Florian Hollmann (28) liebt seinen abwechslungsreichen Beruf als Landwirt
Schon als kleiner Junge verbrachte Florian Hollmann jede freie Minute mit seinem Papa im Stall oder auf dem Trecker. Der Hof der Familie in Bittingen sei „gefühlt schon immer hier“, sagt der 28-Jährige. Auch sein Wunsch selbst Landwirt zu werden, währt seitdem er denken kann. „Mir war immer klar, dass ich Bauer werde.“ Seine Ausbildung zum Landwirt führte ihn auf eine Reise zu verschiedenen Stationen in Deutschland und auch im Ausland. Erfahrungen, die ihn für seine Arbeit auf dem Hof seiner Familie geprägt haben.
„Ich liebe die Abwechslung, die mein Beruf mit sich bringt. Mir gefällt die Arbeit mit den Tieren, wir haben fast 4.000 Schweine. Und auch, dass ich sehr viel in der Natur bin, finde ich super“, begründet Florian Hollmann seine Motivation, in die Fußstapfen seines Vaters getreten zu sein. Auch wenn der junge Landwirt nie einen anderen Berufswunsch gehabt habe, sei er doch erst im Alter von 16 Jahren so wirklich mit der Entscheidung, ob er den Hof seiner Familie übernehmen möchte, konfrontiert worden. „Mein Vater fragte meinen zwei Jahre älteren Bruder und mich, wer das machen möchte. Mein Bruder ist allerdings nicht so praktisch veranlagt und ist nun als Wirtschaftsberater für Landwirte tätig. Für mich war die Arbeit auf dem Hof ja schon immer das Richtige.“
„Mein Ausbilder hat es geschafft, meinen Ehrgeiz so richtig zu wecken. Ich hatte Lust viel zu lernen und viel zu machen.“
Florian Hollmann, Jungbauer aus Bittingen
Nach dem Abitur begann dann also für den damals 19-Jährigen das Abenteuer Ausbildung. „Die Lehre zum Landwirt ist eine ganz normale duale Ausbildung, die üblicherweise drei Jahre dauert. Da ich jedoch das Abitur absolviert hatte, konnte ich meine Ausbildungszeit um ein Jahr verkürzen.“ Zwei Jahre, die es „in sich hatten“, führten den Enser an zwei verschiedene Höfe in Nordrhein-Westfalen – die ersten Ziele seiner Reise. Azubis in der Landwirtschaft verbringen jedes Lehrjahr an einem anderen Hof. „In meinem ersten Ausbildungsjahr war ich an einem Hof im Münsterland. Wir waren dort zwei Azubis und haben uns eine kleine Wohnung ohne Küche geteilt. Das war, glaube ich, die ehemalige Wohnung der Uroma“, erinnert sich Hollmann. Sein zweites Lehrjahr führte ihn schließlich ins Rheinland. Dort begann eine Zeit, die der sympathische Landwirt rückblickend als „Highlight seiner Ausbildungszeit“ bezeichnet. „Wir waren eine coole Truppe und haben auch mal abends nach der Arbeit bei einer Kiste Bier zusammengesessen.“ Die insgesamt fünf Lehrlinge seien dabei auch mal auf „die verrücktesten Ideen gekommen. „Wir haben zum Beispiel einen Swimmingpool aus Strohballen gebaut“, sagt Hollmann und lacht.
Doch nicht nur zwischenmenschlich, sondern auch beruflich sei das zweite Lehrjahr für den 28-Jährigen eine „prägende Zeit“ gewesen. Denn mit seinem Ausbilder habe er dort besonderes Glück gehabt. „Mein Ausbilder hat es geschafft, meinen Ehrgeiz so richtig zu wecken. Ich hatte Lust, viel zu lernen und viel zu machen.“ Auch Fehler gehörten selbstverständlich zu seiner Entwicklung dazu. „Ich habe mal beim Säen von Rüben einen Fehler gemacht. Als ich dann auf meinen Ausbilder traf, ahnte ich schon, dass ich mir nun einen ordentlichen ,Anschniss‘ abholen werde. Doch mein Ausbilder blieb cool und meinte nur zu mir: ,Morgen säst du wieder Rüben ein.`“ Getreu dem Motto „aus Fehlern lernt man“ hat der damalige Azubi daraus seine Lehren gezogen.
