Für Schauspielerin Amelie Plaas-Link ist das Schmallenberger Sauerland ein Rückzugsort und Ruhe-Raum

Quelle: Marina Sturm

Krimifreunde kennen sie bestimmt, die auf den ersten Blick vielleicht etwas naiv wirkende, dann aber klug und frech agierende Schauspielerin Amelie Plaas-Link. Erst vor wenigen Wochen spielte sie eine versierte Online-Redakteurin im Wilsberg-Krimi „Alles Lüge“. Ihre Schulzeit bis zur zehnten Klasse hat Amelie Plaas-Link in Schmallenberg verbracht. Mehrmals im Jahr kommt die inzwischen 31-jährige Schauspielerin und Synchronsprecherin, die in Berlin lebt, zu ihrem Vater ins Schmallenberger Sauerland. „Ich habe so viele schöne Kindheitserinnerungen an Schmallenberg, an die Orte und Plätze, an die Besuche in den Restaurants. Das wird konstant getriggert, wenn ich hier bin. Das ist schön, weil es meistens positive Erinnerungen sind.“ Im WOLL-Wintermagazin 2013 stellte WOLL-Autorin Lisa Mörchen ihre Schulfreundin in einem Kurzporträt vor. Wie sich der schauspielerische Weg der Sauerländerin entwickelt hat und welche Folgen die Corona-Pandemie für sie hatte, hat uns Amelie Plaas-Link in einem Telefoninterview erzählt.

WOLL: Vor sieben Jahren haben wir mit der Überschrift „Nach jedem Spiel ein Glücksgefühl“ über dich und die Schauspielerei berichtet. Fühlst du dich heute als richtige Schauspielerin?
Amelie Plaas-Link:
Ja, ich bin mit Leidenschaft Schauspielerin. Manchmal kommt noch der Zusatz Sprecherin dazu, weil das manche getrennt sehen. Für mich ist das jedoch einfach nur ein Teil des Schauspielberufes. Dann also: Schauspielerin und Sprecherin.

WOLL: Gibt es bestimmte internationale Schauspielerinnen, denen du mit deiner Stimme den passenden Ton gibst?
Amelie Plaas-Link:
Ich synchronisiere momentan keine große Hollywood-Schauspielerin. Aktuell habe ich bei einigen Netflix-Serien gesprochen, da wurde ich von ein paar Leuten erkannt. Im Kino waren jetzt auch ein paar Filme mit meiner Stimme. Das ist auch etwas Glücksache. Wenn jetzt eine Schauspielerin, die ich mal gesprochen habe, einen richtig fetten Film hat, dann trifft mich das indirekt auch.

WOLL: Der Kunst- und Kulturbereich hat im vergangenen Jahr besonders unter der Corona-Pandemie gelitten. Wie ist das bei dir gewesen?
Amelie Plaas-Link:
Ich hatte durchaus Glück, obwohl ich im März zunächst kein gutes Gefühl hatte und nicht wusste, wie es weitergeht. Alle Synchronstudios waren für mehrere Wochen geschlossen und auch die Film- und Fernsehproduktionen standen still. Da habe ich dann sechs Wochen an der Kasse im Lidl gearbeitet. Mein Gefühl damals: Auch wenn alles nicht mehr geht, dann kann ich wenigstens hier etwas Sinnvolles tun. Danach gingen meine Synchronserien weiter. Zudem konnte ich als Schwangerschaftsvertretung für eine Kollegin erstmalig eine Kommissarin in der Serie „Morden im Norden“ spielen. Die Krimiserie spielt in Lübeck und wird in Hamburg gedreht. Die ganze zweite Jahreshälfte hat mich das beschäftigt.

WOLL: Warum hast du ausgerechnet bei Lidl gearbeitet?
Amelie Plaas-Link:
Ich habe zu Beginn der Corona-Pandemie gesehen, wie sich lange Schlangen vor dem Lidl bildeten, aber auch vor jedem anderen Supermarkt hier in Berlin. Ich hatte de facto sechs Wochen frei, und den ganzen Tag Filme gucken und lesen, wäre schön gewesen. Aber ich muss zwischendurch auch immer was anderes machen und vor allem Menschen begegnen. Da ich wusste, dass sie bei Lidl dringend Leute brauchten, bin ich hingegangen und habe gefragt, ob ich das auch machen kann. Ich wurde eingearbeitet, musste zum Beispiel die ganzen Nummern der Artikel lernen. Die Arbeit war eine superschöne Erfahrung, weil ich ganz viele nette Kolleginnen kenngelernt habe. Ich habe einen wahnsinnigen Respekt vor der Arbeit dort bekommen, die viel Konzentration sowie eine hohe Flexibilität erfordert.

WOLL: Im Wilsberg-Krimi „Alles Lüge“ bekommt man den Eindruck, dass du eine pfiffige, clevere Influencerin oder Social Media-Managerin bist. Sind das die Rollen, die du gerne spielst, oder für welche Rollen wirst du eingesetzt?
Amelie Plaas-Link:
Also oft ist es tatsächlich so. Ich finde mich auf zwei Extremen wieder. Entweder bin ich tatsächlich die Freche, die superschnell denkt und sehr schnell auch lernen kann, also sehr nach vorne geht und eben diese Ausprägung zeigt. Oder man nimmt mich eher für etwas sehr Ruhiges, sehr gesetztes, in sich Gekehrtes. Ich finde beides gleich spannend. Was ich auf jeden Fall toll finde: Figuren, die wirklich handeln, die nicht nur sitzen, warten und gucken. Das mag ich total gerne, wenn von mir Power aus geht. Und da habe ich Glück, dass das mit mir assoziiert wird.

