Felix Seibel kämpft um Olympia-Ticket 2022

Quelle: Dietmar Reker

Felix Seibel ist auf dem Sprung: Der Skeletoni des BRC Hallenberg glaubt an seine Chance, das Olympiaticket 2022 zu lösen. „Die Tür zu den Spielen in Peking ist nicht verschlossen“, erklärt der 23-Jährige im Gespräch mit dem Sportzentrum Winterberg (SZW). Um die Tür weiter zu öffnen, ins Gespräch zu kommen und damit seine Olympia-Hoffnungen zu nähren, muss Seibel, der dem BSD-Perspektivkader angehört, beim Startlehrgang Mitte August in Oberhof zunächst die Startnorm von 4,35 Sekunden schaffen. Ungeachtet dessen ist der ICC-Gesamtsieger der letzten Saison ein viel beschäftigter und gefragter junger Mann: Er wirbt als „ein Gesicht der VELTINS-EisArena“ im offiziellen Bewerbervideo für eine mögliche Ausrichtung der Bob & Skeleton WM 2024 auf der Heimbahn in Winterberg. Zudem studiert der Stabsunteroffizier der Sportfördergruppe Warendorf Jura in Münster. Sein Berufsziel ist fest umrissen: „Ich möchte Richter werden.“

Felix Seibel

SZW: Felix, wir treffen dich in der VELTINS-EisArena, deiner Heimbahn. Den Großteil der Vorbereitung auf die kommende Olympiasaison bestreitest du in Münster, deinem Studienort. Wie ist der Stand der Vorbereitungen?
Seibel:
In den letzten Wochen ging es vor allem um Kraft und Starttechnik. Das setzen wir jetzt in Schnelligkeit um. Wir arbeiten in Münster sehr hart und konzentriert.

SZW: Bevor wir das Thema Schnelligkeit auch und besonders im Hinblick auf eine mögliche Olympiaqualifikation vertiefen, lass uns einen Blick auf die letzte Saison werfen. Wie lautet Dein Fazit?
Seibel:
Zu Beginn der Saison habe ich nicht das abgerufen, was ich mir vorgestellt hatte. Von der Selektion bis zu den internationalen Rennen habe ich mich aber gesteigert und bin in Schwung gekommen. Der dritte Platz beim ersten ICC in Altenberg Mitte Januar war der Auslöser für weitere Erfolge. Die vier weiteren Rennen im ICC, am Königssee und Igls, habe ich gewonnen. Am Königssee habe ich mit jeweils 49,90 Sekunden zweimal den Bahnrekord (Anm. d. R.: Der Koreaner Sungbin Jung hatte ihn beim WC am 22. Januar 2021 aufgestellt) eingestellt. Ich habe den ICC mit vier Siegen und einem dritten Platz gewonnen. Hinzu kam der erste Weltcup-Start in Igls, der besonders von der Erfahrung wichtig war.

SZW: Bei Deinem ersten WC-Start bist Du in Igls auf Rang 15 gelandet. Im ersten Lauf stand Platz 19 zu Buche, im zweiten war es der 9. Mit beiden Läufen warst du unzufrieden, warum?
Seibel:
Ich hätte in Igls mehr rausholen können. Seit dem 13. Lebensjahr habe ich von einem Weltcup-Einsatz geträumt. Wenn man dann zum ersten Mal auf der ganz großen Bühne steht, im Fernsehen zu sehen ist, die Kommentatoren über einen reden, dann hat mich das schon beeindruckt, vielleicht zu sehr beeindruckt. Ich bin in beiden Läufen mit der Bande aus der Kurve 9 gekommen, mit Drift in Kurve 10 gefahren und habe dadurch viel Zeit verloren. Da habe ich mir gesagt: Das kann ich so nicht stehen lassen, auf keinen Fall. In den ICC-Rennen am Königssee und in Igls stimmten die Läufe, ich habe mich quasi für den Weltcup rehabilitiert.

