Ganz Deutschland in Eslohe

Modelleisenbahnen fahren demnächst in der Miniaturwelt Eslohe

Man kann es eigentlich nicht übersehen: Die farbigen Lokomotiven auf der Außenwand des Gebäudes und die Andreaskreuze vor dem Eingang signalisieren dem Eisenbahnfan: „Hier bist du richtig!“

Mitten in Eslohe, dort, wo sich vor einigen Jahren der Schlecker befand, fahren jetzt Züge im Maßstab 1 zu 87 gemütlich durch Mittelgebirgslandschaften, Flusstäler, über Brücken, passieren historische Altstädte und Weinberge. Kurz: Alles, was Deutschlands (Eisenbahn)Landschaften zu bieten haben, soll zukünftig hier in der „Miniaturwelt Eslohe“ bestaunt werden können.

Bald ist Abfahrt

Eigentlich hätte man im letzten Herbst schon öffnen wollen, wenn da nicht … Corona wäre! „Aber so hatten wir jetzt ein bisschen mehr Zeit“, erzählt Christian Infestas. Der Isingheimer ist sich sicher: Unsere Miniaturwelt wird eine neue Attraktion für die Region. Ein lohnendes Ziel für Familien, Schulklassen, Kindergärten und Modellbaufans jeden Alters. Jetzt hofft man, dass sich im Frühjahr 2021 die Türen öffnen dürfen. Christian Infestas ist nicht allein. Mittlerweile managt Ralf Westhoff mit ihm zusammen das Projekt. 17 weitere begeisterte Modellbaufans – elf Erwachsene und sechs Jugendliche – sind ebenfalls mit von der Partie und stehen schon ungeduldig in den Startlöchern, bis sie wieder regelmäßig gemeinsam schrauben, tüfteln und basteln können. „Arbeit gibt es genug“, so Infestas. „Beim Bau einer Modelleisenbahn ist man schließlich nie fertig.“

Sieben Jahre sei er alt gewesen, als er seine erste Eisenbahn geschenkt bekommen habe, erinnert sich Christian Infestas. Den gebürtigen Heidelberger hat das Hobby nicht mehr losgelassen. Immer mehr Teile sind über die Jahre dazu gekommen. All das und vor allem die Eisenbahnen seines verstorbenen Schwiegervaters sind die Herzstücke der Miniaturwelt und halten so auch die Erinnerung in Ehren.

„Im Grunde kann man jedes Gebäude nachbauen.“

Rund 90 bis 100 Züge, Spurgröße H0, sollen hier in naher Zukunft auf drei Kilometer verlegten Schienen kreuz und quer durch imaginäre Landschaften fahren. Einige Highlights hat die Anlage schon jetzt zu bieten. Wie zum Beispiel die Kölner Südbrücke oder die von Weinhängen umgebene Altstadt von Heidelberg. Weitere kommen nach und nach hinzu: So soll der Bahnhof von Wenholthausen originalgetreu nachgebaut und integriert werden. Teile der Brauerei Veltins sind ebenfalls schon zu erkennen. Auf lange Sicht ist geplant, die Esloher Hauptstraße mit markanten Gebäuden nachzubauen. Die Szenerien werden nach alten Fotos geplant, die Gebäude mit Hilfe eines 3-D-Druckers oder aus Sperrholz gefertigt und detailgetreu mit Farbe und Licht ausgestattet. Im Grunde könne man jedes Gebäude nachbauen, meint Infestas, der idealerweise gelernter Schreiner ist. Da bisher alles aus privater Tasche finanziert wurde, sei man auf lange Sicht jedoch auf Sponsoren angewiesen. Im Gegenzug können sich die Modellbauer vorstellen, Firmengebäude in die Modelllandschaft zu integrieren oder einige der fahrenden Eisenbahnwaggons mit den Logos der Sponsoren zu versehen.

Kreativität ist immer dabei

Bauen ist jedoch nicht alles. Vorher muss geplant werden. „Regelmäßig durchforsten wir Fachzeitschriften und Kleinanzeigen“, erklärt Ralf Westhoff. So kommen die Modellbauer günstig zu neuem Material. Manchmal bekommen sie auch Züge, Gebäude oder Zubehör geschenkt.

Zwischen Management und Handwerk liegt die Kreativität. „Die ist immer mit dabei“, lacht Christian Infestas. „Wenn ich unterwegs bin, habe ich immer auch ein Auge auf interessante Gebäude oder Anlagen. Dann mache ich ein Foto oder eine Skizze und denke hinterher noch mal in Ruhe darüber nach, ob sich ein Nachbau lohnt.“

Wenn die Modellbauer ganz weit in die Zukunft blicken, sehen sie vor ihrem geistigen Auge, zusätzlich zu einer umfangreichen Schienenanlage, noch einen Flughafen, auf dem Jets aus aller Herren Länder starten und landen können. „Momentan fehlt dafür noch der Platz“, bringt es Ralf Westhoff auf den Punkt. Aber mal sehen, man könnte ja einiges umstrukturieren oder irgendwann vielleicht noch Raum dazu mieten. Einen Airbus hat man jedenfalls schon erstanden. Er fliegt momentan über der Modellanlage. Es fehlt nur noch die Landeerlaubnis – in der „Miniaturwelt in Eslohe“!