Frauenpower in der Sauerländer Sportszene

Das hat es noch nie gegeben in der Geschichte der HSK-Sportgala: In der Kategorie Gerd-Winkler-Ehrenpreis für die beste Profisportlerin/den besten Profisportler sind bei den fünf Nominierten vier Frauen oder Frauenteams vertreten. In der Sauerländer Sportszene ist immer mehr Frauenpower angesagt. Das ist umso erstaunlicher, da der Männersport insgesamt populärer als der Frauensport ist. Das macht sich regelmäßig bei Stadien- oder Wettkampfbesuchen und bei Einschaltquoten bemerkbar. Zudem kämpfen Frauen in der Sportszene nicht nur um den Sieg, sondern auch um faire Bezahlung und Anerkennung. Doch einige Sauerländer Profisportlerinnen haben durch ihren Erfolg eindrucksvoll Geschlechterklischees durchbrochen.

Die Skeleton-Pilotin des BSC Winterberg Hannah Neise schrieb bei den Olympischen Winterspielen 2022 in Peking mit ihrem Überraschungs-Gold Geschichte, denn noch nie zuvor hatte es eine deutsche Olympiasiegerin im Skeleton gegeben. In ihrem Heimatort Schmallenberg gab es ein Extra-Public-Viewing während ihrer entscheidenden Rennen. Nur drei Tage nach ihrem Triumph erlebte die Goldmedaillengewinnerin einen emotionalen Empfang in der proppevollen Stadthalle in Schmallenberg. Auch Bobpilotin Laura Nolte vom BSC Winterberg schaffte das Unglaubliche: Mit gerade einmal 23 Jahren gewann sie Olympiagold und darf sich jüngste Bob-Olympiasiegerin der Geschichte nennen. Direkt bei ihrem ersten Olympiastart fuhr die Sportlerin der Konkurrenz davon. Laura Nolte ist erst mit 16 Jahren zum Bobsport gekommen, im Zweierbob hatte sie von Anfang an die sprintschnelle Deborah Levi an ihrer Seite. Das nächste große Ziel des Duos ist Olympia 2026 in Cortina d´Ampezzo.

Kommen wir zu einer weiteren erfolgreichen Wintersportlerin, die zu den Nominierten in der Kategorie Gerd-Winkler-Ehrenpreis gehört: Rennrodlerin Cheyenne Rosenthal vom BSC Winterberg. Nach einem erfolgreichen Jahr 2022 gelang der 22-Jährigen auch direkt im neuen Jahr ein Auftakt nach Maß. Mit ihrer Partnerin Jessica Degenhardt gewann sie bei der Weltmeisterschaft in Oberhof gleich zwei WM-Titel. Nur zwei Wochen nach ihrem WM-Triumph fuhren die Doppelsitzerinnen des BSC auch im Weltcup in Winterberg den ersten Sieg ein. Der Weltcup im Rodeln wird seit 1977 ausgefahren und war in der Disziplin Doppelsitzer von Beginn an ausschließlich den Männern vorbehalten. Bis zur Wintersaison 2022/2023, denn Anfang Dezember feierten auch die Frauen ihre Weltcup-Premiere.

Rudern hat vor allem als Männersport eine lange Tradition. Nur ein Drittel aller in Vereinen organisierten Mitglieder im Deutschen Ruderverband sind Frauen. Eine davon ist Alexandra Föster vom Ruderclub Meschede – mittlerweile Deutschlands Ruder-Hoffnung. Im Juli verteidigte sie ihren U23-WM-Titel, im August holte die Meschederin bei den Ruder-Europameisterschaften die Bronze-Medaille im Frauen-Einer. In Luzern gewann sie den Weltcup. Nachdem die Sportlerin viele Erfolge im Nachwuchsbereich feiern konnte, machte sie also im vergangenen Jahr erstmals auf der großen Bühne von sich reden. Viele Experten trauen der deutschen Ruder-Hoffnung spätestens bei Olympia 2028 in Los Angeles eine Medaille zu. Das verpasste WM-Finale in Tschechien war für sie zwar ein Rückschlag, aber die 21-Jährige ist noch jung und durch ihre professionelle Einstellung kann sie es im Seniorinnenbereich nach ganz oben schaffen. Alexandra Föster hat durch ihre Leistungen und Erfolge etwas geschafft, was im Frauensport nicht selbstverständlich ist. Mit dem Mescheder Unternehmen ITH hat sie einen Sponsor gefunden.

Frauenpower in der Kategorie Gerd-Winkler-Ehrenpreis. Darüber freut sich auch der Vorsitzende des Kreissportbundes Detlef Lins als Veranstalter der HSK-Sportgala, bei der u.a. die besten Profisportlerinnen und Profisportler aus dem Sauerland ausgezeichnet werden. „Die Leistungen insbesondere der im Spitzensport aktiven Frauen aus unserer Region im vergangenen Jahr sind absolut herausragend! Gleich mehrere Siegerinnen bei Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften, das hatten wir noch nie – Frauenpower pur! Es zeigt, dass aktuell gerade im Frauensport bei uns hervorragende Arbeit geleistet wird. Dank daher auch an die Teams im Hintergrund.“

Wir wollen natürlich nicht den fünften Nominierten vorenthalten: Das Radsport-Team Saris Rouvy Sauerland holte sich im vergangenen Jahr den ersten Platz in der Bundesliga-Mannschaftswertung und den zweiten Platz bei der Deutschen Meisterschaft im Mannschaftszeitfahren.

Es bleibt spannend, ob bei der HSK-Sportgala in Olsberg der Gerd-Winkler-Ehrenpreis an eine Superfrau oder an Supermänner verliehen wird.