Gefühle verstehen lernen

Quelle: Privat

Konfetti für die Psyche

Gefühle begleiten uns jeden Tag und beeinflussen zum großen Teil, wie wir unser Leben wahrnehmen. Doch leider lernen wir meist wenig darüber, wozu sie eigentlich da sind und wie wir sinnvoll mit ihnen umgehen können.

All die angenehmen Gefühle wie Freude oder Liebe sind sehr schön, doch die unangenehmen wie Angst, Trauer, Wut oder Scham würden wir, wenn wir ehrlich sind, am liebsten einfach abschalten. Unsere Überforderung mit diesen Gefühlen hat zur Folge, dass wir sie häufig ignorieren oder unterdrücken, indem wir uns etwa mit Sozialen Medien, Essen oder Alkohol betäuben. Doch wirklich erfolgreich sind diese Strategien nicht, denn das Gefühl bleibt und es sich einen anderen Weg suchen, um auf sich aufmerksam zu machen.

Und das ist auch gut so, denn in Wirklichkeit sind auch die unangenehmen Gefühle wertvoll und wichtig, denn sie wollen uns in der Regel etwas Wichtiges mitteilen und uns schützen. Aber wie entstehen Gefühle eigentlich?

Es gibt viele Dinge, durch die unsere Gefühle beeinflusst werden, aber die zwei Hauptaspekte sind unsere Bedürfnisse und unsere Gedanken und Bewertungen.

Man kann sich unsere Gefühle etwas vereinfacht wie die Anzeigenleuchten in einem Cockpit vorstellen. Immer, wenn eines unserer Grundbedürfnisse erfüllt oder nicht erfüllt ist, leuchtet eine Anzeigenleuchte auf oder aktiviert sich ein Gefühl. Dieses Bild ist sehr hilfreich, um zu verstehen, dass du zwar Gefühle hast, aber nicht deine Gefühle bist! Du bist die übergeordnete Instanz, der Pilot, der die Information der Anzeigenleuchten wahrnehmen und deuten kann und dann die Möglichkeit hat, zu überlegen, was du daraus machen möchtest. Du kannst also Gefühle wahrnehmen, sie fühlen, solltest sie aber nicht für die absolute Wahrheit halten, sondern lediglich als Information betrachten.

Wenn du zum Beispiel vor einer Prüfung stehst, leuchtet vielleicht die Anzeige für Angst auf, weil etwas Unbekanntes bevorsteht, das gefährlich sein könnte. Dein Bedürfnis nach Kontrolle ist in diesem Fall nicht ausreichend erfüllt. Aber nur, weil du Angst hast, heißt das noch nicht, dass die Situation wirklich gefährlich ist! Die Angst will dich in diesem Fall schützen und dir sagen, dass du aufmerksam sein solltest. Du als Pilot kannst nun entscheiden, wie real die Gefahr wirklich ist und ob du sie vielleicht in Kauf nehmen willst, um an dein Ziel zu kommen. Man kann ja auch mit aufleuchtender Tankleuchte noch weiterfahren, wenn man die Gefahr, mit dem Auto stehen zu bleiben, realistisch abschätzen kann. Unsere Angst kann uns aber auch dabei helfen, überhaupt erst für die Prüfung zu lernen, oder etwa in einer anderen Situation, nicht von einem Klettergerüst zu stürzen, indem sie uns aufmerksam macht.

Ein weiteres Beispiel ist, wenn jemand eine Grenze von dir überschreitet, dann leuchtet vermutlich die Anzeige für Wut auf.

Wie du siehst, sind auch die unangenehmen Gefühle sehr wertvoll, weil wir ohne sie im Alltagsstress häufig gar nicht wahrnehmen würden, ob unsere Bedürfnisse erfüllt sind oder nicht. Und die Erfüllung unserer Grundbedürfnisse (Bindung, Selbstwertschutz, Lust/Unlust und Kontrolle) ist sehr wichtig für unser psychisches Wohlbefinden. Wenn Gefühle jedoch so stark sind, dass sie unser Denken und somit den Piloten in uns außer Kraft setzen, dann ist es zunächst hilfreich, etwas zu suchen, das uns beruhigt. Was kann dies für dich sein? Manchmal hilft es, fünfmal tief durchzuatmen, einen Schritt zurückzutreten oder sich zu bewegen, bevor man das Gefühl annehmen und deuten kann.

Gefühle wollen gefühlt und wahrgenommen werden!

Manchmal haben wir zwar den Eindruck, dass wir unangenehme Gefühle wie Angst oder Trauer nicht aushalten können, aber in Wahrheit ist genau das Gegenteil der Fall. Gefühle sind nicht gefährlich! Wenn wir unangenehme Gefühle wirklich zulassen und ernst nehmen, können sie ihre Aufgabe erfüllen und wieder gehen. Über längere Zeit können sich unterdrückte Gefühle nämlich auf der körperlichen und psychischen Ebene manifestieren und zu ernsthaften Erkrankungen führen. Dieses Phänomen sehen wir tagtäglich in der Psychosomatik, wenn etwa aus der unterdrückten Wut oder Trauer erhöhter Blutdruck, Magen-Darm-Beschwerden, Herzrhythmusstörungen oder eine Depression werden.

Neben den Grundbedürfnissen beeinflussen aber auch unsere Gedanken unsere Gefühle. Diese entscheiden, ob wir unsere Welt eher durch eine rosarote oder eine schwarze Brille wahrnehmen. Deshalb ist es auch wichtig wahrzunehmen, welche Gedanken eventuell zu dem jeweiligen Gefühl geführt haben. Das Tückische hierbei ist, dass diese Gedanken oft so automatisch ablaufen, dass wir sie gar nicht bewusst wahrnehmen. Seine eigenen Gedanken immer mal wieder zu beobachten und zu hinterfragen, ob sie realistisch und hilfreich sind, kann hierbei sehr nützlich sein.

Ich wünsche dir viel Spaß beim Erforschen und Hineinfühlen in deine Gefühlswelt. Möge es deine Welt bunter und erfüllter machen.

Deine Dani Roß

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