Errichtet auf dem Schweinstall

Kapelle zwischen Wohnzimmer und Küche

Von der Couch bis in die Kapelle müssen Eva und Josef Fleper nur vier Meter gehen. Unglaublich, aber wahr – und nur möglich, weil die Kapelle im Haus integriert ist. So ein seltenes Sauerländer Kleinod gibt es in der Larmecke.

Larmecke liegt als winziger Ort im Landschaftsschutzgebiet zwischen Bremscheid und Kückelheim (Eslohe). Mit dem Auto biegt man am Ortsende Bremscheid an der B55, von Eslohe kommend, rechts ab und erreicht nach einer kurzen, kurvigen Fahrt durchs Grüne das Einzelgehöft. Von Kückelheim aus besteht die Möglichkeit, über die Schlade in die Larmecke zu wandern. Herrliche Ausblicke sind garantiert! Die Kapelle im Haus Fleper ist in der oberen Etage angesiedelt. Eine uralte Holztreppe führt steil hinauf. Oben angekommen, befindet sich rechts eine Tür, durch die man in die Küche gelangt, links eine Tür zum Wohnzimmer und hinter der mittleren Zimmertür verbirgt sich die Kapelle. Das Ehepaar Eva und Josef Fleper wohnt rund um die Kapelle herum. Im Erdgeschoss lebt Josefs Vater Anton Fleper. „Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges legte Antons Mutter ein Gelöbnis ab, dass sie eine Kapelle bauen werde, wenn die Kinder und sie diese schlimme Zeit heil überstehen würden. So ist es, Gott sei Dank, eingetreten“, berichtet Eva Fleper. Josef Fleper ergänzt: „Eigentlich wollte sie eine einzeln stehende Kapelle in den Garten bauen. Dafür bekam sie aber keine Baugenehmigung. Lediglich das Aufstocken des Schweinestalls im hinteren Bereich erlaubten die Behörden.“

Ein Rückblick auf die tragische Familiengeschichte, die zum Kapellenbau führte: Als Witwer heiratete Josef Fleper 1929 Anna-The esia Köster aus Oberrarbach. Sie bekamen zusammen zwei Töchter und einen Sohn. Letzteren sollte Josef Fleper jedoch nicht kennenlernen. Josef Fleper starb am 13.12.1936 an einer Lungenentzündung. Nur einige Wochen später, am 24.01.1937, gebar Anna-The esia Sohn Anton, der noch heute in der Larmecke wohnt. Sie musste folglich drei kleine Kinder in Kriegsjahren allein großziehen und den landwirtschaftlichen Hof bewirtschaften. Und als wenn dieses Schicksal nicht schlimm genug gewesen wäre, wurden sie während des Krieges sieben Mal überfallen und ausgeraubt. Aus Dankbarkeit darüber, dass sie und ihre Kinder überlebt haben, errichtete Anna-Theresia im Jahr 1947 die Hauskapelle, welche mit einer heiligen Messe durch Dechant Bernhard Grauherr im gleichen Jahr eingeweiht wurde. Als Kapellenpatron wählte sie im Andenken an ihren verstorbenen Mann den heiligen Josef.

Die zirka zwanzig Quadratmeter große Kapelle sieht heute noch in etwa so aus, wie Anna-The esia Fleper sie eingerichtet hat: Zwei typische, Richtung Nordost gerichtete Rundbogenfenster mit Verstrebungen bringen viel Tageslicht hinein. Diese lassen die Kapelle aus der Außenansicht erahnen. Links auf einem Wandregal steht eine Muttergottes und rechts eine Figur des heiligen Josef. In der Mitte über dem gedeckten Altar hängt ein helles Holzkreuz. Davor befinden sich vier typische Kirchenbänke ergänzt durch einige Stühle. Gewand und Stola für den Pastor hängen stets parat für die nächste Messe. Apropos Messe: Traditionell findet in jedem Jahr eine heilige Messe zum Patronatsfest des heiligen Josef in der kleinen, besonderen Kapelle statt. „Noch vor einigen Jahren feierten wir alle sechs Wochen in unserer Kapelle eine Andacht, dann blieb nur noch das Patronatsfest übrig. Dieses ist coronabedingt leider die vergangenen drei Male ausgefallen. Wir hoffen, dass es im kommenden Jahr wieder stattfinden kann“, erklärt Josef Fleper. Einen direkten Ausgang nach draußen gibt es aus der Kapelle übrigens auch. Eine seitliche Tür führt durch einen kleinen Flur auf eine Terrasse mit vorbereiteter Fläche für einen Pool und Pavillon neben wunderschönen, alten Obstbäumen und beeindruckendem Blick auf Sauerländer Wiesen und Wälder.