Ein Treffpunkt für alle

Quelle: Der Golem

Der Golem bringt Kunst und Kultur nach Neheim

Ein großes Graffiti an der Hauswand mit einem Schriftzug lässt erkennen, dass ich am richtigen Ort angekommen bin: „Der Golem“. Ein paar Meter weiter und ich stehe vor einer schweren, dunklen Tür mit einem Löwenkopf-Türklopfer. Dahinter verbirgt sich eine Kneipe. Modern und urig zugleich, an den Wänden hängt Kunst und überall verstecken sich kleine Golems. 
 
Seinen Anfang genommen hatte alles eigentlich mit einer fixen, nicht ganz ernstgemeinten Idee – entstanden aus der Not heraus. „Wir sind abends rausgegangen und wussten nicht wohin – und dann sind wir da gelandet, wo wir immer sitzen: zuhause“, erinnert sich Jutta Ludwig an die Anfänge. Sie und ihre beiden Mitstreiter, die Künstler Stephanie Neuhaus und Haimo Hieronymus, waren sich sicher: Das konnte nicht so bleiben. Zufällig wurden die Räumlichkeiten in der Langen Wende frei – und nach dem Besichtigungstermin war klar: Jetzt oder nie! Lage und Größe passten perfekt. „Hier war vorher schon eine Kneipe drin – der Pengel Anton. Jeder in Neheim kennt den noch und viele haben Erinnerungen aus ihrer Jugend an diese Kneipe. Das war natürlich ein unschlagbarer Vorteil für uns.“ Die Kneipe wurde renoviert – alles in Eigenregie und nach den eigenen Vorstellungen –, nur der Fußboden blieb der alte. Sogar die Theke wurde von einem befreundeten Kunstschmied angefertigt und direkt vor Ort zusammengeschweißt. 

Der Golem – unperfekt perfekt 

Daraufhin wurde ein Verein (inzwischen hat er knapp 200 Mitglieder) gegründet: Golem – Kultur im Pengel Anton. „Wir drei haben gemeinsam bereits in den vergangenen Jahren Kulturtage in Neheim organisiert. Da hatten wir die Idee, ein Bier zu brauen und das sollte der Golem heißen – erdig, ehrlich, ungeheuer. Und als dann die Kneipe einen Namen brauchte, war direkt klar, wie sie heißen sollte“, erklärt Jutta Ludwig. Der Golem ist eine mystische jüdische Figur: „Wir sehen das allerdings nicht religiös, sondern es geht darum, dass der Golem ein Wesen ist, das nie fertig ist. Das war der Anlass, diese Figur als Namensgeber zu nehmen. Weil wir eben auch diesen Unperfektionismus im Perfektionismus mögen – wenn es mal nicht klappt, wie geplant, dann ist das eben so und dann machen wir einfach das Beste daraus.“ 

Quelle: Der Golem

Die Renovierungsarbeiten dauerten von August bis November 2018. Zur Eröffnungsfeier war es brechend voll. Und so sollte es auch weitergehen. Fünf bis zehn Leute – alle natürlich ehrenamtlich – helfen regelmäßig mit, springen ein, wenn Hilfe gebraucht wird. Zu tun gibt es immer genug. Jeden Freitag ist die Tür offen – und jeden Freitag gibt es einen Programmpunkt: „Das kann manchmal etwas Großes und manchmal etwas Kleines sein: ein Kneipenquiz, eine Lesung oder Musik. Im Sommer gab es sogar ein Festival.“ Harten Alkohol gibt es im Golem nicht – und das funktioniert auch wirklich gut. Probleme gab es bisher nie, trotz wilder Abende mit Musik und Party. 

Das Publikum ist bunt gemischt: Von 17 bis 80 Jahren ist alles dabei. „Es war unser Anspruch, dass wir nicht nur eine Altersgruppe ansprechen, sondern einen Ort schaffen, an dem sich alle wohlfühlen können. Da treffen dann auch schon mal die Eltern zufällig ihre Kinder an der Theke.“ 

In den kommenden Monaten wird die Kneipe, die auch einen wunderschönen kleinen Außenbereich besitzt, erweitert. Ein weiterer Raum kommt zum Gastraum hinzu, ein anderer Raum soll zukünftig für Ausstellungen bereitstehen. „Wir wollen alles an Kunst, Literatur und Musik bieten, was wir hier in Neheim aufbringen können.“