CDU Eslohe unangefochten die Nummer Eins
Eslohe ist, politisch betrachtet, schwarz. Daran gibt es nichts zu deuten. In Eslohe ist die CDU ununterbrochen die Nummer Eins. Bei der Kommunalwahl im September 2020 erreichte sie fast zwei Drittel der Stimmen, nämlich exakt 65,2 Prozent. Bei früheren Kommunalwahlen sahen die Ergebnisse hin und wieder sogar noch eindeutiger aus: 2004 zum Beispiel 69,9 Prozent. Gibt es dafür Gründe? Was macht die CDU in Eslohe anders oder besser als andere Gemeinden? In unserer Serie „Wer macht bei uns eigentlich Politik?“ hat sich WOLL auf den Weg in das Herz der „schwarzen Gemeinde“ gemacht, um einige Persönlichkeiten der CDU-Eslohe zu treffen und mehr über dieses Phänomen zu erfahren. Zu einem Interview an einem frischen Frühlingsabend im April treffen wir uns mit Rita Sommer (59) aus Bümke, Mitglied im Gemeinderat, Christian Sievers (52) aus Frielinghausen, 1. Vorsitzender, und Dr. Rochus Franzen (48) aus Eslohe, Fraktionsvorsitzender vor der Gaststätte „Spritzenhaus“ mitten in Eslohe.
WOLL: Wir sprechen heute mit einem der erfolgreichsten CDU-Ortsverbände im gesamten Hochsauerlandkreis. Ich glaube, in Eslohe hat es für die CDU bei Kommunalwahlen noch nie unter 50 Prozent gegeben?
Christian Siewers: 1999 müssten wir so bei um die 80 Prozent gelegen haben. Das hat es auch schon mal in den 70er Jahren gegeben. Seit dieser Zeit haben wir eine Drei-Parteienlandschaft in Eslohe. Und wir liegen konstant um die 60 Prozent.
WOLL: Was ist der Grund, dass die CDU in Eslohe so fest verankert ist?
Dr. Rochus Franzen: Ich glaube, das hat zwei Komponenten: Die eine ist natürlich, dass die Leute hier zufrieden mit den Entscheidungen sind, die über Jahre und Jahrzehnte getroffen wurden. Es ist ein wesentlicher Punkt, dass man dabei nicht nur auf den Ort Eslohe schaut, sondern immer versucht Politik für die ganze Gemeinde zu machen. Ich glaube, dass es darüber eine Grundzufriedenheit bei den Leuten gibt. Und das leitet dann über zu dem zweiten Punkt, der ebenso wichtig ist. Wir haben es immer über die Jahre verstanden, Ansprechpartner vor Ort zu haben, mit denen sich die Menschen identifizieren. Wenn es darum geht, wem gebe ich meine Stimme bei der Kommunalwahl, dann sollen die Menschen sagen: „Den kenne ich aus unserem Dorf, die oder der ist engagiert. Wenn sich dadurch dann etwas Positives ergibt, dann kommt es zu einem positiven Kreislauf. Wir haben den Generationswechsel gut hinbekommen. Wir haben eine gute Mischung. Der Frauenanteil könnte sicher noch höher sein, da arbeiten wir dran. Zusammenfassend lässt sich sagen: Das Erfolgsgeheimnis ist, immer gute, engagierte Leute vor Ort gefunden, plus, in der Rückschau betrachtet, hier und da die richtigen Entscheidungen getroffen zu haben.
WOLL: Der Frauenanteil könnte höher sein, sagt der Fraktionsvorsitzende. Warum sind Sie in die Politik gegangen und nicht Ihr Mann?
Rita Sommer: Das ist eine gute Geschichte. Damals war für unser Kapellendorf Büemke geplant, dass die Kinder in die Schule nach Wenholthausen gehen sollten. Dagegen haben wir uns als Eltern gewehrt und eine Bürgerversammlung organisiert. Die Kapellendörfer zählen zur Kirchengemeinde Reiste und somit gingen unsere Kinder schon immer in Reiste zur Schule. Wir haben die Ratsvertreter eingeladen und Ihnen gesagt, dass wir von dem Schulortwechsel nichts halten. Wir haben es geschafft, dass im Rat diese Entscheidung, zurückgenommen wurde. Nach dem Motto: „Am besten holt man sich den Feind immer in die eigenen Reihen“ führte mein damaliges Engagement in der Schulstandortfrage zur intensiveren Mitarbeit bei der CDU Eslohe und dann im Rat der Gemeinde.
