Erfüllende Begegnungen und beste Berufschancen

Pflegeschule in Bad Fredeburg bietet umfassende Ausbildungsmöglichkeiten

Der Pflegenotstand ist auch im Sauerland ein Problem, das jeden treffen kann. Mit der neuen Pflegeschule des DRK-Bildungsinstituts für Gesundheitsberufe in Bad Fredeburg wird versucht, diesem Notstand entgegenzutreten und jungen Menschen zu zeigen, wie vielfältig und erfüllend Berufe in der Pflege sein können.

2019 startete die Pflegeschule in den Räumlichkeiten des ehemaligen St. Georg-Krankenhauses in Bad Fredeburg. „Als ich davon hörte, hier einen zweiten Standort neben der Pflegeschule in Meschede zu errichten, fand ich die Idee toll. Doch ich hatte auch Bedenken, ob es gelingen kann“, erinnert sich Andrea Heupel, Leiterin und Dozentin in Bad Fredeburg. Mit Unterstützung der Johannesbad Klinik, der örtlichen stationären und ambulanten Pflegeeinrichtung und dem Krankenhaus Kloster Grafschaft und SUZ gelang es, die Pflegeschule zu errichten. Endlich hatten mehr Menschen die Möglichkeit, eine Pflegeschule zu besuchen. Denn von Schmallenberg nach Meschede zu fahren, war umständlich und zeitaufwendig. Andrea Heupel: „Natürlich war der Kurs im ersten Jahr noch nicht voll, doch inzwischen haben wir 70 Schülerinnen und Schüler in drei Jahrgängen und die Abbrecherquote hat sich deutlich verringert.“

Zwei der Auszubildenden sind Julia Meskalkina und Benni Eggert. Sie waren die ersten, die die Ausbildung nach der neuen Ausbildungsordnung absolvieren. War die Ausbildung früher in Krankenpflege, Kinderkrankenpflege und Altenpflege aufgeteilt, und die Auszubildenden mussten sich zu Beginn für eine Richtung entscheiden, sieht das nun anders aus. „Heute ist die Pflegeausbildung generalistisch angelegt und umfasst alle Bereiche. So haben die Absolventen eine Grundausbildung, die ihnen eine breite Palette an Möglichkeiten bietet: Sie können ein Studium dranhängen, selber als Dozent arbeiten, sich im Bereich Pflegemanagement weiterbilden oder eine Zusatzausbildung in Richtung Psychiatrie machen“, erklärt Andrea Heupel. „Dieser Abschluss ist EU-weit anerkannt, sodass auch die Möglichkeit besteht, dort ohne zusätzliche Nachqualifizierung zu arbeiten.“

Beruf mit viel Verantwortung  

Die Ausbildung verläuft in Blöcken: Insgesamt sind es 2.100 Stunden Theorie im Laufe der Ausbildung und 2500 Stunden Praxis in drei Jahren. „Wir sind fünf oder sechs Wochen in der Schule, danach geht es zurück in die Praxis“, sagt Benni. Er kommt aus Schmallenberg-Winkhausen und für ihn ist es die zweite Ausbildung. Nachdem er wegen einer Allergie den angestrebten Beruf als Kfz-Mechatroniker nicht ausüben konnte, musste etwas Neues her. Der 21-Jährige arbeitet im Seniorencentrum St. Raphael. „Ich mache sowohl die Praxis als auch die Schule sehr gerne. Stressig kann beides sein, aber ich habe tolle Ansprechpartner, die mir zur Seite stehen.“ Übten früher vor allem Frauen den Beruf aus, ändert sich das inzwischen. „Wenn man in die Klassenräume schaut, sieht man so einige männliche Auszubildende. Früher gab es oft reine Frauenkurse. Heute ist der Anteil noch nicht gleich, aber deutlich angestiegen“, sagt Schulleiterin Andrea Heupel.

Julia ist nicht nur seine Mitschülerin, sondern auch seine Kollegin im St. Raffael. Die 27-jährige Russin ist vor vier Jahren ins Sauerland gekommen und lebt in Dorlar. „Ich bin ein kommunikativer Mensch und mag es, mit anderen Menschen zu arbeiten. Als ich nach Deutschland kam, habe ich ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Kinderpflege absolviert.“ Das gefiel ihr so gut, dass sie sich informierte, wie sie sich beruflich dahingehend ausbilden lassen kann. „Dass der Ausbildungsberuf so umfangreich ist, kam mir gerade recht. Denn so konnte ich offenhalten, in welche Richtung ich gehen möchte. Auch die Altenpflege macht mir viel Spaß.“

Es sind vor allem die Begegnungen mit den Menschen, die das Arbeiten in der Pflege so besonders machen. „Es ist ein sehr anspruchsvoller Beruf, der auch psychisch und physisch belastend sein kann“, sagt Andrea Heupel. „Aber es gibt viele schöne Momente.“ Das erleben auch Benni und Julia in ihrer täglichen Arbeit. „Die Bewohner erzählen aus Zeiten, die für mich ganz weit weg sind. Ich erfahre, wie sie gelebt haben, was sie für Vorstellungen vom Leben hatten und wie sich die Welt verändert hat. Das berührt mich“, erzählt Benni. Julia kann eine schöne Geschichte beisteuern: „Ich habe mich mit einer Bewohnerin im Altenheim gut verstanden und sie erzählte mir von früher. Da stellten wir fest, dass ich nun genau in der Wohnung wohne, in der sie mit ihrem Mann viele Jahre gelebt hat. Sie konnte mir sogar Fotos zeigen.“ Benni ergänzt: „Viele Menschen denken, dass es in der Pflege nur darum geht, Menschen zu waschen oder ihnen ihr Essen zu bringen. Dabei besteht die Arbeit zum größten Teil aus Biografiearbeit, also der Orientierung an der Lebensgeschichte einer Person. Das ist sehr komplex und spannend, denn jeder Mensch hat seine eigene Geschichte und daraus resultierende Bedürfnisse.“

Quelle: WOLL Magazin

Es hat sich etwas getan in der Pflege und die gesellschaftliche Anerkennung für den Beruf wächst. Inzwischen ist es einer der bestbezahlten Ausbildungsberufe überhaupt. Immer mehr Menschen wollen eine Arbeit ausüben, die sie erfüllt. Auch die Geschäftsführerin von SUZ, Katharina Behle-Suerbier, sieht eine Entwicklung: „Gerade in den Berufen, die so viel Verantwortung mitbringen wie in der Pflege, ist es notwendig, dass faire Arbeitsbedingungen und Perspektiven geschaffen werden. Da hat sich einiges getan und ich hoffe, dass noch mehr junge Menschen den Mut finden, in die Pflege zu gehen und einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten. Die Pflegeschule in Bad Fredeburg schafft die Voraussetzungen, dass der Bedarf an Fachkräften in den Pflegeberufen in unserer Stadt gedeckt werden kann.“