Fashion-Stylistin Agnesa Qubreli lässt nicht nur die Stars strahlen

Quelle: Agnesa Qubreli

Ob roter Teppich, Festival oder Schützenfest

Die Lennestädterin Agnesa Qubreli wählt die Outfits ihrer Kunden mit Bedacht aus und lässt sie in bestem Licht erscheinen.

Der lange rote Teppich ist ausgerollt. Fotografen, Journalisten drängeln sich davor.  Kameras klicken, Blitze zucken. „Ayliva, schau hier her! Großartig siehst du aus!“, „Woher stammt dein wunderschönes Kleid?“ Ayliva lächelt und schreitet anmutig den Weg in die Bavaria Filmstudios entlang. Offensichtlich fühlt sie sich wohl in ihrem Kleid. Auch Agnesa Qubreli lächelt im Hintergrund. Sie ist verantwortlich für Aylivas glamouröses Outfit bei den Bambis: ein schwarzes Bustier-Kleid im Fifties-Look mit langen Handschuhen. Sogar die Illustrierte „Gala“ zählt es du den schönsten Outfits auf dem Event der wichtigsten deutschen Medienpreise. Dass die Lennestädterin einmal eine aufstrebende Fashion-Stylistin werden würde, hätte sie wohl selbst am wenigsten gedacht …

Aus dem Kosovo ins Sauerland

„In meiner Familie arbeitet niemand in dieser Branche. Meine Mutter hat in Ex-Jugoslawien Lehramt studiert, mein Vater Jura. Nach dem Krieg im Kosovo sind sie nach Deutschland ausgewandert. Trotz der schrecklichen Erfahrungen haben sie mich und meine beiden Schwestern immer unterstützt und gestärkt. Obwohl ich hier geboren bin, hatte ich als ‚Ausländerin‘ in der Schule oft mit Vorurteilen und Ausgrenzung zu kämpfen“, erzählt die 29-jährige Albanerin von den ersten Jahren im Sauerland. „Nach der Berufsschule habe ich eine Ausbildung zur medizinischen Fachangestellten bei einem Augenarzt absolviert und arbeite nun seit fast vier Jahren in einem Fachkrankenhaus in Grafschaft. Zurzeit genieße ich allerdings die Elternzeit mit meinem Mann und meinem einjährigen Sohn. Er hat absolute Priorität in meinem Leben.“

Instagram verändert alles

Doch wie fand Agnesa den Weg vom Fachkrankenhaus hinter die Kulissen der Bühnen, Videodrehs und roten Teppiche? „Mein Hauptberuf ist und bleibt es, Menschen in gesundheitlicher Not zu helfen und für sie da zu sein. Diesen Job werde ich niemals aufgeben“, betont die sympathische Altenhundemerin. „Meine zweite Leidenschaft ist es, Menschen zu stylen und sie gut aussehen zu lassen. Das Thema Mode begeistert mich schon seit meiner Kindheit. Bereits als junges Mädchen habe ich mit großem Interesse Modezeitschriften gelesen und Kleider skizziert. Durch Zufall stieß ich im Sommer 2018 auf Instagram auf das Ausbildungsangebot einer bekannten Stylistin in Köln.“

Agnesas Herz fängt sofort Feuer. Sie weiß: Das ist genau das, was sie machen möchte. Ihre Familie unterstützt sie, sodass sie im August die Ausbildung zur Stylistin beginnt. Dort lernt sie Moodboards (visuelle Darstellung von Konzepten) zu erstellen, betriebswirtschaftliche Grundlagen zu verstehen, Kommunikationswege zu nutzen und knüpft wertvolle Kontakte in der Branche.

Nicht nur Jamule und Hava verlassen sich auf Agnesas Expertise

Dabei ist Social Media mit Plattformen wie Instagram bei der Kundengewinnung immens wichtig. „Natürlich habe ich dort immer wieder Outfits und Fotos gepostet, bis ich von dem deutschen Rapper Mero angeschrieben wurde. Er war mein erster Kunde.“ Ihn stylte sie für seine Musikvideos zum Album „Seele“ und begleitete ihn bei den Drehs in sechs Länder. Ihr Können spricht sich herum. Es folgen Aufträge von weiteren Musikern wie beispielsweise Xatar, PA Sports, Jamule, Ayliva, Hava oder TV-Star Jessica Paszka. Dabei posten ihre Kundinnen und Kunden Fotos mit den von Agnesa zusammengestellten Outfits und nennen sie als Stylistin (Credits). So erreicht sie eine hohe Reichweite, die zu neuen Anfragen führen können.

