Geldautomatensprengungen im Sauerland verhindern

Ein lauter Knall hallt durch die Nacht. Drei maskierte Personen stürmen in die Geschäftsstelle einer Bank, in der sie gerade einen Geldautomaten gesprengt haben. In Windeseile versuchen sie soviel Bargeld wie möglich einzusammeln. Draußen wartet bereits ein Auto mit laufendem Motor, mit dem die Täter nur wenigen Minuten später vom Tatort verschwinden. Zurück bleiben eine komplett zerstörte Geschäftsstelle, stark beschädigte Gebäude in der Nachbarschaft und verängstigte Anwohner. So oder so ähnlich finden immer wieder nächtliche Sprengangriffe auf Geldautomaten von Geldinstituten in NRW und auch im Hochsauerlandkreis statt.

Mitglieder des Vorstandes von sechs Volksbanken und Sparkassen im Hochsauerlandkreis stellten am gestrigen Dienstag in Arnsberg den ersten sprengsicheren Geldautomaten im Hochsauerlandkreis vor. Dabei wiesen sie auf eine weitere Neuigkeit hin. Dieser neue Geldautomat im Gewerbegebiet Niedereimer auf dem Platz der Stadtwerke Arnsberg und weitere werden in Zukunft gemeinsam von den jeweiligen Sparkassen und Volksbanken betrieben. Vereinzelt gibt es gemeinsam betriebene Geldautomaten schon in Sauerländer Orten. Doch mit dem neuen Kooperationsnetzwerk wollen Sparkassen und Volksbanken im Hochsauerlandkreis gemeinsam gegen die Geldautomatensprengungen vorgehen.

Enge Zusammenarbeit von Sparkassen, Volksbanken und Polizei

„Wir haben im gemeinsamen Austausch Mindeststandards an Sicherheitsvorkehrungen für unsere Häuser festgelegt. Das hießt, dass wir an verschiedenen Standorten den Sicherheitsstandard erhöhen und Sicherheitsmaßnahmen nachrüsten werden“, erklärten die Vorstände der sechs Sparkassen und Volksbanken.

Ziel der gemeinsamen Initiative und der geplanten Maßnahmen ist es, Sprengstoffanschläge in Zukunft ganz zu vermeiden. Beim skrupellosen Vorgehen der Täter spielt der Faktor Zeit eine entscheidende Rolle. „Jede Maßnahme die wir ergreifen, zielt darauf ab, dass die Täter für einen Geldautomaten-Anschlag immer mehr Zeit benötigen und sie von vorn herein erkennen, dass sie erfolglos bleiben werden“, erklärten die Banken-Vorstände. „Je mehr Vorkehrungen getroffen werden, desto aufwendiger und zeitraubender wird es für potenzielle Täter. Und genau daran haben wir nun intensiv gearbeitet.“

Die Vorstände von sechs Sparkassen und Volksbanken im Hochsauerlandkreis informierten über das neue Kooperationsnetzwerk

Anzahl der Geldautomaten reduzieren

Die Geldhäuser im Hochsauerlandkreis wollen gemeinsam proaktiv für mehr Sicherheit sorgen, bevor es zu weiteren Angriffen auf weitere Geschäftsstellen kommt. Dabei schließen die Bankenvertreter nicht aus, dass Standorte geschlossen werden müssen, vor allem dann, wenn das Gefährdungsrisiko für Anwohner in der Nähe eines Geldautomaten zu groß ist. Gleichzeitig werden zentrale und gut erreichbare, alternative Standorte gesucht, die in Kooperation mehrerer Institute errichtet und betrieben werden.

Die Kripo im Hochsauerlandkreis begrüßt das koordinierte Vorgehen der regionalen Banken. „Durch eine gute Information und eine enge Abstimmung können wir gemeinsam viel erreichen“, so Thomas Vogt, Direktionsleiter Kriminalität von der Polizei des Hochsauerlandkreises.

Quelle: Hermann-J. Hoffe
Thomas Vogt, Direktionsleiter Kriminalität bei der Polizei des HSK

Zusammenfassung von Maßnahmen gegen Geldautomaten-Anschläge:

  • Nachtschließung einzelner Standorte
  • Weitere Verbesserung der Einbruchmeldetechnik
  • Nebelsysteme und Lichtalarmsysteme für die Räume
  • Färbungs- und Entwertungssysteme für die Geldscheine
  • Perfektionierung der Videoüberwachung
  • Standortwahl
  • Aus den Erfahrungen lernen
  • Technischer Fortschritt bei den Geldautomaten

Erfahrungen aus den Niederlanden

Die Tätergruppen, die aus den Großräumen Utrecht und Amsterdam in den Niederlanden kommen, haben seit einigen Jahren ihr Tätigkeitsfeld stärker nach Nordrhein-Westfalen verlegt. Ein Grund dafür ist die deutliche Reduzierung von Geldautomaten in den Niederlanden. Während es in NRW rund 11.000 Geldautomaten gibt, sind es in den Niederlanden nur etwa 6.000.

Das Vorgehen der Täter wird bei den Geldautomaten-Anschlägen immer massiver und rücksichtsloser. Um an Bargeld zu gelangen, setzen die Täter vermehrt Festsprengstoff ein und nehmen so Personenschäden billigend in Kauf. In den vergangenen Jahren sind auch heimische Volksbanken und Sparkassen immer wieder Opfer von Sprengangriffen geworden. Allein in diesem Jahr 2022 gab es im Hochsauerlandkreis bisher vier Geldautomaten-Angriffe. In NRW verzeichnete das Landeskriminalamt bis Mitte November 148 Sprengangriffe. Im gesamten Vorjahr wurden 152 Sprengangriffe gezählt.

von links: Dr. Florian Müller (Vorstand Volksbank Sauerland eG), Dirk Schulte (Vorstand Volksbank im Hochsauerland eG), Michael Griese (Vorstand Volksbank Sauerland eG), Ingo Ritter (Vorstand Sparkasse Hochsauerland), Thomas Vogt (Direktionsleiter Kriminalität im HSK), Peter Vogt (Vorstand Sparkasse Mitten im Sauerland) und Ernst-Michale Sittig (Vorstand Sparkasse Arnsberg-Sundern)