Christian Siewers: Uns ist es in der Vergangenheit gelungen, Frauen direkt anzusprechen und als sachkundige Bürgerinnen zu gewinnen. Aktuell zum Beispiel Julia Beckmann aus Kückelheim, eine junge Frau, die sich jetzt um das Amt des Beisitzers im CDU-Ortsverband bewirbt. Von daher, denke ich, sind wir auf einem relativ guten Wege. Wir haben einige Stellen und Positionen im Rat, die mit Frauen sicherlich besser besetzt sind als mit Männern. Von daher sind wir auf der Suche. Unser klares Ziel ist es, den Frauenanteil bei der nächsten Kommunalwahl zu verdoppeln.
WOLL: Wie gelingt es der CDU, die Mitglieder in den zahlreichen kleineren und größeren Orten der Gemeinde zusammenzuhalten?
Christian Siewers: Wir legen sehr viel Wert darauf, dass die 16 Wahlbezirke tatsächlich von Bürgerinnen und Bürgern besetzt werden, die dort wohnen und die direkte Betroffenheit der Menschen wahrnehmen können. Das war und ist immer unser Ziel. Wenn man das erreicht, kann dementsprechend auch immer leicht reagiert werden. Und dass wir halt viele Ortsverbände haben.
Rita Sommer: Man muss immer engen Kontakt zu den Menschen im Dorf suchen und bereit sein, für alle Probleme ansprechbar zu sein. Dann wird man wahrgenommen, als diejenige, die sich entsprechend kümmert. Der Weg zum Bürgermeister ist generell sehr kurz. Das ist auch sehr positiv. Es ist vielleicht ein Vorteil, dass Eslohe sehr überschaubar ist. Die Verwaltung arbeitet sehr straff, und da besteht wirklich eine sehr gute Zusammenarbeit. Die hören zu, wenn man etwas anträgt und versuchen das auch aufzugreifen.
WOLL: Mit welchem Programm, mit welchen Themen und mit welcher Zielrichtung blickt die CDU in der Gemeinde Eslohe in die Zukunft?
Christian Siewers: Da gibt es vielfältige Sachen, zum Beispiel die Zukunftswerkstatt, die wir begonnen haben. Auch dass wir nicht nur für unsere Mitglieder, sondern für alle Bürger der Gemeinde Eslohe gezielte Themen oder Besichtigungen anbieten. Wir waren zum Beispiel in Hilchenbach und haben uns den Windpark dort angeschaut. Wir waren bei Mennekes und haben uns über E-Mobilität schlau gemacht. Das sind Themen, zu denen wir informieren, aber auch gleichzeitig mit den Leuten ins Gespräch kommen wollen. Wir haben regelmäßige Ortsverbandsversammlungen und laden regelmäßig unsere Landtagsabgeordneten hier nach Eslohe ein, um mit denen im Gespräch zu bleiben. Das ist das, was wir von der Partei aus machen können.
Dr. Rochus Franzen: Ich denke, es ist wichtig, das Gute, was man geschaffen hat, zu bewahren. Aber eben keinen Stillstand zu haben, sondern sich weiterzuentwickeln. Wohnen ist ein Stichwort. Die Bebauung wieder in den Orten zuzulassen, damit die Dörfer nicht aussterben. Schulen halten wir natürlich weiter im Blick. Den Einkaufsstandort erhalten, wie er ist. Interessant bleiben für Einheimische und Gäste gleichermaßen. Tourismus ist auch ein weites Feld. Wir sind, das muss man an der Stelle gesagt sein, sicherlich finanziell gut aufgestellt. Daher können wir natürlich ein bisschen mehr machen, als andere Gemeinden. Die Stärkung der Vereine ist noch ein Schwerpunkt. Wenn man alleine sieht, was in den vergangenen Jahren in die Infrastruktur der Sportplätze gesteckt wurde, ist das dafür ein Hinweis.
