Einmal Bergmann – immer Bergmann

Das Museum Siciliaschacht in Meggen hält die Geschichte des Bergbaus lebendig

Auf dem Gelände des ehemaligen Bergwerks hat der Förderverein Bergbaudenkmäler in Lennestadt e. V. ein Museum eingerichtet, in dem Teile der Bergwerksanlagen sowie faszinierende Exponate rund um den Bergbau besichtigt werden können. Das Informationszentrum im Gebäude der einstigen Markenkontrolle liefert die geschichtlichen Hintergründe und zeigt eindrucksvoll die enorme generationenprägende wirtschaftliche und soziale Bedeutung der Grube für die Region.

Die Vorsitzenden des Fördervereins Gottfried Spies und Willi Wolter strahlen allein durch die Bergkittel ihre tiefe Verbundenheit zum Bergbau aus. Die Faszination für ihren einstigen Beruf und das Leben als Bergmänner ist in jedem Satz zu spüren.

Region hat vom Bergbau profitiert

Rund 140 Jahre wurde in der Meggener Grube Schwefelkies, Zinkerz und Schwerspat abgebaut, bis der Abbau nicht mehr wirtschaftlich war und 1992 eingestellt werden musste. Zunächst wurde der Schwefel aus Sizilien importiert, daher auch der Name Siciliaschacht, wobei der Schacht selbst erst 1951 in Betrieb genommen wurde. Ab 1820 verfünffachte sich die Nachfrage nach Schwefel durch den Ausbau der chemischen Industrie, so dass der Schwefelkies auch in Meggen abgebaut wurde.

Im Zweiten Weltkrieg arbeiteten mehr als 4000 Männer in der Grube, darunter auch rund 2500 Kriegsgefangene. Immer wieder ereigneten sich Unfälle unter Tage, einer der größten war die Detonation von 9 t Sprengstoff 1944, die 72 Tote forderte.

In den 1950er und 1960er Jahren waren 61 Prozent der Halberbrachter und 46,3 Prozent der Meggener Bevölkerung im Bergbau beschäftigt. Bis in die 1970er Jahre wurden die Arbeiter (im Bergbau durften ausschließlich Männer arbeiten) aus einem riesigen Einzugsgebiet mit extra Bussen zur Arbeit und nach der Schicht wieder nach Hause gebracht. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts führten die meisten Bergleute ein einfaches Leben; viele mussten nach der körperlich und psychisch harten Arbeit unter Tage nach Feierabend noch ihrer Arbeit in der Nebenerwerbslandwirtschaft nachgehen. Im Laufe der Zeit nahm die Belegschaft kontinuierlich ab und bestand 1992 nur noch aus 181 Arbeitern.

Bis 1998 fanden noch Nacharbeiten wie das Füllen oder Fluten der Schächte statt und die Firma Sachtleben als Eigentümer wollte die komplette Anlage schließlich abreißen lassen. Erst nachdem sich der damalige stellvertretende Bürgermeister Knoche sowie der Betriebsdirektor Dr. Wolff für den Erhalt der Anlage als Kulturgut eingesetzt hatten, ging diese schließlich in den Besitz der Stadt Lennestadt über und der Förderverein wurde gegründet. Bis dato waren aber bereits große Teile der Gebäude abgerissen und mitsamt Inventar vernichtet worden.

Alles in Eigenregie

2003 konnte der Verein das Museum schließlich eröffnen und mit Stolz blicken die ehemaligen Bergmänner heute auf ihr Werk: Die Räumlichkeiten wurden in Eigenregie renoviert, die meisten Exponate stammen aus Privatbesitz und bis heute kommen immer wieder Ausstellungsstücke hinzu. Zu besichtigen sind Funde wie Erz und Schwefelkies, aber auch Gerätschaften, Arbeitskleidung und Maschinen.

Mit den von Beginn an konstanten Besucherzahlen von rund 1400 pro Jahr ist der Verein zufrieden und zurzeit sind keine zielgruppenspezifische Marketingstrategien oder digitale Angebote geplant. Die Barrierefreiheit ist in Form einer Rampe gewährleistet, Angebote für sehbeeinträchtigte oder hörgeschädigte Menschen gibt es nicht. Die Führungen finden ausschließlich in deutscher Sprache statt.

„Mein Opa war auch hier“

Häufig werden die Führungen von Schulen gebucht, für Kinder aus der dritten oder vierten Klasse. Wenn bei Kindern noch der familiäre Bezug zum Siciliaschacht vorhanden ist, weil der Opa dort gearbeitet hat, ist es umso leichter, die Begeisterung für das Thema Bergbau zu entfachen.

Neben einem Film, beeindruckenden Grubenfahrzeugen und zahllosen Exponaten ist es vor allem der scheinbar unerschöpfliche Erfahrungsschatz der ehemaligen Bergleute, die den Besuch im Museum einzigartig macht. Oder wussten Sie, dass die 29 Knöpfe auf dem Bergkittel, der nur zu Beerdigungen und Jubiläen getragen wird, für die heilige Barbara stehen, die Schutzpatronin der Bergleute, die 29 Jahre alt wurde? Und dass ehemalige Bergleute aus Meggen in Essen-Dellbrück einen Verein gegründet haben, um an ihre Arbeit in der Meggener Grube zu erinnern? Die Vereinsfahne hängt nun im Museum. Solche Details stehen in keinem Schulbuch und auf keiner Webseite, die erfahren die Besucherinnen und Besucher wirklich nur vor Ort. Nicht umsonst hat der Verein 2020 den Heimatpreis gewonnen.

Die 220 Mitglieder freuen sich immer über interessierte Bürgerinnen und Bürger, die die Bergbaugeschichte in Meggen und Halberbracht aufrechterhalten möchten.