Erbaut vor 100 Jahren: Die St.-Margaretha-Kirche in Ennest

WOLL Sauerland Domkapitular

Domkapitular Professor Dr. Alexander Schnütgen, der große Wohltäter der heimischen Region, wurde am 22. Februar 1843 als Sohn eines Kaufmanns in Essen-Steele geboren. Sein Vater stammt vom Gut Alte Weuste im Listertal, das einst dort stand, wo sich heute die Listersperrmauer befindet. Und die Essener Familie Schnütgen war gerne auf dem elterlichen Hof zu Gast. Besonders in den großen Ferien kam Alexander in die Heimat seines Vaters. Kindheitserlebnisse aus dieser Zeit waren offensichtlich ausschlaggebend für die späteren Kirchenstiftungen.
Aus Schnütgens Vita geht hervor, dass er am 7. April 1866 zum Priester geweiht und bereits am 14. April zum Domvikar und Pfarrkaplan am Kölner Dom ernannt wurde. Seine intensive Sammeltätigkeit kirchlicher Kunstgegenstände begann ein Jahr nach der Priesterweihe. 1906 stiftete Schnütgen diese der Stadt Köln. Über seinen Sammeleifer und die manchmal listigen Erwerbstaktiken erzählt man sich in Köln noch heute Anekdoten. Die Kunstgegen-stände sind heuer im Museum Schnütgen am Rande der Innenstadt von Köln, in der St.-Cäcilien-Kirche, zu besichtigen. Alexander Schnütgen wurde wegen seiner großen Verdienste von der Stadt Köln sowie vom Amt Attendorn zum Ehrenbürger ernannt. Der Domkapitular verstarb am 24. November 1918 im Elternhaus seines Vaters in der Weuste. Seine vorläufig letzte Ruhestätte fand er in der von ihm erbauten Friedhofskapelle in Listernohl. Er vertraute hier auf die Dankbarkeit der Bewohner der Gemeinde Listernohl, die beim Besuch des Friedhofs auch für seine Seelenruhe beten würden. 1919 und 1922 fanden dort auch seine beiden geistlichen Brüder Max und Emil Schnütgen ihre Ruhestätte. Vor der Flutung des Biggetals erfolgte die Umbettung der sterblichen Überreste dieser drei in die Friedhofskapelle von Neu-Listernohl.
Alexander Schnütgen ist auch Stifter der St.-Margaretha-Kirche in Ennest, die in diesem Jahr 100 Jahre wird. Sie zeigt sich – bei Sonnenschein mit einem strahlend weißen Putz – in einem gepflegten Äußeren und ist auch im Inneren ein würdevolles, gut ausgestattetes Gotteshaus. Guten Gewissens kann man hier vom Wahrzeichen des Dorfes Ennest sprechen.
Ein umfangreiches Programm stellten die kirchlichen Gremien zum runden Jubiläum zusammen. Das Pfarrfest am 21. Juni und der Jubiläumsgottesdienst am 7. November sind dabei die Höhepunkte. Zudem konnten die ehemaligen Geistlichen an verschiedenen Samstagen zu einer Vorabendmesse gewonnen werden. Die Teilnahme an diesen heiligen Messen, deren Anfang Pfarrer Ludger Vornholz machte, zeigt das große Interesse und die Freude über ein Wiedersehen. Auch Pfarrer Dr.Witold Szmigielski kam nach 20 Jahren kürzlich zurück und verriet den Gläubigen in der Eucharistiefeier, dass „Ennest seine erste Liebe in Deutschland war und das auch so bleiben wird“. Zum Pfarrfest erscheint ein neues Buch mit Beiträgen zur Geschichte der Kirche und der Kirchengemeinde mit vielen interessanten Bildern.
