Es ist ein durchaus schwieriges Jahr 2020 für den Ferienhof Voß in Lenne. Wegen der Dürre produziert der Betrieb zu wenig Futter für die Milchkühe. Auch der eigene Wald leidet. Und als ob das alles noch nicht genug wäre, kam die Corona-Pandemie und der Ferienhof war zwischen Mitte März und Mitte Mai ohne Urlaubsgäste.
„Aber wir kriegen das hin. Wir blicken noch immer positiv in die Zukunft, wir lassen uns nicht unterkriegen“, sagen Janina und Thomas Voß. Die Eheleute mit den Söhnen Henri (5) und Freddi (2) hatten 2014 den Hof von Thomas‘ Eltern Karl-Hans und Elisabeth übernommen. Der gastfreundliche, biologisch geführte Bauernhof von 1780 ist besonders für Familien mit Kindern geeignet.
Aus Leidenschaft
Thomas ist Bauer aus Leidenschaft: „Ich war von früh an auf dem Hof aktiv. Ich habe eine landwirtschaftliche Ausbildung gemacht und dann den Agrarbetriebswirt in Meschede. Es war mir eigentlich immer klar, dass ich den Betrieb meiner Eltern übernehmen würde. Und ich bin froh, dass die beiden immer noch mithelfen.“ Janina kommt aus Sundern und ist Einzelhandelskauffrau. Sie schmunzelt, als sie sagt: „Eigentlich habe ich einen Hof gesucht, wo ich reiten konnte. Ich habe dann auch mein Pferd nach Lenne mitgebracht. Und ich fühle mich ganz wohl hier, am Fuß des Rothaargebirges.“
Der heutige Bauern- und Ferienhof Voß wurde als „Schloum“ oder „Schleimen“ erstmals im Jahr 1565 urkundlich erwähnt. Dieser Name war wahrscheinlich ein Hinweis auf ein sumpfiges Gelände. Der Bau eines Hauses ist für das Jahr 1612 beurkundet. Aus dieser Urkunde geht hervor, dass ein Wohnhaus mit Stall direkt am Uentrop-Bach neben dem heute noch erhaltenen Backhaus gestanden haben muss. Ein neueres Haus und der Hof brannten 1987 ab, aber die schöne geschnitzte Eichenfront des Fachwerkhauses konnte vor den Flammen gerettet werden.
Seit 2008 Biomilch
Die 20 Milchkühe des Ferienhofs Voß produzieren seit 2008 biologische Milch, die seit fünf Jahren von einer Molkerei aus Bayern abgeholt wird. Für die Milch bekommen Thomas und Janina im Durchschnitt 12 bis 13 Cent mehr als für konventionelle Milch. Dafür sind die Tiere viel auf der Weide, das Futter kommt von eigenen Flächen und es werden fast keine Tiermedikamente benutzt. Die Produktion der Tiere ist dabei geringer als die von konventionellen gehaltenen Kühen.
„Wir bewirtschaften 40 Hektar Grünland, inklusive Jungvieh ist das ein Hektar pro Tier. Normalerweise ernten wir genügend Futter, aber jetzt erleben wir das dritte Jahr hintereinander eine große Trockenheit und produzieren 70 Prozent weniger Grünfutter. Das bedeutet, dass wir den Tieren jetzt schon das für den Winter bestimmte Futter geben müssen. Und wenn wir im Winter zukaufen, ist die große Frage: für welchen Preis? Darum denken wir ernsthaft darüber nach, die 20 Milchkühe zu verkaufen und auf Rinder umzustellen, zum Beispiel auf Sauerländer Höhenvieh. Denn ohne Rinder können und wollen wir nicht“, erklärt Thomas.
Die Dürre hinterlässt auch Spuren auf den 30 Hektar eigener Forstwirtschaft. Thomas: „Bis Mai 2022 brauchen wir jeden Tag Regen. Die Trockenheit ist ein großes Problem für die Bäume, die sich so nicht gegen die Borkenkäfer wehren können. Unsere Forstarbeit von rund 100 Jahren droht verloren zu gehen.“
Ferienhof des Jahres
Im Jahr 1972 entstanden die ersten Fremdenzimmer auf dem Ferienhof Voß und seitdem wurde der Gästebetrieb ständig ausgebaut. Mittlerweile wohnen die Gäste in gepflegter Atmosphäre in dem traditionellen alten Fachwerkhaus oben im Neubau. Janina: „Stolz sind wir darauf, dass wir Ferienhof des Jahres 2015 und 2019 sind und beliebtester Ferienhof in NRW 2020. Wir haben auch einiges zu bieten. Etwas ganz Besonderes ist unsere Wohnung Kuhstall mit einem Fenster direkt in den Stall. Ganz neu ist die Wohnung Schwalbe im Dachgeschoss unseres Neubaus. Es ist die größte unserer Wohnungen mit einem tollen Blick über unseren Hof und ganz Lenne.“
Thomas fügt hinzu: „Mitte März mussten wir unsere Gäste Corona-bedingt leider nach Hause schicken. Kurz vor Pfingsten konnten wir wieder öffnen, unter Beachtung der Hygiene- und Schutzmaßnahmen. Das geht, ist aber kompliziert.“ Aber Janina und Thomas sind sich einig: „Wir machen weiter, suchen neue Herausforderungen. Es hat schon früher schwere Zeiten für den Hof gegeben.“
Der Ferienhof Voß hat drei kleine Alpakas gekauft und es kommen noch mehr von diesen schönen Tieren nach Lenne. „Wir wollen unseren Gästen und anderen Interessenten Alpakatouren anbieten. In Soest besuche ich einen Ausbildungskurs für Bauernhofpädagogen. Dort lerne ich, wie wir unseren Ferienhof noch besser nutzen können, um die Gäste über Land- und Forstwirtschaft und die Natur zu informieren. Es geht darum, die Probleme zu beseitigen und trotz aller Herausforderungen die Zukunft zu gestalten. Und das machen wir, auch mit Hilfe unserer Vereine, des Schmallenberger Kinderlands und des Schmallenberger Sauerland Tourismus“, sagt Janina zuversichtlich.