Ein Stern lässt das Dorfleben leuchten

TuS Petersborn-Gudenhagen gewinnt Preis für Hilfsprojekt 

Die Coronakrise hat die Menschen wieder mehr zusammengeführt – klingt nach einem Satz aus der Küchentisch-Philosophie, hat aber in Brilon-Gudenhagen/Petersborn tatsächlich funktioniert. Als vor eineinhalb Jahren der Komplett-Lockdown das Alltagsleben auch hier drastisch runterfuhr, gingen einige Bewohner von Petersborn und Gudenhagen mit dem Hilfsprojekt „Gemeinsam sind wir stark – volle Pulle für das Dorf“ an den Start. Federführend waren der Sportverein TuS Petersborn/Gudenhagen und sein Vorsitzender Andreas Droß. Für sein Engagement hat der Verein nun auf Kreisebene den dritten Platz bei der Aktion „Sterne des Sports“ belegt – ein Wettbewerb des Deutschen Olympischen Sportbunds mit der Volksbank Sauerland. 

„Mit dem Lockdown waren viele aus dem Dorf plötzlich wie ausgeschlossen,“ erzählt der 1. Vorsitzende des TuS Petersborn-Gudenhagen, Andreas Droß, „wir haben uns dann spontan überlegt, wie wir all denen helfen können, die jetzt völlig allein sind oder sich nicht mehr selbst versorgen können.“ Einkaufen, Fahrten zum Arzt oder zur Apotheke war für einige Petersborner und Gudenhagener so gut wie unmöglich geworden. Andreas Droß trommelte zusammen mit dem Ortsvorsteher Wolfgang Diekmann die Vertreter der Vereine und weitere freiwillige Helfer zusammen, schon bald entstand eine „Helfer-WhatsApp-Gruppe“ mit rund 40 Mitgliedern. Diese Führungscrew konnte dann im Laufe der Zeit auf einen immer größeren Pool von freiwilligen Helfern zurückgreifen, die mit der bestehenden Dorf-WhatsApp angefunkt wurden wenn Hilfe benötigt wurde. 

Andreas Droß mit der Auszeichnung

Hilfe von Haus zu Haus funktioniert 

Als es losgehen konnte, war Andreas Droß aber trotzdem überrascht – weil viele der erwarteten Hilferufe ausblieben. An der Werbetrommel konnte es nicht liegen, die hatten sie kräftig gerührt. Klar ging’s einmal über Facebook und Instagram, aber auch per Wurfsendung in jeden Haushalt und per Plakaten an den markanten Stellen des Ortes ging die Info rum. 

„Im Nachhinein ist das ja ein gutes Zeichen“ meint Andreas Droß, „zeigt es doch, dass es bei uns noch direkte Nachbarschaftshilfe gibt und auch in vielen Häusern noch mehrere Generationen unter einem Dach leben. Die haben die Hilfe ganz selbstverständlich unter sich organisiert, ohne uns.“ Trotzdem blieb noch genügend Arbeit übrig. „Das Entscheidende war doch, dass wir über die Aktion „Volle Pulle für das Dorf“ wieder mehr zueinander gefunden haben!“ ist Christian Rasche, Kassierer beim TuS Petersborn-Gudenhagen trotzdem mehr als zufrieden. 

Werbung für die Vereine vor Ort 

Die spontane Coronahilfe vor Ort lag Andreas Droß zweifellos am Herzen, aber er wollte auch für seinen Sportverein, den TuS Petersborn-Gudenhagen werben. „Da bin ich ganz ehrlich,“ sagt er mit einem leichten Grinsen, „wir haben zwar knapp 350 Mitglieder, neben der Fussball-Abteilung auch eine richtig erfolgreiche Tischtennisabteilung, aber es könnte sich mehr bewegen. 

„Dabei bieten wir und die übrigen Vereine vor Ort so viel mehr, was über das reine Vereinsleben hinausgeht!“ macht Andreas Droß auch Werbung für den Heimat-und Schützenverein, den Bürgerwaldverein, die Caritas und die KfD (Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands), die sich ebenfalls in Petersborn-Gudenhagen engagieren.  

Neue Pläne für die ev. Kirche und Gemeindezentrum  

Dem Schwung und Elan der Corona-Hilfsaktion „Gemeinsam sind wir stark – volle Pulle für das Dorf“ wollen die Petersborner und Gudenhagener nun eine längerfristige Perspektive geben. Der dritte Platz bei der bundesweiten Aktion „Sterne des Sports“ ist da das perfekte Fundament. Damit die Dorfgemeinschaft noch enger zusammenwächst, soll in der Ortsmitte ein sozialer Treffpunkt entstehen. Als Dreh-und Angelpunkt bietet sich die evangelische Kirche an. Es war bekannt, dass die Kirche aus wirtschaftlichen Gründen entweder verkauft oder sogar abgerissen werden sollte.  

Die evangelische Kirche

Das kam für die Bewohner des Ortes aber nicht in Frage. Es sollte dort etwas Gutes und Neues entstehen. Als buchstäblicher Segen hat sich dabei die Unterstützung durch die evangelische Kirche herausgestellt. Moderiert von der Regionalpfarrerin Kathrin Koppe-Bäumer wird jetzt ein alternatives Nutzungskonzept für die Kirche samt Gemeindezentrum „Albert Schweitzer“ erarbeitet.  

Da sind spannende Ideen dabei: so könnte der Kirchenbereich, in dem jetzt noch die Bankreihen stehen, durch Glaswände abgetrennt werden. Leergeräumt würde so Platz für verschiedenste Veranstaltungen entstehen. Der Raum drumrum böte sich dann zum Beispiel für Kunstausstellungen an. Oder als einfaches Hostel für Wanderer oder Biker. Neben der Kirche ist auch ein kompletter Neubau für betreutes Wohnen oder als speziell konzipierter Wohnraum für Alleinerziehende im Gespräch. Im Gemeindezentrum „Albert Schweitzer“ soll Gastronomie einziehen, zum Beispiel eine Gaststätte oder Dorfcafé. 

Nun müssen nur noch die geeigneten Investoren gefunden, Anfragen hat es schon gegeben. All das können einzelne Bürger oder ein einzelner Verein nicht stemmen. „Unser Ziel ist ein Dorfverein, in den alle eintreten können, die sich für Peterborn/Gudenhagen engagieren möchten, wie und in welcher Form auch immer,“ wirft Andreas Droß einen Blick in die Zukunft. Außerdem nimmt Petersborn-Gudenhagen am geförderten LEADER-Pilot-Projekt „Wir sind Digital-Dorf“ teil. Sie sind auf einem langem Weg, geführt von einem guten Stern…