Der Bau der Kirche vor über 100 Jahren begann „holprig“. Denn nach 1900 hatten die Ennester zwei große Vorhaben ins Visier genommen. Der Schützenverein St. Margareta, 1899 gegründet, beabsichtigte, eine Schützenhalle zu bauen, die zugleich als Dorfgemeinschaftshalle dienen sollte. Außerdem befassten sich die Ennester damit, ihre Kapelle zu erweitern oder einen Neubau zu errichten. Der Bau der Schützenhalle gelang zuerst (1913). Dabei ist klar, dass die Schützenbrüder für dieses Vorhaben erhebliche finanzielle Opfer brachten und Eigenleistungen auch nicht fehlten. So war der Kapellenumbau oder Kirchenneubau in eine Sackgasse geraten. Aber nicht lange, denn einige Ennester Kirchenvertreter wandten sich nunmehr an den Domkapitular Alexander Schnütgen, der bereits die Kirchen in Listernohl (1902), Lichtringhausen (1909) und Listerscheid (1911) gebaut und auch mit herrlichen Kunstwerken ausgestattet hatte. Am 26. Februar 1912 kam der Domkapitular auf Bitten einer Ennester Deputation in den Ort und informierte sich über die kirchliche Situation. Ein Jahr später war seine Bereitschaft zu helfen amtlich. Aber Schnütgen stellte auch zwei Bedingungen: Erstens müsse in Ennest in allen Angelegenheiten des Kirchenbaus oder der Errichtung einer Filialgemeinde volle Einmütigkeit bestehen. Zweitens müssten die Ennester Einwohner das Bauvorhaben, soweit es die Verhältnisse eines jeden erlaubten, finanziell tatkräftig unterstützen.
Als Architekten bestimmte der Domkapitular Franz Schneider aus Düsseldorf, der für Schnütgen bereits die Kirche St. Joseph in Listerscheid und das Schwesternhaus in Listernohl (St. Theresienstift) gebaut und die Aufgaben zur vollsten Zufriedenheit des Bauherrn gelöst hatte. Beim Bau der Ennester Kirche stand der Architekt vor der Aufgabe, eine Kirche um drei Altäre herumzubauen: Der Kunstkenner und -sammler Schnütgen „vorsorgte“ Ennest bereits im Vorfeld mit einem niedrigen Hochaltar und zwei höheren Seitenaltären. Nach dem Abbruch der alten Kapelle im Mai 1914 ging der Bau der neuen Kirche zunächst zügig voran. Allerdings verzögerte der Erste Weltkrieg den Fertigstellungstermin um ein Jahr.
Der Zweite Weltkrieg ging nicht spurlos an der Margarethen-Kirche vorbei. Die Kirchenglocken wurden 1942 zertrümmert und erbrachten 1.732 Kilogramm Glockenschrott. Auch die sechs Altarleuchter, der Kronleuchter und die Ewige Lampe (48 Kilogramm Messing) mussten als Metallspende abgeliefert werden. Im April 1945, kurz vor Ende des Weltkriegs, erhielt auch die Kirche zwei Artillerietreffer, einen in den Turm und einen in das östliche Kirchendach. Die Granate durchschlug das Kirchendach und zerstörte die westlichen Fenster des Langhauses völlig, die beiden Chorfenster größtenteils.
Nach dem Krieg richteten die Verantwortlichen der Kirchengemeinde ihr Augenmerk auf die Anschaffung neuer Glocken, die Neuverglasung der zerstörten Kirchenfenster und den Erwerb einer neuen Orgel. Nachdem Pfarrvikar Ferdinand Habbel am 14. August 1952 seinen Dienst aufgenommen hatte, entschloss man sich zu einer Modernisierung des Kirchenraums. Der Hochaltar aus der Stiftung Schnütgen war inzwischen wurmstichig und wurde entfernt, ebenso Kommunionbank und Kanzel. Der Hochaltar wäre beinahe als Sperrmüll abtransportiert worden, wenn der Heimatverein Attendorn ihn nicht gerettet und in Verwahrung genommen hätte.


Im Jahr 1985 erfolgte eine große Renovierung und der alte Hochaltar, gründlich restauriert, bekam wieder seinen Platz im Chorraum. Auf diese Renovierungsmaßnahme wird in dem erscheinenden Buch ausführlich eingegangen, ebenso auf die Innenrenovierung von 2009 und die Außenrenovierung von 2011. Herausgeber der Schrift ist die Kirchengemeinde St. Margaretha Ennest. (Quellen: „Chronik einer sauerländischen Kirchengemeinde“ von Dr. Werner Stannat und persönliche Erinnerungen von Pfr. Heinrich Gabriel, Listernohl.)
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