Einkochen mit „Moma“ Trudi

Foto: S. Droste

Ernten, Lernen, altes Wissen und neue Impulse 

Eingemachte Bohnen, Möhren und Rote Beete rechts, Marmelade, Gelee und Sirup geradeaus, Salat in der Tiefkühltruhe und Likör und Essig im Keller nebenan. Gläser voller Gemüse, Obst und Beeren säumen die Regale in Trudi Sommers Keller. Ein Keller wie aus meiner Kindheit, in der meine Oma Erna im Sommer auf der Gartenbank saß, die Straße und die Nachbarn fest im Griff, eine Schüssel auf dem Schoß, die zweite neben sich auf der Bank und mit dem Hümmelken* Bohnen geschnibbelt hat.  

Das war auch die Zeit, in der auf den Dörfern fast jeder einen kleinen Nutz- oder auch großen Bauerngarten am Haus hatte und es selbstverständlich war, das frisch geerntete Gemüse und Obst einzuwecken. Heute sind diese Gärten – und damit auch das Einkochen – fast verschwunden. Mitten in Meschede gibt es jedoch noch einen solchen Garten. Er wird seit 33 Jahren von Trudi Sommer gehegt und gepflegt, die Erträge daraus werden vorrätig angelegt und klassisch haltbar gemacht. 

Die Enkelkinder von Trudi Sommer: Louise (7) Victor (6), Lars (3), Merlin (2). Foto: S. Droste
Die Enkelkinder von Trudi Sommer: Louise (7) Victor (6), Lars (3), Merlin (2). Foto: S. Droste

Vom Strauch in den Mund 

„Als unsere Kinder noch klein waren, war es mir wichtig, dass sie lernen, wo was wächst“, erzählt die 67-Jährige. Inzwischen wuseln ihre Enkelkinder mit ihr durch den Garten, helfen beim Pflücken und Lernen, ebenso wie ihre Eltern, von „Moma Trudi“ wie etwa Bohnen aussehen, wie sie wachsen und wie man sie verarbeitet. „Wenn ich möchte, dass sie etwas Bestimmtes probieren, sage ich immer ’Das haben wir doch im Garten’. Dann essen sie es auch“, erzählt sie weiter.  Und hier gibt es u. a. Broccoli, Möhren, Bohnen, Fenchel und Rote Beete. Auch die Auswahl zum Naschen in „Moma“ Trudis Garten ist groß.  Johannes- und Stachelbeeren landen nicht selten direkt vom Strauch in den Mündern der Kinder. 

Foto: S. Droste
Foto: S. Droste

Smoothies aus tiefgekühltem Salat  

Zwischen den Nutzpflanzen in Trudis Garten sprießen überall bunte Blumen. „Von den Ringelblumen wollte ich dieses Jahr Salbe herstellen. Und wenn ich zu viel Salat habe, friere ich ihn einfach ein. Das müssen sie mal probieren. Den kann man dann herrlich zu erfrischenden Smoothies verarbeiten“, sprudelt es aus der ehemaligen Schulsekretärin heraus. Trudi Sommer ist in ihrem Garten ganz in ihrem Element. Klein, bunt, abwechslungsreich, bienenfreundlich und ergiebig ist er. Ein Garten, der die Bezeichnung „Nutzgarten“ wirklich verdient hat. 

Trudi Sommer beim Bohnenschnibbeln. Foto: S. Droste
Trudi Sommer beim Bohnenschnibbeln. Foto: S. Droste

Klassisch Einkochen, alte Rezepte, Thermomix und Internet 

Die Verarbeitungspalette der eigenen Gartenprodukte hat sich in den letzten Jahrzehnten bei der Familie Sommer deutlich erweitert. Natürlich wird auch hier noch klassisch eingekocht. Im Einkochautomaten, mit Wasser, bei hoher Temperatur und mit viel Zeit. „Dieses Jahr haben wir schon mindestens 20 Gläser Buschbohnen eingekocht“, berichtet Trudi. Darüber hinaus recherchiert Trudi aber auch im Internet nach interessanten Rezeptideen zum Haltbarmachen ihrer Ernte und nutzt den Thermomix für Gelees und Marmeladen. „Ich habe auch eine alte Rezeptsammlung. Denn meine Tochter hat sich vor einiger Zeit ein Rezeptbuch mit Lieblingsrezepten aus ihrer Kindheit gewünscht. Das habe ich dann für alle drei Kinder angefertigt“, berichtet Trudi Sommer.  

Die Technik des Haltbarmachens von Früchten und Gemüsen hält Trudi Sommer präsent. Bleibt zu hoffen, dass ihre Enkelkinder diese Tradition fortführen. 

*kleines Messer