„Eine große musikalische Bandbreit hält die Musiker wach und das Publikum bei Laune.“

Stefan Risse – Chorleiter aus Leidenschaft  

„Ich wollte mir später nicht anhören, ich hätte überall rumdirigiert, aber nichts für die eigenen Kinder getan. Also habe ich auch diesen Chor 16 Jahre lang geleitet“, erzählt Stefan Risse.  „Eigentlich“ erzählt uns der Chorleiter mit verschmitztem Lächeln, „war daran meine älteste Tochter schuld, die damals gerade sechs Jahre alt geworden ist. Also gründete Risse, quasi in der Nachbarschaft, nämlich in Ense-Höingen, im Jahre 200 einen Kinder- und Jugendchor. 

Ein besonderes Augenmerk muss man dabei auf das kleine Wort „auch“ richten, denn der Kinderchor ist durchaus nicht der einzige Chor, den Risse geführt hat.  

Eine vielseitige Chorleiter-Karriere 

Angefangen hat alles 1983 mit dem Chor in Budberg (Stadt Werl) und der Betreuung eines weiteren (Männer)-Chores in Voßwinkel, den Stefan Risse seit 35 Jahren bis zum heutigen Tag leitet. Weitere Stationen waren das Engagement beim Holzener Frauenchor, sieben Jahre beim Lüdenscheider Männerchor, 22 Jahre lang beim Soester Chor „pro musica“). Sehr erfolgreich auch das immer noch laufende Engagement beim Mendener Projekt „Amanta della Musica“, mit dem Stefan Risse seit 2015 zusammenarbeitet. Die Mendener können auf insgesamt sechs Meisterchor-Ehren im Chorverband Nordrhein-Westfalen zurückblicken: „Die meisten davon allerdings vor meiner Zeit“, sagt der Chorleiter bescheiden. Der Männerchor „Schnöttentrop“ schließlich begleitet unter Risses Leitung die gleichnamige Westönner Kabarett-Truppe.   

„Fast 50 beseelte und überglückliche Männer in einem Bus!“   (Stefan Risse)  

In das Jahr 2008 fiel dann eine richtungsweisende Entscheidung, als nämlich Höinger Männerchor und der Männerchor Voßwinkel zur „Chorgemeinschaft Höingen/Voßwinkel“ zusammengelegt wurden. Ursprünglich aus der Not geboren – nämlich aufgrund deutlich zurückgehender Mitgliederzahlen – hat sich daraus eine verschworene Gemeinschaft von immer noch über 40 Sängern zusammengefunden.  

„Mit dieser tollen Truppe“, so Stefan Risse, „hatte ich 2018 das einmalige Vergnügen, im Finale des Wettbewerbs „Bester Chor im Westen“ zu stehen. Eigentlich hatten meine älteren Herrschaften der Chorgemeinschaft regelrecht Manschetten vor den Auftritten in Köln, aber dann reichte es mit einer tollen Gesamtleistung im Halbfinale gegen die Formation „Bonn-Voice“ tatsächlich zum Finale der besten fünf Chöre aus Nordrhein-Westfalen. „Dieses Erlebnis hat uns bis heute zusammengeschweißt“, strahlt Stefan Risse, „vielleicht kann man sich vorstellen, wie schön nach dem Finale unsere Rückfahrt ins Sauerland war – fast 50 beseelte und überglückliche Männer in einem Bus!“     

Der Voßwinkeler Männerchor hat es bereits zu drei Meisterchor-Titeln gebracht hat, weitere drei dieser Prädikate ersang in den Folgejahren der Nachfolger, die schon erwähnte Chorgemeinschaft Höingen-Voßwinkel.   

Große musikalische Bandbreite  

Volkslieder-Arrangements, klassische Stücke, (Männer-Chor-Literatur) oder auch A-Cappella vorgetragenen Pop-Songs finden sich im Repertoire der von Stefan Risse geleiteten Chöre. „Ich halte eine große musikalische Bandbreite für sehr wichtig. Das hält die Musiker wach und das Publikum bei Laune.“  Natürlich gibt es sakrale Werke, beispielsweise mehrere Varianten des „Ave Maria“ von Franz Schubert, aber auch durchaus witzige und etwas verrückte Einlagen: So rennen beim überarbeiteten Volkslied „Jetzt Fahr´n wir über´n See“ die Sänger sprichwörtlich von der Bühne, und der Chorleiter muss sie für den Schlussakkord wieder „einfangen“… Bei „Kyrie“ oder „Paternoster“ von Piotr Janczak werden zunächst dissonante Klänge erzeugt, die den Zuhören die Nackenhaare zu Berge stehen lassen, um dann „in Wohlgefallen, sprich in Harmonie aufgelöst zu werden. Ein toller Effekt“, so Stefan Risse, „vor allem in großen Kirchen“.      

Lieder in Zulu 

„Ich hatte das große Glück, fast die ganze Welt mit meinen Chören zu bereisen“ erzählt der Chorleiter, in Europa waren wir unter anderem in Italien, Lettland, Ungarn, Belgien, Irland und Spanien. Darüber hinaus haben wir aber auch in Afrika, Amerika oder Thailand gesungen!“ Natürlich gab es auf diesen Reisen schöne und unvergessliche Erlebnisse, so hat „Stefan Risse aus der Kampstraße in Ense“, wie er sich scherzhaft selbst bezeichnet, einmal mit einem 72 Männer starken Chor auf einer Reise durch Rom in allen großen Basiliken der Stadt gesungen – inklusive des Petersdoms, Zentrum des katholischen Glaubens, mit Platz für 60.000 Gläubige.  

Ortswechsel: In Thailand, im ehemals weltberühmten Hotel „Oriental“ ließ es sich Stefan Risse mit der Soester Formation „pro musica“ nicht nehmen, beim Empfang des deutschen Botschafters vor Diplomaten aus aller Welt ein ganz besonderes Stück vorzutragen: die thailändische Königshymne… auf Thai. „Nicht ganz ohne Risiko“ schmunzelt Risse noch heute, „wenn man sich vergegenwärtigt, dass sich in der thailändischen Sprache Begriffe wie etwa „hoher, großer König“ von übelsten Schimpfworten nur durch Nuancen unterscheiden.“       

Auch in Südafrika, allerdings vor einem völlig anderen Publikum führte ein von Stefan Risse geleiteter Chor Lieder in der Landessprache, in Zulu auf: 100 Kinder von südafrikanischen Farmern, die zusammen eine „farm school“ besuchten, trauten damals ihren Ohren nicht…  

Noch viele solcher Geschichten gäbe es zu erzählen, die vor allem eines bestätigen: Musik und Gesang verbindet Menschen, auch über Ländergrenzen hinweg. Stefan Risse hat ein schönes Schlusswort parat: „Wenn Menschen noch mehr miteinander reden und vor allem auch miteinander singen würden, wäre die Welt friedlicher!“