten wir bisher über 1.000 Kinder unterstützen.“Eines dieser Kinder ist Enzo. Seine Geschichte berührt nicht nur seinen „Patenonkel“, den Lennestädter Bürgermeister Tobias Puspas. „Der Junge kam mit deformierten Beinen zur Welt, die ihm das Laufen unmöglich machten. Mittlerweile konnte er durch die Spenden des Freundeskreises Pirpirituba e.V. in Sao Paulo mehrfach operiert werden und lernt nun, mit mittlerweile zehn Jahren, laufen. Die Bilder aus Brasilien machen uns wirklich Hoffnung“, freut sich Peter Berkenkopf. „Natürlich möchten wir unsere brasilianischen Freunde auch bald wieder besuchen. Wir versuchen, etwa alle fünf Jahre nach Pirpirituba zu reisen. Die Menschen dort sind unglaublich herzlich und gastfreundlich.“

Jeder Euro kommt an

„Für die Zukunft wünschen wir uns, dass wir noch viele Mitglieder gewinnen und Patenschaften vermitteln, um den Ärmsten der Armen weiterhin helfen zu können“, formuliert Heiko Kitscha die weiteren Ziele. „In unserem Verein kommt jeder gespendete Euro an und verschwindet nicht anonym in einer großen Organisation. Es gibt keinen Verwaltungsapparat, der durch die Spenden mitfinanziert wird. Durch unsere Ansprechpartner vor Ort, wie beispielsweise Joselia, wissen wir immer, welcher Spender, welche Familie und welches Patenkind unterstützt.“Ein brasilianisches Sprichwort ruft zum Handeln und zur Veränderung auf und könnte nicht treffender für die Vereinsarbeit sein:

Para que este mundo se torne bom, primeiro é preciso criar um novo. – Wenn diese Welt gut werden soll, muss man erst eine neue machen.

Der Freundeskreis Pirpirituba hat schon in beeindruckender Weise damit begonnen.