„Ich liebe meinen Job als Stylistin, weil er nicht eintönig ist und die Aufgaben vielfältig sind. Zudem lerne ich unglaublich viele spannenden Menschen und Städte kennen. Mein Beruf bringt eine hohe Verantwortung mit sich: Das Outfit muss perfekt sein, der Künstler sich wohlfühlen. Kein Outfit bedeutet: kein Videodreh. Auf meinen Reisen begleiten mich meine Schwestern, meine Eltern oder mein Mann und unser kleiner Sohn. Ich bin sehr dankbar, für ihre große Unterstützung.“

Für jeden Künstler das richtige Outfit

Wie müssen wir uns den Stylistinnen-Alltag vorstellen? „Oftmals sind die Anfragen sehr kurzfristig, sodass ich innerhalb weniger Tage oder manchmal auch nur Stunden eine Collage mit Outfitideen zusammenstellen muss. Dabei ist es wichtig, bei der Auswahl der Kleidung, die Persönlichkeit des Kunden im Blick zu haben: Was sind seine Vorlieben? Was möchte er mit seinem Stil ausdrücken? Was ist der Anlass? Ein Videodreh oder ein Auftritt auf dem roten Teppich? Wenn ich nicht das Richtige in Partnergeschäften finde, skizziere ich manchmal auch ein Kleidungsstück, das dann von Schneidereien passend zum Stil extra angefertigt wird.“

Sauerländer Modestil

Und wie beschreibt Agnesa, die auch Menschen hier vor Ort berät, den „Sauerländer“ Kleidungsstil? „Schlicht“, schmunzelt die Modeexpertin. „Die Menschen hier haben keine Komplexe und tragen gerne unauffällige Kleidung wie Jeans und T-Shirt. Ich finde jedoch, dass sie ruhig auch etwas mutiger sein dürften. Im Kosovo ist es genau andersherum: Hier legen die Menschen viel Wert auf sehr modische, makellose Outfits, perfektes Makeup und gestylte Haare. Sie sind in diesem Bereich weniger entspannt. Sie würden auch nie im Jogginganzug zum Bäcker gehen.“

Agnesa selbst trägt am liebsten hochwertige Kleidungsstücke in gedeckten Farben wie Schwarz, Weiß oder Nude. Zum Abschluss hat die Fashion-Stylistin drei Tipps für uns: „Legt euch eure Outfits einen Abend vorher heraus, sodass ihr morgens nicht planlos seid und in Stress geratet. Außerdem rate ich meinen Kundinnen und Kunden, ihren Kleiderschrank zu reduzieren. Lieber einen halbvollen Schrank mit Lieblingsteilen als einen Schrank voll ‚nichts anzuziehen‘. Zudem solltet ihr auf euer Bauchgefühl vertrauen: Nimm das Outfit, das dir als erstes zu deinem Anlass einfällt. Das ist oft das Richtige. Je länger du darüber nachdenkst, desto mehr hast du daran auszusetzen.“

Von Festivals und Schützenfesten

Neben der Betreuung ihrer heimischen Kundschaft hat Agnesa große Pläne für diesen Sommer: „Ich werde beispielsweise bei Dua Lipas Sunny Hill Festival in Pristina große albanische Künstler stylen und auch die Rapperinnen Ayliva und Hava bei ihren Konzerten modisch ausstatten. Über die weiteren spannenden Projekte darf ich jetzt noch nicht sprechen, aber bald …“, freut sich die Lennestädterin über die kommenden Aufträge. Es bleibt also spannend.

Mal schauen, was ich an Schützenfest so anziehen werde. Das ist ja fast so wichtig wie der rote Teppich beim Bambi … Vielleicht sollte ich doch Agnesa zu Rate ziehen.