Ein Sauerländer Märchenkönig

Quelle: Tom Tietz

Michael Emmerich ist Künstler durch und durch

Quelle: Tom Tietz

Die Person

Michael Emmerich erblickte 1997 in Bad Fredeburg das Licht der Welt, seine Jugend verbrachte er in Dorlar. Schon immer reizten ihn die märchenhaften Landschaften seiner Heimat mit ihren verwunschenen Tälern und verwachsenen Bachläufen. Michael bewarb sich nach dem Abschluss der zehnten Klasse für eine Ausbildung zum Koch und bekam eine Stelle in der lokalen Gastronomie.

Allerdings entwickelten sich seine Interessen weiter. Nach seiner Ausbildung entschloss er sich dazu, sein Fachabitur zu machen. So konnte er nach einem einjährigen Praktikum in der Fotografie ein Studium im Fachbereich „Kommunikationsdesign“ in Aachen antreten. Aktuell ist er im sechsten Semester.

Schon immer verspürte er den Drang, seine Gedanken und Phantasien mit anderen Menschen zu teilen. Mit 17 Jahren nahm er seinen ersten eigenen Song auf. Das Bedürfnis, etwas zu erschaffen, was noch niemand vor ihm kreiert hat, treibt ihn an. Doch er merkte auch, dass sich das Rad nicht so einfach neu erfinden lässt und dass man viele Techniken des Künstlerhandwerks erst mühsam erlernen muss.

Das Projekt

„Um das innere Kind einfach mal freizulassen“, schrieb und erarbeitete sich Michael im letzten Jahr ein Projekt, welches sich auf Ludwig II., König von Bayern, fokussiert. Dabei handelt es sich nicht um eine geschichtliche Aufarbeitung, sondern um die Kreativität an sich. Unter dem Titel „The True Romantics“ wird dieser Film in naher Zukunft erscheinen. Das Ziel der Aufführung ist, einen künstlerischen Kurzfilm über die Vision der „True Romantic“ zu drehen, und zwar durch die Übersetzung eines Theaterstücks auf die Leinwand. Die Vision des Künstlers ist es durch eine übertriebene Darstellung des fabelhaften Gefühls in eine neue Realität einzutauchen.

Um das Projekt in die Tat umzusetzen, scheute Michael keine Mühen. Für die Besetzung, das Schreiben des Drehbuches, Scouting und Organisation des Drehortes war er selbst verantwortlich. Neben seinem Studium, mitten in der Covid19-Krise, ohne finanzielle Förderung. Er hat die neuen Studenten seiner Universität ans Set eingeladen, um ihnen den Einstieg ins Studium zu erleichtern. „Man stellt fest: Oh, da kommt einiges mehr auf mich zu, als ich angenommen habe. Alle kommen und wollen wissen, was sie zu tun haben.“ Am dritten von drei Drehtagen lief dann alles wie am Schnürchen: „Ein Film ist prinzipiell nichts anderes als 1.000 Entscheidungen hintereinander zu treffen.“

Manche der Leute am Set kannte er gar nicht, dennoch waren sie alle ein Teil des großen Ganzen und jeder hatte seine Rolle zu spielen. Hilfreich waren hier sicherlich die vier Leitsätze, welche überall zu finden waren und mit denen jeder Beteiligte immer wieder vor Augen geführt bekam, worum es in diesem Projekt eigentlich ging: (1) Meine Arbeit ist Kunst. (2) Ich habe Spaß daran. (3) Ich störe die anderen nicht bei ihrer Arbeit und jeder macht das, was er am besten kann. (4) Ich vertraue den Leuten und ich gehe freundlich mit mir und den anderen um.

Quelle: Tom Tietz

Zusammenarbeit und gegenseitige Hilfe waren und sind nach Michael Emmerich der Schlüssel für kreative Vorhaben. Ohne die Hilfe seiner Freunde und freundlicher Menschen hätte sich dieser Stein sicherlich nicht so schnell in Rollen bringen lassen. „Jeder hilft jedem und so kann man auch ohne viel Geld eine Menge erreichen.“ Zum Beispiel ist Michael jetzt „Setrunner“ bei mehreren Projekten und er mischt den Sound für den Film einer Kollegin.

Um finanziellen Erfolg geht es Michael nicht. Sein Ziel ist, etwas zu lernen und die Leute mit seinem Werk zu erreichen. Kunst hat auf den ersten Blick keinen praktischen Nutzen: „Der Reiz liegt in der Belanglosigkeit.“ Es geht um die Kleinigkeiten, die einem im Moment nicht auffallen, die aber im Nachhinein wichtig und groß werden und ihre Bedeutung verändern. Der Perspektivwechsel und die Individualität sind dabei die entscheidenden Faktoren. Kunst ist subjektiv, sie ist nicht messbar. Auch wenn man Filme anhand ihrer Besucherzahlen oder ihrer Kritiken bewerten und vergleichen kann, bleibt es jedem selbst überlassen, wie er diesen Film wahrnimmt.

Mit seinem Film möchte Michael den Zuschauern den Wert der Kreativität näherbringen. Die Neuinterpretation der klassischen Romantik soll zeigen, dass es in jedem Moment etwas von der unendlichen Schönheit der Fantasie zu entdecken gibt. Wenn dein Geist mit dir durchbrennt, solltest du ihn nicht davonstoßen, sondern aufsitzen und dich von ihm davontragen lassen. „Es wird immer Leute geben, denen nicht gefällt, was du tust, aber wenn sie sich aufregen, hat man sie ja eigentlich schon berührt.“

Die Sauerländer als Publikum

Eine märchenhafte Umgebung mit ihren kleinen Geschichten und Geheimnissen hat ihn schon als Kind immer wieder in ihren Bann gezogen. Diese Erinnerungen werden immer ein Teil von ihm bleiben: „Es gibt wenige Orte, an denen man so schön groß werden kann wie hier.“ Auch die Sauerländer haben ihn geprägt. Die Unkompliziertheit des Sauerländers kann Fluch und Segen sein: „Der Sauerländer ist kein einfaches Publikum, hier bekommt man keinen Anstandsapplaus. Man muss sich gut vorbereiten und einiges an Kritik einstecken können, aber dadurch wird die Arbeit am Ende besser und man wird stärker“, so Michael. Nur so kann man genügend Biss entwickeln, um voll hinter seinem Projekt zu stehen und es durchzuziehen. Und wie der Baum im Wind wird auch der kleine Sauerländer am stärksten, wenn die Böen an ihm ziehen und zerren. „Die Leute wollen halt was sehen“, also: „Nicht labern, sondern machen.“