WOLL: Entsprechen diese Rollenbilder deiner Persönlichkeit?
Amelie Plaas-Link:
Ich freue mich über jede Herausforderung und auch über jede neue Farbe, die ich zeigen kann. Aber eine starke, pfiffige, junge Frau zu spielen, ist glaube ich etwas Sch.nes. Bei Wilsberg war es jetzt keine Influencerin per se, sondern diejenige, die quasi für die Firma in den sozialen Medien und im Internet kommentiert hat. Also mehr eine strategische Rolle. Was ich sehr sch.n finde, ist, dass es tatsächlich intelligente Frauen sind, die auch wirklich wahrnehmen, denken und etwas aussprechen können.

WOLL: Wie gehst du persönlich mit den neuen Medien um?
Amelie Plaas-Link:
Ich beobachte in meiner Generation, die sich ja noch manuell ins Internet einwählen musste, was dann pro Minute viel Geld kostete, wie sie immer bewusster damit umgeht und merkt, dass es zu viel ist, und sich dann sogar davon abwendet. Und die jüngere Generation nutzt, so habe ich das Gefühl, sogar wieder verstärkt konservativere Kommunikationswege. Wir haben mehr Möglichkeiten der Kommunikation, aber trotzdem wächst die Distanz. Wenn man in den sozialen Medien auf andere Leute trifft, ist immer noch eine Maske davor. Man spürt, das ist jetzt keine wirkliche Verbindung, so, als wenn man sich real gegenübersitzt. Das macht extrem viel mit unserem Selbstwert, aber auch mit der Tiefe der Verbindung.

WOLL: Was machst du noch, außer der Schauspielerei, Filme anzuschauen und dich auf die Rollen vorzubereiten und in den verschiedenen Disziplinen zu verbessern?
Amelie Plaas-Link:
Ich habe vor vielen Jahren meine Leidenschaft für Sport, speziell auch sehr für Yoga, entdeckt. Jeden Morgen, wenn ich aufstehe, mache ich erstmal irgendwas in der Richtung. Das hilft mir extrem viel für meinen Tag. Und ansonsten habe ich letztes Jahr angefangen zu schreiben. Drehbücher und auch Geschichten. Da kann es auch gut sein, dass im nächsten Jahr was kommt, aber da will ich noch nicht so viel verraten. Das Schreiben ist jetzt dazugekommen, was natürlich Teil des Berufs ist, aber auch eine Leidenschaft. Und ansonsten liebe ich Essen und Kochen. Alles, was so schöne Sachen sind (lacht).

WOLL: Welche Ziele und Pläne hast du für dieses Jahr, für die nächste Zeit?
Amelie Plaas-Link:
Meine Ziele sind für dieses Jahr in allererster Linie: Ruhe bewahren und vertrauen. Beruflich kann ich dieses Jahr noch nicht ganz einschätzen. Ich traue mich auch fast nicht, mir da etwas zu wünschen, weil ich nicht genau weiß, was möglich ist. Es wäre natürlich wunderschön, in einem Indie-Kinofilm oder einem Fernsehfilm eine schöne Hauptrolle zu spielen. Oder eine tolle Nebenrolle. Hauptsache, es ist eine interessante, inspirierende Rolle. Ich will da gar nicht so wählerisch sein. Und ansonsten würde ich dieses Jahr auch gerne mehr ins Hörbuchbusiness einsteigen und Hörbücher sprechen. Das wäre noch eine tolle Erweiterung. Und dann natürlich, was mein Schreiben betrifft. Vielleicht gibt es auch eine schöne Aufgabe im Sauerland. Das würde mich besonders freuen.

WOLL: Dich in einer Rolle in Verbindung mit dem Sauerland zu sehen, würde auch uns sehr freuen. Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für dich in diesem Jahr.

Quelle: Hannes Caspar
Foto: Hannes Caspar

Amelie Plaas-Link
… lebte während ihrer Schulzeit in Hannover, Schmallenberg und Sao Paulo (Brasilien).
… absolvierte ihr Abitur 2008 in Korntal-Münchigen.
… spielte und sang schon während ihrer Schulzeit in Schultheatergruppen und Kindermusicals.
… absolvierte mehrere Praktika am Theater, wie beispielsweise am Alten Schauspielhaus in Stuttgart.
… nahm privaten Schauspielunterricht und sammelte erste Filmerfahrungen in Kurz- und Imagefilmen.
… hatte 2009 in der ZDF-Theaterkanal-Produktion „Frühlings Erwachen“ ihre erste Fernsehrolle.
… spielte von Oktober 2010 bis September „Lara Vogel“ in der Sat.1-Serie „Hand aufs Herz“.
… ist seit 2012 regelmäßig Synchronsprecherin für verschiedene TV- und Kinoproduktionen.
… war 2013 das erste Mal in einem Kinofilm zu sehen, als sie eine Nebenrolle im Film „Feuchtgebiete“ gespielt hat.
… war 2015 und 2016 im Stück „Eine Familie – August Osage County“ am Theater am Kurfürstendamm zu sehen, in der Rolle der Jean Fordham.

Weitere Kinofilme, in denen Amelie Plaas-Link mitgewirkt hat: About a Girl (2013), Hello Again – Ein Tag für immer (2020)
Weitere TV-Serien und Fernsehfilme, in denen Amelie Plaas-Link mitgewirkt hat: Zwischen den Zeiten (2013), The Team (2014), … und dann noch Paula (2014), Nicht tot zu kriegen (2017), Kreuzfahrt ins Glück (2020), In aller Freundschaft – Die jungen Ärtze (2020), WaPo Bodensee (2020), Wilsberg – Folge: Alles Lüge (2020)

www.amelie-plaas-link.de