Big Six Brilon
Den Fachkräftemangel kann man akzeptieren – oder man kann etwas dagegen tun. Gesagt, getan. Bei einem ersten Treffen trafen sechs Briloner Unternehmen zusammen, 1 ½ Jahre später dann gründeten sieben Unternehmen die Big Six. Das ist nun schon acht Jahre her. Aus sechs wurden zwölf Big Six, die jetzt in Brilon so richtig was bewegen.
Ursprünglich eine lose Vereinigung von Briloner Unternehmen, haben sich die Big Six zu einem festen Begriff, einer Größe der regionalen Wirtschaft entwickelt. „Gesellschaftliches Engagement, Bodenständigkeit, Handschlagqualität und – bei aller Weltoffenheit – auch Heimatverbundenheit“, fasst Martin Ansorge, kaufmännischer Geschäftsführer der Egger-Werke zusammen. Dafür stehen die Big Six und das sind „auch alles Tugenden der kaufmännischen Hanse, nach dessen Werten die größtenteils noch inhabergeführten mittelständischen Unternehmen hier im Sauerland, in Brilon, handeln.“ Und er fügt hinzu: „Ein funktionierendes Wertesystem ist heutzutage aktueller denn je.“
„Ein funktionierendes Wertesystem ist heutzutage aktueller denn je.“ – Martin Ansorge
Attraktives Lebensumfeld in Brilon
Die Werte stehen, die Ziele auch. Vorrangig geht es den Big Six darum, Mitarbeiter in Brilon zu halten und in die Region zu holen. Das funktioniert aber nur, wenn man das Lebensumfeld für diese Zielgruppe so attraktiv wie möglich gestaltet. Vor allem um junge Menschen geht es. Junge Menschen, die ihre Ausbildung möglichst vor Ort absolvieren sollen, die hier zu Fachkräften ausgebildet werden und als solche die heimische Wirtschaft beleben und erweitern. Letzteres gilt auch für Fachkräfte, die in die Region geholt werden sollen. Beides funktioniert nur, wenn potenzielle Mitarbeiter erkennen, dass man in Brilon nicht nur innovative Arbeitgeber und attraktive Arbeitsplätze findet, sondern dass auch das Lebensumfeld anziehend ist.
Davon profitieren alle, sowohl die Stadt Brilon als auch die Unternehmen. Deren eigentliche Aufgabe ist die Schaffung dieser Angebote eigentlich nicht, aber sie sind weitsichtig genug, um zu erkennen, welche Vorteile langfristig damit einhergehen. „Corporate Social Responsibility“ ist der Fachbegriff dafür. Er beschreibt die unternehmerische Sozialverantwortung, den freiwilligen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung. Kernpunkt ist, Brilon als attraktiven Wohn- und Arbeitsort zu vermarkten.
Die Maßnahmen
Die Attraktivität soll z. B. durch diverse Veranstaltungen für junge Menschen gesteigert werden. Das hält auch Sabine Henke von der Firma ABB für sinnvoll „Wir waren mit bei den ersten Unternehmen der Big Six und uns ging es natürlich um die Fachkräfte. Aber auch besonders um das Bewerben von Auszubildenden und in diesem Zusammenhang, uns als Ausbildungsunternehmen gemeinsam mit den anderen Big Six Unternehmen in Brilon darzustellen und dafür Aktionen und Events (z. B. die Ausbildungsbörse) zu unterstützen oder selber zu organisieren.“
Ein Beispiel: SchoolOFF BrilON, eine Veranstaltung gezielt für Ausbildende, denen dabei bewusst gemacht werden soll, dass jetzt ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Und dass Arbeitgeber auf sie warten, die sich darauf freuen, dass sie bei den Big Six starten. Verschiedene Redner wurden schon dazu eingeladen, z. B. Joey Kelly, der über das Thema „Motivation am Arbeitsplatz“ sprach. Dem offiziellen Teil schließt sich immer eine Fete zur Stärkung des Gemeinschaftsgefühls an.
Daneben gibt es seit 2013 den großen Fußball- und Familientag. Dazu treten insgesamt 16 Firmen-Fußballmannschaften gegeneinander an. Rundum gibt es gute Unterhaltung für die ganze Familie, auch und besonders für Kinder. Über 2.000 Menschen besuchen dieses Event regelmäßig. Nicht unerwähnt bleiben darf das anschließende Public Viewing – das einzige Public Viewing zum DFB-Pokalfinale im ganzen HSK. Weiter gibt es auch Einzelveranstaltungen wie das Autokino vor zwei Jahren und Schulhofkonzerte des hiesigen Gymnasiums. Auch an Aktionen wie „Heimvorteil-2-Go“ sind die Big Six beteiligt.
Die Unternehmensinitiative
Big Six ist auch ein Netzwerk Briloner Unternehmen, die sich untereinander helfen und unterstützen. Auf kurzem Weg, schnell und unkompliziert. Alle Mitglieder sind gleichberechtigt. Alles, was in Angriff genommen wird, geschieht gemeinschaftlich und in Übereinkunft. Jeder ist zu gleichen Teilen dabei, auch bei den Ausgaben. Voraussetzung für die Aufnahme ist u. a., dass das Unternehmen Mitglied im Regionalmarketing Südwestfalen ist, denn dort wird ebenfalls gezielt gegen den Fachkräftemangel gekämpft.
„Zudem sind wir durch diese Zusammenarbeit bei den Big-Six auch deutlich besser in der Region vernetzt“, so beschreibt Peter Kaiser von Centrotherm einen weiteren Vorteil der Big Six. „Und wir haben die Wahrnehmung als attraktiver Arbeitgeber in der Region deutlich steigern können“, ergänzt er. Das ist besonders wichtig für ein relativ junges Unternehmen wie Centrotherm, welches seine Produkte und Dienstleistungen nicht an Endverbraucher, sondern direkt an die großen Hersteller der Heizungsindustrie verkauft.
Das Backoffice der Big Six
Die Organisation ihrer Aktivitäten haben die Big Six in die Hände der Wirtschaftsförderung der BWT (Brilon Wirtschaft und Tourismus GmbH) gelegt, einer Tochter der Stadt Brilon. Sie fungiert als BackOffice; hier laufen alle Fäden zusammen.
„Habt ihr gehört, was die da in Brilon machen?“ – Oliver Dülme
Manche Veranstaltungen wären ohne die gegenseitige Unterstützung nicht möglich. Ein Vorteil für beide Seiten – für die Stadt und für Big Six. „Wenn man die Stimmen von außen hört, dann heißt es nicht ‚Habt ihr gehört, was Egger oder Centrotherm machen’ , nein, dann heißt es ‚Habt ihr gehört, was die da in Brilon machen?’“, weiß Wirtschaftsförderer Oliver Dülme
Den Big Six geht es vorrangig darum, zu zeigen: „Hier ist was los, hier ist es cool. Hier kannst du Spaß haben und bei uns kannst du gut arbeiten.“ Das ist immer der Kernpunkt, die Aussage, Brilon als attraktiven Wohn- und Arbeitsort zu vermarkten und die Infrastruktur der Region auf einem guten Niveau zu halten.