Eyüp Bolatli – Der letzte Cowboy im Sauerland

Quelle: Eyüp Bolatli

Zwischen Pferdestall und Fotoshooting

Reiten ist unter den 28 olympischen Sportarten die einzige, bei der Frauen und Männer gemeinsam antreten. Während im Spitzensport noch die Männer dominieren, geht ihnen im Breiten- und Turniersport der Nachwuchs aus; nur noch jedes fünfte Mitglied in deutschen Reitvereinen ist männlich. Ein Trend, der auch an Südwestfalen nicht vorbeigeht … Doch es gibt sie noch, die letzten Cowboys im Sauerland, wie das Beispiel des Lennestädters Eyüp Bolatli zeigt.

Fest im Sattel

Western, Springen, Dressur, Englisch und Parcours – Eyüp Bolatli fühlt sich in all den unterschiedlichen Reitstilen heimisch. Dabei hat er den Sport erst recht spät für sich entdeckt: Mit 18 lernte er bei seinem Onkel das Reiten, seitdem sind Pferde aus seinem Leben nicht mehr wegzudenken. Sechs Jahre stand der Lennestädter bei den Karl-May-Festspielen in Elspe auf der Bühne. „Ich habe ganz klein auf dem ältesten Pferd angefangen, bin in der ersten Zeit immer nur hinterher geritten. Mit jeder Saison wurde das ein bisschen mehr; es kamen Stunts und kleine Sprechrollen hinzu. Das hat mir viel Spaß gemacht, war aber auch sehr zeitintensiv; irgendwann war das mit meinem Beruf nicht mehr in Einklang zu bringen“, erzählt der 32-Jährige, der als Prototypen-Koordinator bei der Firma Mennekes tätig ist.

Als Stuntman ist Eyüp Bolatli zwar nicht mehr aktiv, aber auch heute scheut er besondere Herausforderungen nicht. Er reitet Pferde ein, ist häufig der Erste, der sie sattelt und auf ihnen sitzt. Mit viel Geduld, Einfühlungsvermögen und fokussiertem Training gelingt es ihm, die Tiere zu beruhigen und für die klassische Ausbildung vorzubereiten. „Klar, manchmal bringt das ein paar blaue Flecken mit sich, aber ich habe keine Angst! Das ist schon mal eine entscheidende Voraussetzung; ganz wichtig ist es aber auch, dass man richtig fällt. Und das kann man lernen: Vor kurzem habe ich erstmals einen Fall-Workshop angeboten, um die Unfallgefahr auch bei anderen Reitern zu mindern und ihnen mehr Sicherheit mit auf den Sattel zu geben“, berichtet der passionierte Pferdetrainer von seinen Erfahrungen. Ebenso möchte er bei jungen Menschen die Begeisterung fürs Reiten wecken und sein Wissen weitergeben: Seit einigen Jahren arbeitet er als Reitlehrer auf dem „Heinemanns Hof“ in Lennestadt-Kickenbach.

Wie vielfältig die Arbeit mit Pferden gestaltet werden kann, zeigt Eyüp Bolatli auf seinem Youtube-Kanal; dort stellt er Reiter und besondere Projekte aus der Region vor. „So habe ich schon viel entdeckt, was auch für mich neu war. Es ist total spannend zu sehen, wie unterschiedlich die Menschen mit den Tieren arbeiten! Eine Reiterin bindet die Pferde in ihre therapeutische Arbeit ein, eine andere setzt ihren Schwerpunkt ausschließlich aufs Western-Reiten und vermittelt spanische Pferde, wieder eine andere gestaltet einen sehr abwechslungsreichen Trainingsalltag und bringt ihren tierischen Freunden kleine Zirkustricks bei. All das möchte ich auf meinem Kanal zeigen“, erklärt der Lennestädter. Natürlich ist Eyüp Bolatli auch deutschlandweit unterwegs; besonders interessieren ihn aber die Geschichten aus seiner Heimat, dem Sauerland.


Der Bart als Markenzeichen

Neben dem Pferdesport hat Eyüp Bolatli noch eine zweite Passion: Mode. Allem voran ist ihm sein Bart sehr wichtig; inzwischen ist er sogar zu seinem Markenzeichen geworden. „Natürlich reicht es nicht, den Bart einfach wachsen zu lassen; ich investiere schon eine Menge Zeit, um ihn zu pflegen. Daneben ist auch wichtig, wie das Ganze geschnitten ist, es muss ja zum Gesicht passen. Früher bin ich regelmäßig zu einem Barbier gegangen, mittlerweile kann ich meinen Bart aber auch selbst trimmen“, verrät er.

Ob Voll- oder Dreitage-Bart – es liegt durchaus wieder im Trend, die Gesichtshaare gepflegt spießen zu lassen; viele Männer greifen seltener zum Rasierer als noch vor einigen Jahren. Dennoch fällt Eyüp Bolatli auf: Regelmäßig erhält er Anfragen für Shootings, ist landesweit bei renommierten Werbeagenturen gelistet, arbeitet mit professionellen Fotografen zusammen.

Genau dieser Kontrast zwischen Modeln, Pferdestall und seinem Beruf in der Elektro-Branche macht den Alltag für den Lennestädter so spannend und abwechslungsreich. Auch seinen einigen tausend Followern in den sozialen Medien ist das wohl nicht verborgen geblieben; wahrscheinlich bleiben sie ihm gerade deswegen treu, weil er so vielseitig ist.

Das Sauerland ist nun nicht gerade als Mode-Metropole bekannt – ob es Eyüp Bolatli vielleicht doch mal in die große Stadt zieht!? „Vielleicht könnte ich da schneller an Aufträge kommen und mehr Geld mit dem Modeln verdienen, aber es gibt Wichtigeres: Hier ist mein Zuhause; die Natur, die Wälder und die Freiheit – da hängt mein Herz dran! Und deshalb werde ich auch nie wegziehen“, ist sich der Lennestädter sicher. Er möchte die Menschen hier vor Ort inspirieren; ein Ziel, das ihm sicherlich noch das ein oder andere Mal gelingen wird.