„Das war schon eine Herausforderung. Ich hatte viel Verantwortung und auch Freiheiten. Dadurch habe ich auch persönlich einen Wandel vollzogen.“
Florian Hollmann, Jungbauer aus Bittingen
Nach der Ausbildung führte ihn seine Reise nach Osnabrück, wo er Landwirtschaft studierte. „In der Ausbildung lernt man, was man tut. Im Studium lernt man, warum man es tut“, so seine Beweggründe für einen akademischen Werdegang. „Natürlich wollte ich auch unbedingt das Studentenleben genießen“, sagt der Landwirt mit einem Grinsen im Gesicht. Daher sei es ihm auch wichtig gewesen, nicht in Soest zu studieren. „Das ist eine hervorragende Hochschule, aber ich wollte unbedingt hier raus und nicht zu Hause wohnen.“ Auch nach dem Studium kehrte der junge Landwirt noch nicht endgültig in sein Heimatdorf zurück, sondern besuchte einen neunmonatigen Kurs, bei dem er seine „Management Skills“ vertiefte. „Bei dem Kurs waren Leute aus dem Süden, Westen, Osten und Norden Deutschlands. Es war sehr intensiv und man hat auch viele Freundschaften geknüpft.“
Eine der intensivsten Zeiten von Florian Hollmann begann dann schließlich nach den theoretischen Abschnitten. Denn sein weiterer Weg führte ihn nach Ungarn, wo er zwei Jahre auf einem Betrieb verbrachte und eine hohe Position innehatte. „Das war schon eine Herausforderung. Ich hatte viel Verantwortung und auch Freiheiten. Dadurch habe ich auch persönlich einen Wandel vollzogen“, zeigt sich Hollmann dankbar für die Erfahrungen. Denn er konnte teilweise Entscheidungen treffen, die man in Deutschland vermutlich erst mit etwa 40 Jahren treffen könne. „Das war schon der Wahnsinn.“ Auch Sprachbarrieren trotzte er. „Ich habe viel mit Google -Übersetzer und Bildern gearbeitet oder einfach vorgemacht, was ich will. Man muss einfach kreativ sein, dann kann man alles irgendwie schaffen“, betont der Landwirt. Während seines Aufenthalts hat der junge Enser auch versucht, Land und Leute kennenzulernen und ist daher unter anderem zum Plattensee oder nach Budapest gereist.
Auch nach seiner Zeit in Ungarn war Hollmanns Reise noch nicht beendet. „Ich war danach noch drei Monate in den USA. Dort bin ich mit einem Auto in verschiedene Staaten gereist und habe Kurzpraktika gemacht.“ Besonders die Aufenthalte im Ausland haben bei dem Landwirt aus Ense besondere Eindrücke hinterlassen. „Diese beiden Auslandsaufenthalte haben bei mir eine gedankliche Blockade gelöst. In Ungarn sind die Strukturen sehr hierarchisch, in den USA sind die meisten Farmen Familienbetriebe, wo einfach jeder alles macht. Ich habe nun beides kennengelernt und kann für mich schauen, was ich will, was sozusagen der Königsweg ist.“
Diesen „Königsweg“ kann er nun im heimischen Betrieb gehen. Seit einem Jahr packt Florian Hollmann dort tatkräftig mit an. Das Reisen vermisst er manchmal schon, denn mit der Verantwortung, die er nun trägt, kann er nicht einfach wochenlang Urlaub machen. „Wenn ich manchmal Urlaubsfotos von anderen sehe, werde ich etwas neidisch, aber ich besinne mich dann wieder auf die Vorteile, die mein Job hat. Ich kann aufstehen, wann ich will, und habe sehr viele Freiheiten bei meiner Arbeit. Und das, obwohl ich noch so jung bin. Das ist super.“
Der 28-Jährige bereut also keineswegs, sich für die Landwirtschaft entschieden zu haben, und freut sich jeden Morgen auf seine Schweine, um die er sich mit Herzblut kümmert. Und wenn er dann mal den Acker bestellt, kommt doch etwas Urlaubsgefühl auf. „Wir haben Felder in Delecke am Möhnesee. Von dort aus kann man auf den See gucken. Also es gibt schlechtere Arbeitsorte“, berichtet Hollmann und lacht erneut. Und auch auf dem Hof in Bittingen ist seine Reise noch nicht zu Ende. „Mir geht es in Zukunft darum, dass ich den Hof für die nächste Generation gut aufstelle, ordentlich wirtschafte und das Bestmögliche heraushole“, verrät der Jungbauer abschließend seine weiteren Pläne.