Eine verschworene Gemeinschaft – bei der jeder willkommen ist

Jetmir Avdylay und Shaban Celiku beim Training

2. Korriku Sundern

In der letzten Saison bewahrheitete sich für die A-Kreisliga-Fußballmannschaft aus Sundern-Westenfeld eine alte Sauerländer Weisheit : “Es ist nichts so schlecht, dass es nicht irgendwo für gut ist.“ Übertragen auf die Situation des Tabellenvorletzten, 2. Korriku Sundern, bedeutete das Corona-bedingte Ende der Spielzeit ein weiteres Jahr im Kreisliga-Oberhaus. Durch das vorzeitige Ende gab es auch keine Abstiege.  Im Jahr 2021, so der 1. Vorsitzende Shaban Celiku, wollen die Kosovo-Albaner jedoch wieder „mit frischem Mut angreifen und die Klasse aus eigener Kraft erhalten“.  

„In den Jahren 1991-1995“, erzählt Shaban Celiku, Chef und gute Seele des Vereins in Personalunion, „sind wir noch unter „Endorf III“ gestartet, aber im Mai 1995 haben wir dann „2. Korriku Sundern“ gegründet.“ Zweite Korriku …? Wer ist dann eine Erste? Celiku lässt die Verwirrung auch gleich auf: „2. Korriku steht für den 2. Juli.“ Und tatsächlich hat dieses Datum eine historische Bedeutung für den Kosovo. Am 2. Juli 1990 hat sich der Kosovo einseitig unabhängig von Serbien erklärt und damit auf institutioneller Ebene den ersten Schritt in Richtung tatsächliche Unabhängigkeit gemacht.  

Eine verschworene Gemeinschaft, das sind sie schon. Aber im besten Sinne: „Jeder ist bei uns willkommen“, so der Vorsitzende, „Wir hatten schon einen deutschen Torwart, türkische oder italienische Mitspieler. Aber zurzeit kommen tatsächlich – eher zufällig – alle Spieler des 23 Mann starken Kaders aus dem Kosovo.“    

Die 2. Korriku Sundern ist ein eigenständiger Verein, nutzt aber Gelände und Clubanlagen des SUS Westenfeld. „Das ist natürlich toll für uns“, berichtet der Mannschaftskapitän Jetmir Avdylay, wir verstehen uns alle richtig gut miteinander. Nur zweimal im Jahr –  vielleicht für 90 Minuten – nicht so. Dann spielen wir nämlich in der A-Kreisliga – gegeneinander!“   

Neuer Trainer macht Beine 

Wie ist das nun mit dem Ehrgeiz und der Ambition, den Klassenerhalt sportlich zu schaffen. Woher kommt die Zuversicht?  Schon vor dem Saisonabbruch war ein neuer Trainer verpflichtet worden, Faruk Zeqiri aus Werl, Landsmann, ehemaliger Mitspieler. „Er macht uns richtig Beine“, so Jetmir Avdylay. „Früher sind wir oft nur ein bisschen gelaufen und haben dann möglichst schnell angefangen, zu spielen. Jetzt ist die konditionelle Aufbauarbeit schon viel professioneller!“ „Das ist auch nötig“, ergänzt Shaban Celiku und schmunzelt, „denn meine Spieler sind fast alle tolle Techniker, aber körperlich nicht die Stärksten. „Oft ging uns in den letzten Jahren nach einer guten Stunde die Puste aus –  und wir gingen nach Führungen doch noch als Verlierer vom Platz.“ 

Geselliges Beisammensein 

Egal ob Sieg oder Niederlage, nach jedem Heimspiel sitzt man ganz klassisch bei Bratwurst und Pils oder Cola draußen oder im einladend renovierten Westenfelder Clubheim. Manchmal auch länger.  Die Gegner sind meist auch noch dabei. Nach so vielen Jahren in den A-, B- und C-Kreisligen kennt man sich vereinsübergreifend. Es sind Freundschaften entstanden, die auch über das Fußballspiel hinaus gepflegt werden. Eine dieser Heimspiel-Feiern gab es am letzten Spieltag 2020, vor dem Saisonabbruch im Oktober. Nach 0:2-Rückstand gegen den SV Arnsberg 09 schafften es die Kosovaren tatsächlich, das Spiel noch zu drehen und einen 3:2-Sieg einzufahren. „Da waren die Gefühle gut“, erklärt der Vereinsvorsitzende mit Stolz. Auf die Frage, ob der Gegner nicht sauer war, antwortet der Kapitän: „Vielleicht kurz, aber danach kamen alle Fans mit Musik zusammen. Wir gaben die ersten Getränke aus, die Arnsberger die nächsten – und es wurde ein toller, langer Herbstabend.“      

Insgesamt sind also die Freude am Fußball und das gesellige Beisammensein gleich wichtig. Man ist bei allem sportlichen Ehrgeiz entspannt und genießt die gemeinsame Zeit. Dies kommt auch bei der Frage nach der vereinsinternen Kommunikation zum Ausdruck: “Wir haben natürlich eine WhatsApp-Gruppe für den Sport. Spieler und Vorstand sind da Mitglieder“, so Jetmir Avdylay. „Und dann ist da noch eine weitere Gruppe, nur für die Jungs, also eine ’Spaß-Gruppe’.“    

Ein Höhepunkt des sportlichen Vereinslebens neben dem Spielbetrieb stellt sicher das private Fußball-Turnier dar, das Shaban Celiku mit seinen Freunden jedes Jahr auf die Beine stellt: „Beim letzten Mal waren wir wohl 14 Mannschaften, unter anderem aus Paderborn, Neheim, Finnentrop oder Hamm. Auch Frauen und Kinder der Spieler sind natürlich herzlich willkommen.“ Und so wird aus dem Fußballturnier immer wieder ein Fußball-Sommer-Fest, auf das die Gastgeber zu Recht besonders stolz sind.     

Vorsitzender Celiku und Mannschaftskapitän (v.l.)
Vorsitzender Celiku und Mannschaftskapitän (v.l.)

Schwierige Zeit – für die ganze Familie 

Sind die Frauen eigentlich begeistert davon, wenn ihre Männer bzw. Freunde so viele Stunden auf dem Fußballplatz verbringen? „Manchmal wird schon etwas gemeckert“, gibt Shaban Celiku zu, „Aber jetzt, in dieser schwierigen Zeit, merken wir auch manchmal, dass unsere Liebsten montags und mittwochs ein ganz klein bisschen genervt sind – da wären wir nämlich eigentlich beim Training!“  

Die beiden Schlachtrufe der Mannschaft geben den Nationalstolz der Kosovaren wieder. Vor dem Spiel, wenn die Spieler die Köpfe im Kreis zusammenstecken, heißt es „Kuq e zi !“ Also „Rot und Schwarz“. Denn das sind die Farben der kosovarischen Flagge. Der Schlachtruf „Fitore!“ hört sich zwar an wie „vier Tore“, bedeutet aber so viel wie „Auf Sieg!“. Und auf den freuen sich die Männer schon, wenn es in diesem Sommer – hoffentlich – wieder losgeht.