SZW: Die neue, olympische Saison: Du gehörst dem Perspektivkader an, bist auf dem Papier die Nummer fünf hinter Christopher Grotheer, Felix Keisinger, Axel Jungk und Alexander Gassner, die im Olympiakader sind. Rechnest Du Dir noch Chancen für eine Olympiateilnahme aus?
Seibel:
Die Tür zu den Spielen ist nicht verschlossen. Thema Schnelligkeit: Ich muss Startnorm laufen, um ins Gespräch zu kommen. Das heißt: Mitte August muss ich in Oberhof 4,35 Sekunden erreichen, meine Bestzeit liegt bisher bei 4,38. Erfülle ich die Norm, dann öffnet sich die Tür einen Spalt mehr. Jeder versucht, in der Vorbereitung alles rauszuhauen. Wie gesagt, wir arbeiten in Münster hart und konzentriert. Ob ich das Ziel erreiche? Wir sind jedenfalls auf einem guten Weg. So Gott will, bin ich im Winter dabei.

SZW: Nach 2015 könnte 2024 in Winterberg und damit in der VELTINS-EisArena wieder die Bob & Skeleton WM stattfinden. Die Entscheidung fällt auf dem IBSFKongress im September. Als ein „Gesicht der Bahn“ bist Du als „sportlicher Botschafter“ im Bewerber-Video vertreten.
Seibel:
Eine Heim-WM wäre großartig. 2015 bei der letzten WM in Winterberg war ich als junger Vorläufer im Einsatz und konnte die sensationelle Atmosphäre buchstäblich schnuppern. Diese WM war sportlich und atmosphärisch großartig. Winterberg und das Sauerland können WM! Für mich wäre ein Teilnahme 2024 ein großer Anreiz und auf der Heimbahn vor heimischem Publikum und Freunden ein großer Höhepunkt.

SZW: 2022 Olympia in Peking, 2024 mögliche WM in Winterberg, 2026 Olympia in Cortina …
Seibel:
Damit könnte ich mich schon anfreunden. Das langfristige Ziel sind die Spiele in Cortina 2026. Vor allem darauf legen wir alles an, dann die Top-Performance zu erreichen. Zunächst geht es aber darum, die Schnelligkeit zu steigern, die Startnorm zu erfüllen und den Weg schrittweise Richtung Peking einzuschlagen.

SZW: Die Seibels gelten als schlaue, intellektuelle Familie. Dein Bruder Edgar ist ein bekannter Schriftsteller, Du studierst in Münster Jura, kein leichtes Fach, bist im fünften Semester und möchtest später Richter werden.
Seibel:
Das Richteramt gefällt mir sehr gut bzw. was ich davon gehört habe. Es ist schwer zu sagen, ich habe ja noch viel Studium vor mir. Es wird ja noch Gelegenheiten geben, da reinzuschnuppern. Mein Berufswunsch ist der Richterberuf schon.

SZW: Du hast starke Sauerländer Partner an Deiner Seite. Einer ist das bbz, das Berufsbildungszentrum Arnsberg der Handwerkskammer Südwestfalen. Bei der „bbz Arnsberg Junioren-WM Bob und Skeleton“ im vergangenen Februar in Winterberg entstanden die Kontakte. Handwerk und Spitzensport passen zusammen, nicht nur aber auch beim Feinschliff der Kufen. Inzwischen ist auch die Schmallenberger Firma MSG Maschinenbau mit im Boot.
Seibel:
Die Zusammenarbeit ist hervorragend. Beim bbz ist Kommunikationschef Dirk Berkemeyer mein Ansprechpartner, der auch für meine verrücktesten Ideen Lösungen parat hat. Die findet er auch außerhalb des bbz. So entstand auch der Kontakt zur MSG Maschinenbau. Die Atmosphäre ist einfach familiär.
SZW: Vielen Dank für das Gespräch.

Das gesamte Interview auf Youtube: https://youtu.be/9I08ICvAmuo
Das gesamte Interview als Podcast: https://anchor.fm/sportzentrum-winterberg