Eine Parzelle mit Gemüse und eine Gemeinschaft neuer Nachbarn

Theresa Noeke. Foto: S. Droste

Aussäen, jäten und ernten mit den Gärtnern am Küppel

Zwischen dem Waldfriedhof und dem Küppel in Freienohl hat sich eine Gruppe gleichgesinnter Gartenfreunde gefunden, die seit Frühjahr dieses Jahres mit Enthusiasmus ein Stück Land für den Eigenbedarf bewirtschaftet. Hier geht es um weitaus mehr als um das „Ackern“ im Garten und dabei dem Essen beim Wachsen zuzusehen. 

„Gärtnern am Küppel“ heißt das Projekt, das die Landschaftsarchitektin Theresa Noeke aus Freienohl ins Leben gerufen hat. „Eigentlich wollte ich nach dem Studium an einem Projekt in Russland mitwirken. Als diese Pläne coronabedingt ins Wasser fielen, musste ich kurzfristig umplanen“, erzählt sie. Es wurde nicht lange gefackelt. Ein Stück Land oberhalb des Waldfriedhofes, das im Familienbesitz ist, wurde abgesteckt, gepflügt und eingezäunt. „Ich hatte mich entschieden, dass ich für den Ort etwas machen wollte und meine Ideen und Energie hier einsetze.“  

Jana Kintrup. Foto: S. Droste
Jana Kintrup. Foto: S. Droste

Schnell waren auch ein paar Gartenfreunde gefunden, die an diesem Projekt mitwirken wollten. Acht gleichgroße Parzellen sind es aktuell, die von verschiedenen Familien bewirtschaftet werden. Das Übrige wurde zum Kartoffelfeld. Die Grundausstattung an Gemüsesorten stellte die 27-Jährige zur Verfügung – natürlich alles bio. „Jeder kann hier selbst entscheiden, was er in seiner Parzelle anpflanzen möchte“, berichtet sie weiter.  

Gerd Disse. Foto: S. Droste
Gerd Disse. Foto: S. Droste

Man sollte doch annehmen, dass die Sauerländer daheim ein Stück Nutzgarten oder ein Beet für Kräuter und Salat zur Verfügung haben. Warum also eine zusätzliche Parzelle bearbeiten? „Dabei geht es um viel mehr“, erklärt Jana Kintrup. „Das Wissen, das wir von unseren Eltern und Großeltern mitbekommen haben, ist mit der Zeit verebbt. Hier können wir Altes wiederentdecken und Neues dazulernen.“  

Wertvolle Tipps werden von der Landschaftsarchitektin an die Gruppe weitergegeben. Welches Gemüse pflanzt man neben das andere, damit das Wachstum gefördert wird und welche Pflanzen harmonieren nicht gut miteinander? Wann und wie erntet man, was darf ich in Bezug auf Biogemüse düngen – um nur ein paar Punkte zu nennen. Und dieses Wissen wird auch direkt an die Kinder vermittelt, die ebenfalls mit Begeisterung dabei sind. „Die Kinder lernen, dass unser Essen nicht aus dem Supermarkt kommt“, fährt sie fort.  

1955: Der Trecker steht an der gleichen Stelle, wo sich heute die Beete befi nden.
1955: Der Trecker steht an der gleichen Stelle, wo sich heute die Beete befi nden.

„Vieles hiervon würde ich zu Hause gar nicht anpflanzen. Hier kann ich Neues ausprobieren“, meint Nadja Hengesbach. Die Vielfalt an Pflanzen geht weit über Salat, Möhren und Kartoffeln hinaus. „Und der Aufwand ist gar nicht so groß: Zwei bis dreimal die Woche komme ich hierher und schaue nach dem Rechten, zupfe hier und da Unkraut und nehme direkt etwas mit, was ich für das Mittagessen brauche.“ 

Die Motivation kommt aus der Gruppe, man tauscht sich aus und hilft sich gegenseitig. „Der Spaß an der Gemeinschaft und die Wertschätzung für unsere Lebensmittel stehen hier im Fokus“, erzählt Gerd Disse. Der Freienohler Lehrer hat am Rand seiner Parzelle auch Blumen angepflanzt, die er von einem Schulprojekt des Berufskolleg Olsberg von den Schülern kaufen konnte. „Das Arbeiten in den Beeten entkoppelt, man weiß zu schätzen, was man da erntet und ist davon überzeugt, dass es auf jeden Fall besser schmeckt als aus dem Supermarkt“, bemerkt er.  

Wenn man den begeisterten Gärtnern zusieht, wird einem klar, dass dies keine vorübergehende Freizeitbeschäftigung ist. Neben einem Erntefest im Herbst, stehen auch schon die Planungen für die nächste Gartensaison. „Ich hoffe, dass die Begeisterung für das Gärtnern auch auf andere überspringt und wir noch weitere Parzellen anlegen können“, sagt Theresa Noeke mit Blick auf zukünftige Projekte.