Energie aus Bioabfall

Foto: S. Droste

Biogas für 1.200 Haushalte aus dem Kompostwerk Hellefelder Höh

Über 20 Jahre gibt es das Kompostwerk Hellefelder Höhe schon. 20.000 Tonnen Bioabfälle aus Sundern, Meschede, Eslohe und Arnsberg werden dort jedes Jahr in wertvollen Kompost und Spezialerde umgewandelt. Seit letztem Jahr wurde das Werk um eine Feststoff-Vergärungsanlage erweitert, sodass der Biomüll noch intensiver genutzt werden kann. 

Während des „Kalten Krieges“ ist das heutige Kompostwerk ein Treibstofflager der Belgier gewesen. Die damals gebauten Hallen wurden danach übernommen und eignen sich wunderbar für die Kompostierung von Bioabfällen. Auch die Lage war perfekt. „Wenn man eine Stelle suchen müsste, dann wäre das hier. Wir sind für alle Städte in der Umgebung leicht zu erreichen, aber auch abgelegen genug, da die Anlage natürlich auch etwas riecht“, stellt Geschäftsführer Reimund Klute fest und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Aber dadurch, dass wir hier versteckt im Wald liegen, stören wir niemanden.“ 

Raimund Klute. Foto: S. Nürnberger
Raimund Klute. Foto: S. Nürnberger

Die Bioabfälle werden im Kompostwerk gereinigt, gesiebt, Bakterien hinzugesetzt und so kompostiert. „Dabei entsteht sehr viel Wärme“, erklärt Klute. „So ein Haufen Biomüll schafft es in einer Nacht auf 65 bis 70 Grad Celsius zu kommen. Da haben wir überlegt, dass man diese Energie doch irgendwie nutzen muss.“ Die Idee einer vorgeschalteten Biogasanlage entstand. 2018 wurde mit dem Bau begonnen, 2019 kam die Anlage das erste Mal zum Einsatz. „Sie ist quasi das i-Tüpfelchen“, so Klute. „Landwirte brauchen für den Betrieb wertvolles Land für die Rohstoffe und fahren vorher mit Diesel darüber. Wir brauchen nichts Zusätzliches für den Betrieb der Biogasanlage und bekommen auch hinten nichts Separates heraus. Es ist nur ein dazwischengeschalteter Schritt“, so der Geschäftsführer. In Deutschland ist es erst die zweite Biogasanlage ihrer Art.

 Ein lebender Organismus 
Nur insgesamt sieben Angestellte arbeiten im Kompostwerk, zwei davon sind für die Biogasanlage zuständig. „Wir haben eigentlich nur dafür zu sorgen, dass die Bakterien ihre Arbeit machen“, erklärt Klute. Aber so einfach ist es natürlich nicht. Es gibt eine Menge zu beachten. 
Alexander Klüter weiß das. Er ist der Leiter der Biogasanlage. Er kennt die Abläufe und ist mit Leidenschaft dabei. „Es macht enorm Spaß auf so einer Anlage zu arbeiten, da hier viele verschiedene Bereiche zusammenfließen: Chemie, Biologie, aber auch Maschinenbau.“ Er selbst ist, neben einiger anderer spezieller Qualifikationen, staatlich geprüfter Agrarwirt. „Die Grundeignung, das Interesse und das Wissen kommt eher aus der Landwirtschaft“, erklärt er. „Einfach ausgedrückt, funktioniert eine Biogasanlage wie eine Kuh. Es ist ein lebender Organismus und man muss immer für sie da sein.“ Auf seinem Handy und einem Tablet ist eine Software installiert, sodass er die Biogasanlage quasi immer in der Tasche hat. 

Klüter kennt die Abläufe ganz genau: „Wenn der Biomüll soweit vorbereitet ist, kommt er in eine der sechs Fermenterboxen. Dort wird er gegoren, das entstehende Gas aufgefangen und das Material nach etwa 21 bis 30 Tagen wieder in die Kompostierung gegeben, wo es zu hochwertigem Dünger verarbeitet wird, der schließlich auf den Feldern der Landwirte oder in Privatgärten landet.“ 

Alexander Klüter, Leiter der Biogasanlage. Foto: S. Droste
Alexander Klüter, Leiter der Biogasanlage. Foto: S. Droste

Klimaneutral  
Ein Punkt, der die Anlage besonders interessant macht, ist, dass alles Material, das genutzt wird, ein Abfallprodukt ist. Nichts davon wurde extra angebaut. „In dem Sinne ist unsere Art der Energiegewinnung also auch klimaneutral. Das Material ist ohnehin da, also können wir es auch energetisch nutzen“, so Klüter. Die Stromversorgung kann dabei ganz individuell gesteuert werden: „Wenn zum Beispiel in den Morgenstunden kein Solar- oder Windstrom vorhanden ist, können wir das ganz schnell ausgleichen. Da wir zwei Motoren haben, können wir Lücken, wenn viel Strom gebraucht wird, bedarfsgerecht abdecken, sodass es nicht zu Ausfällen kommt.“ 4 bis 4,5 Mio. kW können im Jahr produziert werden. Das bedeutet eine Versorgung von 1.200 Haushalten.