Quelle: Grimme-Museum Assinghausen
Volksdichter Friedrich Wilhelm Grimme ganz romantisch
Der Balkon von Julia, unter dem Romeo seine Angebetene anschmachtete, ist wohl jedem aus der alten Literatur bekannt. Doch auch hier bei uns gibt es Stellen, die Verliebte als ihren Herzensplatz nie vergessen werden. In den Gedichten von Friedrich Wilhelm Grimme können wir sogar darüber lesen.
Es ist Weihnachten 1827, als Friedrich Wilhelm Grimme in Assinghausen das Licht der Welt erblickt. Überliefert ist, dass sein Vater, ein Lehrer, der in der Kirche die Orgel spielte, vor lauter Freude am Ende des Hochamtes einen fröhlichen Walzer spielte. Vielleicht der passende Auftakt für ein nicht alltägliches Leben voller Humor und Inspiration – und für viele wunderbare Gedichte und Lieder.
Erste Erfolge in Plattdeutsch
In Assinghausen redete man Platt, und so verwundert es nicht, dass Grimme bei seinen ersten Versuchen als Dichter den vertrauten Dialekt nutzte. Eigene Erinnerungen an die Kindheit, lustige Begebenheiten, interessante Begegnungen, das Leben im Sauerland – alles gab einen Grund für ein paar Reime, mit denen er sich schnell einen Namen machte.
Von der Schriftstellerei allein konnte man sich nicht ernähren. Sein Geld verdiente Grimme als Lehrer, zunächst am Arnsberger Laurentianum. Unterkunft fand er in dieser Zeit im Hotel ‚Landsberger Hof‘ am Alten Markt. Nebenan befand sich die Druckerei Düser. Nicht nur aus der Sicht des Schreibers war diese Nachbarschaft interessant, sondern auch wegen der Tochter der Düsers, Emilie!
Die Liebe zu Emilie weckt in Grimme den Poeten
Friedrich Wilhelm hatte bereits beim ersten Blick auf das damals erst 14-jährige Mädchen Feuer gefangen. Im Gedicht ‚Der erste Schnee‘ können wir auch heute noch an der aufkeimenden jungen Liebe teilhaben. Grimme verlässt Platt und Schwank und lässt uns mit poetischen Worten dahinschmelzen.
„Wär ich ein Maler, würd‘ ich malen
Mir ein wunderliebes Bild
Das mir lichten Scheines immer
Aus der Seele Dunkel quillt“
War es die Mädchenhaftigkeit seiner Liebsten oder das Tempo der Zeit? Anhand der Beschreibung der Jahreszeiten können wir uns ausrechnen, wie lange sein Werben gedauert hat. Vom
„Hinter blanken Fensterscheiben
Guckt es gar so lieb heraus
Von der Straßen in die Fenster
Schimmerte der erste Schnee“
Über das zurückhaltende
„Ich will zurücke stehn
Und deinen Frieden nicht stören“
wird im Frühling ein…
„Und duftend weht es wie im Traum
Zu uns herauf vom Blütenbaum…“.
Irgendwann kommt man sich dann näher, aber…
„Wir grüßen und wir reden nicht
Wir schaun uns nur ins Angesicht
Beim träumerischen Abendlicht“
Bis es endlich, es soll nach dem Arnsberger Schützenfest im Juli 1853 gewesen sein, zum ersten heimlichen Liebesgeständnis kam:
„Und niemand hat’s vernommen
Als nur der Sternenreigen
Und Sankt Johann von Nepomuk
Doch der versteht zu schweigen“
Wer Kenntnisse vom alten Arnsberg hat, wird aufgrund der Nennung der damaligen Brückenfigur wissen, dass der Ort des Geschehens die Klosterbrücke über der Ruhr gewesen sein muss. Ein Fleckchen Sauerland, das es mit dem romantischen Mondschein über dem plätscherndem Ruhrwasser locker aufnehmen kann mit einem kleinen Balkon in Verona.
Auch, wenn das Gedicht an dieser Stelle endet, lesen wir in zahlreichen späteren Briefen der Liebenden von einer glücklichen Brautzeit, trotz der Trennung durch Grimmes Lehrertätigkeit in Brilon, Münster und Paderborn. Die Hochzeit folgte am 20. Mai 1858. Elf Kinder krönten das Glück – und viele, viele weitere Gedichte in Platt und Hochdeutsch folgten.
Assinghausen ist stolz auf seinen großen Sohn
Im Geburtsort Assinghausen wird die Erinnerung an Friedrich Wilhelm Grimme lebendig gehalten – nicht nur mit Denkmal, Museum und dem Ortszusatz ‚Grimmedorf‘. Der beschwingte Walzer wird noch heute am 25. Dezember zu seinen Ehren auf der Assinghauser Orgel gespielt.
Friedrich Wilhelm Grimme
Geb.: 25.12.1827 in Assinghausen
Verst.: 03.04.1887 in Münster
Beruf: Lehrer, zuletzt Gymnasialdirektor
Bekannt als: Dichter des Sauerlandes
Auswahl seiner Werke und Bücher: „“Balladen und Romanzen“, Memoiren eines Dorfjungen“, „Sprickeln un Spöne“, „Grain Tuig“, All Suerland sall liäwen“, ein Glaubensbekenntnis mit dem Titel „Heimat“.
Bekannt bis heute: „De hilligen drai Künige“. Dieses Lied wird noch vielfach im Sauerland von den Sternsingern vorgetragen; inzwischen meist auf Hochdeutsch.