Frauenpower am Diemelstrand

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Die „Bürgerwiesen-Mädels“ wuppen ein Erfolgsprojekt 

Am Anfang stand, wie immer wenn Neues angepackt werden soll, Skepsis. „Ja, lass die erst mal machen, so war die Reaktion hinter vorgehaltener Hand“, erinnert sich Sandra Pohlmeyer an die Zeit, als sie 2016 mit vier weiteren Müttern einen Spielplatz für ihre Kinder in Angriff nehmen wollte. Heraus kam ein preisgekröntes Projekt: die mittlerweile fest etablierte Bürgerwiese. „BüWi“ wird sie in Marsberg nur noch genannt, und das Team um Sandra Pohlmeyer folgerichtig die „BüWi-Mädels“.

Sandra Pohlmeyer, Petra Franz, Nicole Röleke, Helga Hefer und Sarah Massino hatten zunächst nur die Idee, einen gemeinsamen Platz zum Spielen für die Kinder zu schaffen. So etwas fehlte ihrer Meinung nach in der Marsberger Kernstadt. Sandra Pohlmeyers Mann brachte dann den Stein ins Rollen – er hatte bei einem Ausflug nach Detmold genau das gesehen, was den Frauen vorschwebte: eine Spiellandschaft aus naturnahem Material, nachhaltig und behutsam in die Landschaft eingepflegt. Die fünf luden den Architekten nach Marsberg ein, und der hatte auch gleich den idealen Standort gefunden – ein Stück der Wiese neben dem Hallenbad. Dort, wo früher das Freibad war, direkt am Ufer der Diemel. 

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Die BüwiMädels mit dem Bauleiter Stefan Wrobel (liegend) von der Ideenwerkstatt Lebens(t)raum Petra Franz, Nicole Röleke, Helga Hefer, Sandra Pohlmeyer und Sarah Massino (v.l.)

Die Bürgerhilfe hilft in die Spur 

Der entscheidende Impuls kam dann durch die Zusammenarbeit mit dem Verein „Marsberger Bürgerhilfe. Bürger helfen Bürgern“. Die fünf BüWi-Mädels brachten einen Förderantrag für das Leaderprojekt „Mehrgenerationen-Platz für Marsberg“ auf den Weg. Und es gelang: Letztlich flossen rund 60.000 Euro öffentliche Gelder in das Projekt. „Ich find es schade, dass es so kompliziert ist, an Fördergelder zu kommen“, sagt Sandra Pohlmeyer im Rückblick, „ich glaube, es könnten viel mehr gute Ideen umgesetzt werden, wenn die Hemmschwelle nicht so hoch wäre.” 

Die fünf BüWi-Mädels haben die Hürde genommen, durch Eigenleistung und jede Menge Sponsoren brachten sie dann insgesamt 106.000 Euro zusammen. Die konkreten Planungen konnten noch 2016 beginnen. 

Allerdings dauerte diese Phase wesentlich länger als später der Bau an sich. Ein Planungs-Workshop folgte auf den anderen, bei den Treffen waren alle Altersgruppen zwischen fünf bis 75 Jahren vertreten. 2018 war dann die Bürgerwiese als Mehrgenerationen-Platz tatsächlich wahr geworden und wurde einweiht. Und auch gleich prämiert: die Initiatoren der BüWi erhielten den Julius-Drescher-Preis, mit dem die SPD im Hochsauerland besonderes bürgerliches Engagement würdigt. 

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Generationenschaukel und Hochseilgarten 

Auf rund 3.000 Quadratmetern gibt es nun unter anderen einen Beachvolleyball-Platz, eine kleine Bühne, jede Menge Schaukeln, Kletterparcours, einen Wasserspielplatz und einen Kinder-Hochseilgarten. Von Profis angelegt, aber gebaut hauptsächlich von freiwilligen Helfern. „Die Kinder haben zum Beispiel das Mosaik des Plattenwegs gelegt“, erinnert sich Sandra Pohlmeyer, „die haben nicht lange überlegt, sondern einfach gemacht. Da sind auch ganz viele Fähigkeiten erstmals hervorgekommen.“ Brigitte Hellkötter und Gerlind Ulrich von der Bürgerhilfe haben an den hölzernen Spielgeräten per Hand die Rinde von den Baumstämmen abgeknibbelt. „Wir spüren heute noch das Kribbeln in den Fingerspitzen.“ Auch einige Flüchtlinge haben damals spontan ins Rad gegriffen und geholfen, die Bürgerwiese zu vollenden. 

Kartoffelbraten und Open-Air-Gottesdienste 

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Liebevoll gepflegte Anlagen

Nach drei Jahren hat sie sich zu einem echten Treffpunkt der Generationen in Marsberg entwickelt. Marsberger Kindergärten machen hierher häufig einen kurzen Ausflug, Schüler der nahen Sekundarschule verbringen auf der BüWi so manche Freistunde. Daneben gibt es aber auch die Älteren und Alten, die sich zum Quatschen auf der Bürgerwiese verabreden oder einfach in der Generationen-Schaukel „abhängen“. Genauso wie die Jugendlichen, denn eine Sperrstunde kennt die BüWi nicht. In den Abendstunden werden an der Feuerstelle öfters auch Kartoffeln am Stock gebraten. 

In der Coronazeit hat Pastor Markus Pape von der evangelischen Kirchengemeinde mal eine Andacht auf der kleinen Bühne der Bürgerwiese zelebriert. Als in den Schulen die Turnhallen wegen der Pandemie geschlossen waren, sind Lehrer mir ihren Schülern zur BüWi gekommen, um auf den Baumstämmen zu balancieren oder die wetterfesten Fitness-Geräte zu nutzen. In der Adventszeit wird es wieder einen Weihnachtsbaum geben, den die Bürger dann selbst schmücken dürfen. „Da machen sich ganze Kindergartengruppen dran“, weiß Sandra Pohlmeyer, „aber auch Erwachsene hängen kleine Figuren oder Sterne in die Zweige. Ein wunderschönes Bild!“  

Der Weihnachtsbaum ist auch ein Zeichen des Winterschlafs auf der Bürgerwiese. Zwar ist die BüWi ganzjährig geöffnet, aber in der kalten Jahreszeit verlieren sich nur einzelne Spaziergänger hierher. Manchmal auch nur um zu schauen, ob’s ihrer Bürgerwiese auch gut geht. Gehört sie letztlich doch allen ein wenig.