Ein Ritter mit „Speed“

Quelle: WOLL Magazin

Haben Sie auch den Film „Speed“ gesehen? Ein Action-Film mit Keanu Reeves und Sandra Bullock. Inhalt: Ein Erpresser hat eine Bombe unter dem Bus präpariert und verlangt Lösegeld. Der Bus darf eine bestimmte Geschwindigkeit nicht unterschreiten, sonst explodiert er. Irgendwann erkennt die Polizei, dass der Freeway, auf dem der Bus unterwegs ist, noch nicht fertiggestellt ist und eine Lücke aufweist …  Die Fahrerin gibt Gas – und sie kommen heile an. Irgendwie erinnert diese Filmszene an die Geschichte vom Marsberger Rittersprung: 

Ein edler Ritter war Raum Marsberg unterwegs. Plötzlich standen ihm die berüchtigten Raubritter von Padberg gegenüber. 

Der Ritter flüchtete zum Eresberg, um im dortigen Kloster Schutz zu suchen. 

Im dichten Wald, am steil abfallenden Bergeshang, wurde er dann doch von den Raubrittern umstellt. Es gab keinen Ausweg mehr. 

Doch lieber wollte er sterben, als diesen Halunken in die Hände zu fallen. 

Also wendete er sein Pferd und sprang über einen Felsvorsprung in die Tiefe des Diemeltals. 

Der Sage nach, wurden der Ritter und sein Pferd wie von Geisterhand geleitet und kamen heil und sicher vor ihren Verfolgern im Tal an. 

Vielleicht waren solche Sagen auch eine frühe Form der Werbung. Eine, die selbst so manchen Marketing-Manager von heute begeistern könnte, wenn seine Kunden zur Eisenindustrie zählten. Denn diese war im Mittelalter im Raum Marsberg stark vertreten. Die Stadt an der Diemel war für die Herstellung von Panzerhemden berühmt. Hier gab es den sogenannten Ofemund, eine vorzügliche Art gehärteten Stangeneisens. Auch Geschütze wurden hier gefertigt. Ein besonderer Zweig der Eisenindustrie der Oberstadt war die Herstellung von Ringen, eben zur Fertigung von Panzerhemden für Ritter und Knappen. Zur Hoch-Zeit sollen in Obermarsberg um die 500 Panzerschmiede tätig gewesen sein, sogenannte „Sarwürker“, deren Kettenhemden nicht nur vor Speeren und Lanzen, sondern auch vor Sturzverletzungen schützten- 

Obermarsberg unterhielt im Mittelalter intensive Beziehungen zu Amsterdam. 1618 erhielt die Stadt ein kurfürstliches Privileg zur Herstellung von Gusswaren, insbesondere von Waffen. Der Vertrieb erfolgte über die Weser. Wie das so ist, kamen mit den Waren sicherlich auch Geschichten aus Marsberg dort an … Eisen rostet, Geschichte bleibt. Der Filmregisseur von „Speed“ ist übrigens gebürtiger Niederländer.