Rita Sommer: Dass man die Jugend mit in den Fokus nimmt. Ich meine, wir sind als Eslohe eine liebens- und lebenswerte Gemeinde. Es gibt viele Rückkehrer, die sich nach dem Studium wieder Richtung Land orientieren. Und mit den Breitbandmöglichkeiten geht das ja auch. Da müssen wir einfach die Möglichkeiten schaffen, dass die sich hier ansiedeln können. Dass man auch gute wirtschaftliche Voraussetzungen schafft. Das ist wichtig. Das die guten Ausbildungsmöglichkeiten erhalten bleiben.
WOLL: Ein wichtiges Thema mit Konfliktpotenzial. Wie ist die Meinung der CDU Eslohe zum Thema Windenergie, speziell Windindustrieanlagen auf unseren Sauerländer Bergen?
Dr. Rochus Franzen: Auch wir sind der Meinung, dass nicht auf jeden Sauerländer Höhenflug Windräder gehören. Wir sind der festen Überzeugung, dass unsere Landschaft dann nicht mehr die ist, die wir mögen und schätzen und in der wir gerne leben und Menschen von außerhalb gerne Urlaub machen. Trotzdem werden wir uns dem Thema nicht komplett verweigern können, weil uns dann andere diktieren werden, was geschehen wird. Insofern hat die CDU in Eslohe von Anfang an die Haltung, eine bestmögliche Steuerung zu erhalten. Leider ist es so, dass einem zum Teil die Möglichkeiten aus der Hand genommen wurden. Die Steuerungsmöglichkeiten der alten Flächennutzungspläne sind aufgehoben worden. Stand jetzt sieht es so aus, dass in der Gemeinde Eslohe zunächst einmal zwei Anlagen ganz im Süden, an der Schmallenberger Grenze Richtung Bracht, oberhalb von Cobbenrode entstehen sollen. Hier sind insgesamt vier Windindustrieanlagen geplant, zwei davon auf Lennestädter Gebiet. Festzustellen ist auch, dass im Moment ein Zeitgeist entstanden ist, der sich durch die gesamte weltpolitische Lage beschleunigt hat. Es ist zu befürchten, dass neben den bekannten Anträgen noch weitere auf uns zu kommen. Wir versuchen im Rahmen der Möglichkeiten hier steuernd einzugreifen. Aber wir werden entsprechend der bestehenden Gesetzeslage der Windkraft Raum verschaffen müssen. Dem muss man sich nähern, indem der nötige Ausbau mit dem Schutz und der damit verbundenen Akzeptanz in der Bevölkerung in Einklang gebracht wird.
WOLL: Abschlussfrage: Wie sieht es in der CDU Eslohe in zehn Jahren aus?
Rita Sommer: Ich hoffe, dass dann mehr Frauen dabei sind. Und ich bin überzeugt, es lohnt sich, sich in Eslohe dafür zu engagieren. Das Team ist gut. Und wir haben gute Voraussetzungen und eine gute Zusammenarbeit. Wir müssen uns allen Aufgaben stellen, aber ich sehe da jetzt nicht das Problem.
Dr. Rochus Franzen: In zehn Jahren haben wir vermutlich einen neuen Bürgermeister, der dann hoffentlich auch von der CDU gestellt wird. Wir haben hoffentlich immer noch die überzeugendsten Argumente und Personen, dass wir weiterhin die Mehrheit halten können. Und so hoffe ich, dass wir in zehn Jahren ähnlich gut dastehen, wie jetzt.
Christian Siewers: Ich habe nicht vor morgen aufzuhören. Diese Mehrheiten kommen nicht von göttlicher Allmacht, die sind schon mit viel Arbeit verbunden. Wir sind immer gut auf den Festen und Feiern, zum Beispiel den Schützenfesten vertreten. Wir haben unsere Netzwerke, damit wir mit den Menschen im Gespräch bleiben. Das ist das absolute A und O, dass wir nicht jedem Zeitgeist hinterherrennen. Dass wir vor allen Dingen die 16 Wahlbezirke hier in Eslohe mit Leuten besetzen, die auch dort wohnen. Und wenn wir das weiterhin schaffen, habe ich keine Angst um die Mehrheiten. Wir werden hier und da vielleicht mal ein paar Prozentchen verlieren. Wir werden sie aber auch wieder zurückgewinnen. So bin ich sicher, dass wir in zehn Jahren noch da stehen, wo wir jetzt sind.