Schicksal der „Lennestadt“ besiegelt
Die Familie Koch sorgte mit ihrer Orchideen-Zucht im Süd-Sauerland für Schlagzeilen, als sie im Jahre 1984 von Unna nach Grevenbrück umsiedelte, wo sie den ehemaligen Lindenhof gekauft und durch umfangreiche Gewächshäuser ausgebaut hatte. Bereits damals wurde Hans Koch von seinem Sohn Thomas Koch und dessen Frau Trudi tatkräftig unterstützt.
Die renommierten Orchideenzüchter hatten sich europa- und selbst weltweit als absolute Spezialisten einen hervorragenden Ruf erworben. Denn den mit ihren Züchtungen von Phalaenopsis, Frauenschuh und Cattleya weit über den eigentlichen Markt hinaus bekannten Züchtern wurden Aufträge erteilt von Staaten wie Indonesien. Sie sollten seltene dort im Urwald fast ausgestorbene Orchideenformen zurückzüchten. Damit dies gelingen konnte, konnten die Kochs auf ein großes, hauseigenes und absolut keimfreies Labor zurückgreifen. Wie erfolgreich die Spezialisten dabei waren, bewiesen sie jahrzehntelang bei ihren Teilnahmen an den Orchideen-Wettbewerben unter anderem bei der Grünen Woche in Berlin. Es gab kein Jahr, indem sie nicht mit Bronze-, Silber- oder Goldmedaillen in ihre neue Heimat zurückkehrten.
Unvergesslich sind ihre Tage der offenen Tür, an denen ein Blütenmeer aus zigtausenden Orchideen auf wahre Besuchermassen warteten. Mit schier unerschöpflicher Geduld und Freundlichkeit gingen Trudi und Thomas Koch dabei auf alle Fragen und Wünsche der Besucherinnen und Besucher ein. Jetzt also hat das sympathische Paar die Grenze zum Ruhestand erreicht. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge wird die Orchideenfarm geschlossen. Davon betroffen sind in erster Linie auch die Mitarbeiterinnen, die sich aber allesamt über einen neuen Arbeitsplatz freuen können. Trauriger sieht es dabei für die „Lennestadt“ aus. Keine Mühen und Kosten hatten die Kochs bei der Neuzüchtung dieser Phalänopsis gescheut. Die Pflanze mit herrlichen pink-weißen Blüten ist ein absoluter Hingucker und wurde von der Stadt sehr gerne an Jubilare und Ehrengäste verschenkt. Bis die Spezialzüchtung unter dem Namen „Lennestadt“ in der weltweiten Floristenliste eingetragen werden konnte, war eine Riesenportion Arbeit nötig. Man stelle sich einmal vor: Die „Lennestadt“ hatte ihren festen Platz im weltweiten Katalog wie Exemplare, die auf den Namen London, Paris, New York oder Tokio gelistet waren. Aber das ist jetzt vorbei, wie Trudi Koch bestätigte: „Wir züchten nicht weiter, damit ist das Ende unserer ‚Lennestadt‘ besiegelt.“
Neue Aufgabe für die Orchideenfarm
Systematisch hatten die Kochs ihre Ausstellungs- und Verkaufsfläche erweitert, auf der ihre Pflanzen überaus attraktiv präsentiert wurden. Im benachbarten Gewächshaus war eine Veranstaltungsfläche eingerichtet worden, auf der in den letzten Jahren zahlreiche Veranstaltungen wie Chorkonzerte, Kleinkunstabende oder Kabarette ein ständig wachsendes Publikum fanden. Aber auch dies gehört jetzt der Vergangenheit an. Ganz werden die Lichter in den Räumen der Orchideenfarm Koch aber nicht ausgehen. In fünfter Generation – die drei Söhne der Kochs Aaron, Moritz und Jonas haben alle samt Biotechnologie studiert – will der jüngste des Trios, Aaron, mit Unterstützung seines Bruders Jonas den Gewächshäusern der Orchideenfarm eine neue Nutzung zukommen lassen. Aaron Koch erzählt: „Geplant ist der Aufbau einer Zucht seltener Speisepilze wie Shitake, Kräuterseitlinge, Pom-Pom Blanc. Derzeit werden Vermarktungsmöglichketen unter die Lupe genommen. Diese reichen von einer Direktvermarktung am Standort, dem Einsatz auf Wochenmärkten, einer Zusammenarbeit mit der regionalen Gastronomie bis hin zur Belieferung von Großmärkten.“ Wer die Eltern Trudi und Thomas Koch in den erfolgreichen letzten Jahrzehnten erlebt hat, kann sicher sein, dass sie wertvolle Ratgeber für ihre Söhne sein werden. Mit wie viel Weitblick die Züchter stets gearbeitet haben, sieht man an der Tatsache, dass sie bereits vor etlichen Jahren in das Projekt des benachbarten Biomassenheizkraftwerkes eingestiegen sind. „Durch diese alternative Energiequelle konnten wir für die Orchideenzucht wesentliche Vorteile gewinnen“, so Aron Koch. „Die Zucht von Pilzen ist noch weitaus energieextensiver und sicherlich ein positiver Beitrag in Sachen Umweltschutz.“