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Einen Blick auf die Geschichte der Tischdecke zu werfen, mag zunächst ungewöhnlich klingen. Aber im Sauerland wird gern und viel gefeiert. Auf Schützenfesten, bei Jausen mit Wein und gutem Essen, beim Karneval oder am reich gedeckten Tisch beim Osterfeuer – immer wird der Tisch festlich gedeckt und auch hier im Sauerland gehört eine Tischdecke einfach dazu. Wir tauchen ein in die Bedeutung der Tischdecke und in die handwerklichen Traditionen, die mit der Tischdecke im Sauerland verbunden sind.
Tischdecken im Laufe der Zeit
In der frühen Menschheitsgeschichte wurde der Essensbereich mit Tierhäuten oder speziell angefertigten Flechtwerken, die man im weitesten Sinne als Decke bezeichnen könnte, gekennzeichnet. In der Antike und in der Zeit der Römer dann kamen die Tische auf, auf denen allerlei Tischwaren wie Geschirr oder Besteck arrangiert wurden. Tischdecken gab es aber zu dieser Zeit noch nicht. Einziges Stoffutensil bei Tisch war bei den Römern dann die Serviette, um sich Hände und Gesicht zu reinigen.
Praktische Tischdecken im Mittelalter
Tischdecken in dem Sinne, wie wir sie heute kennen, kamen dann im Mittelalter auf. Sie waren meist aus groben und einfachen Materialien gefertigt und dienten in allererster Linie dem Schutz des Tisches und waren sowohl in den einfachen Bauernhäusern als auch beim Adel beliebt. Allerdings waren die Tischdecken des Adels nicht aus einfachem grobem Leinen, sondern aus feineren Stoffen gearbeitet, die oft auch mit Goldfäden und Wappen bestickt waren.
Kunstvolle Pracht im Barock
Erst im Barock und in der Renaissance wurde dann die Tischdecke zu einer Zierde des Tisches. Oft ist heute die Tischdecke weiß, wenn der Tisch für einen besonderen Anlass gedeckt wird. Doch zu den Glanzzeiten der Tischdecke in den europäischen Adelshäusern war dies ganz und gar nicht der Fall. Tischdecken wurden aus kostbaren Materialien wie Seide, Damast und Brokat gefertigt und überaus reichhaltig verziert. Je reicher die Tischdecken verziert und mit kunstvollen Mustern versehen waren, desto höher war der Status derjenigen, die ihre Gäste an den Tischen zu prunkvollen Gelagen einluden. Zudem wurden oft mehrere Tischdecken übereinander und in Falten gelegt, um den Prunk und den Reichtum noch besonders zu betonen.
Tischdecken für alle im 19. Jahrhundert
Im 19. Jahrhundert dann zig die Tischdecke vollends in allen Bevölkerungsschichten ein. Das lag vor allem an der Industrialisierung und der Entwicklung von neuen Textiltechniken. Günstige synthetische Materialien und später dann auch Polyester ergänzten die oft teuren Baumwoll- und Leinendecken. Komplizierte Muster, vielfältige Farben und automatisierte Stickereien waren erschwinglich. So nutzte nun auch das Bürgertum die Tischdecke als Statussymbol, welches sich wie im Barock in besonders auffälligen Designs und Farben äußerte. So kann man vielleicht erklären, warum die weiße Tischdecke heute als besonders festlich gilt. Bunte und auffällige Tischdecken haben sich seit der Renaissance als Symbol für Reichtum und Prunk etabliert. Das Zurückgehen auf ein reines Weiß wirkt dagegen besonders edel und setzt die schlichte Eleganz in den Mittelpunkt.
Handwerkskunst im Sauerland und Tischdecken
Und was mag das Sauerland? Hier sind vor allem Tischdecken im Landhausstil sehr beliebt. Paisley-Designs, Karo- und Blumenmuster schmücken die Tische bei festlichen Anlässen. Sie wirken fröhlich und symbolisieren die Gemütlichkeit und Tradition der Region. Das Sauerland blickt auch auf eine Handwerkstradition zurück, die sich auf den Tischdecken zeigt. Das Handwerk der Leineweber ist hier noch heute sehr verbreitet. Auf den oft nach alten Webtechniken handgefertigten Tischdecken finden dann die traditionellen Stickereien des Sauerlands ihren Platz. Es lohnt sich also, dem Tisch mit einer besonderen Tischdecke etwas mehr Glanz zu verleihen.