Ein musikalischer FUX aus dem Sauerland

Uli Sprenger hatte eine „Überdosis Glück“

Für und vor allem von der Musik leben, Charts erobern, große Stars kennenlernen: Davon träumen viele. Zwei Musiker aus dem Sauerland haben es geschafft. Mit den Songs „Überdosis Glück“, „Einsam für mich“ und „Der Stoff, aus dem die Träume sind“ stürmten Uli Sprenger (Songwriter, Produzent, Gitarrist) und Bernd Klüser (Bandsänger, Produzent , Songwriter, Multi Instrumentalist) aus Finnentrop in den 80er Jahren die Charts in Deutschland. Und blieben auch danach sehr erfolgreich in ihrem Traumjob. Mit vielen großen und kleinen Fans feierten sie ihre selbstgeschriebenen Deutsch-Pop-Songs als Band FUX und später auch mit den Familien- und Kinderkonzepten „Fritz Kids Band“ und „Funny FUX“. Uli Sprenger schrieb und produzierte etwa 250 deutsch- und englischsprachige Titel – sowohl für die eigene Band FUX, als auch konzeptionell für viele Stars aus der Schlagerbranche, wie Antonia aus Tirol, Nicole, Chris Harms von Lord of the Lost, G. G. Andersson und diverse Mallorca-Partykünstler. Für die Fußball-Erstligisten Bayer Leverkusen und VFL Bochum schrieb er zudem Stadion-Hits.

In diesem Jahr feiert Uli Sprenger sein 40-jähriges Musiker-Jubiläum. WOLL hat mit dem Sauerländer aus Finnentrop über sein aufregendes Leben gesprochen.

WOLL: Fux ist ein markanter Name. Wie seid ihr dazu gekommen? Hat er etwas mit dem Fuchs zu tun?
Uli Sprenger: Ja, klar – FUX, das bin ich und Bernd Klüser – die Stimme von FUX. Bernd hat rotes Haar und an der Antenne meines Opel Mantas hing ein Fuchsschwanz, so wie es damals in den wilden 80er Rockerzeiten üblich war. Auf diese Weise fiel uns der Bandname FUX praktisch in der Sauerländer Heimat vor die Füße und wurde in Köln bei unserer Plattenfirma EMI später konzeptionell schriftlich fixiert.

WOLL: Wie waren deine musikalischen Anfänge?
Uli Sprenger: Mein Vater Egon war ein sehr guter Pianist und Akkordeon-Spieler, der wohl auf mich abgefärbt hat. Ende der 70er Jahre habe ich zunächst unter Uli Sprenger Band mit zwei Kumpels Coversongs gespielt. Danach habe mit meinem Freund, dem Finnentroper Musiker und Sänger Bernd Klüser, die Band Route 66 gegründet. Damals probten wir in einem alten Keller unterhalb der berühmten Diskothek AMPEL in Weringhausen, meinem Geburtsort. Wir coverten Songs der Beatles, Creedence Clearwater und Stones. Mit Route 66 hatten wir einige Auftritte in der Umgebung und in Holland. Das Highlight war aber eine ausverkaufte Sauerland-Tour mit der Band ZOFF, die gerade ihren Hit „Sauerland“ veröffentlicht hatte.
Zu der Zeit sammelten wir erste Tonstudioerfahrungen mit Rainer Hänsch im ZOFF Tonstudio in Letmathe.1984 kam unsere erste in Köln produzierte Single „Superman und Autobahn“ heraus. Route 66 lösten wir auf, als wir Lust auf ein eigenes Tonstudio bekamen.

Quelle: privat

WOLL: Wie nahm eure Karriere Fahrt auf?
Uli Sprenger: In einem Gebäude zwischen Fretter und Deutmecke mieteten wir Räume für unser erstes Tonstudio an. Hier entstanden die ersten Demosongs, die wir, damals noch in Kassettenform, an alle Plattenfirmen schickten. 1986 bekamen wir den ersten Vertrag bei CBS, einem großen USA-Musikverlag in Frankfurt. Ich würde sagen: Das war der Startschuss ins musikalische Profilager.
Und nochmal spielte uns das Glück in die Karten: Ich lernte Claus Matthias, den Gitarristen der damals sehr bekannten Band RELAX, bei einem gemeinsamen Gig kennen und fragte ihn, ob er unsere Songs als Produzent in seinem Profistudio aufnehmen würde. Er sagte direkt zu, nachdem er unsere Demos gehört hatte. Wir fuhren nach Würzburg zu ihm und legten los. Claus und sein Freund Ferdinand Förster waren zum Beispiel auch Musikproduzenten von Sally Oldfield und PUR. Nach fünf Produktionen dort folgte 1986 der erste Plattenvertrag als Exklusivkünstler bei der damals größten Plattenfirma EMI in Köln. Bernd und ich köpften eine Pulle Sekt, wir lagen uns vor Freude in den Armen, kurz vor Weihnachten 1986.
Meinen Job als Motorradmechanikermeister habe ich daraufhin gekündigt. Es war eine neue, verrückte, andere Welt. Unsere Songs erreichten die Airplay Charts der Radiostationen und die TOP 100 Charts. Ich habe fast zwei Jahre lang nur in Hotels gewohnt. Wir hatten Muskelkater vom Autogramme schreiben, manchmal wusste ich gar nicht, wo ich war – jede Woche ein Inlandsflug und tausende Kilometer auf der Autobahn. TV, Radio, Presse, Live- und Promo-Shows, Fototermine in jeder deutschen Stadt, alles wurde von unserer Kölner Plattenfirma koordiniert und gezahlt. Als drittes festes Mitglied kam Anfang 1988 dann unserer Kumpel und Musiker Siggi Hunold aus Lennestadt-Albaum mit ins FUX-Team.

WOLL: Welche Ereignisse sind dir besonders im Kopf geblieben aus diesen turbulenten Jahren?
Ulrich Sprenger: Ich könnte Bücher mit meinen Erlebnissen füllen und bin wirklich dankbar für dieses besondere Leben, das für viele ein Traum ist. Wir waren in über 100 TV-Shows wie „Goldene Stimmgabel des ZDF“, bei der WDR Schlagerralley (zwei Mal erster Platz), dem WWF Club, ZDF-Hitparade mit Dieter Thomas Heck oder auf Deutschlandtour mit der damals prominenten Musiksendung „Formel eins“ mit Kai Böcking. Ich traf fast alle bekannten, deutschen Künstler – auch viele internationale. Es fühlt sich noch heute an wie ein Märchen, aber ich habe tatsächlich mit Jennifer Rush Kaffee getrunken, mit Wolfgang Niedecken und Klaus Lage Mittag gegessen, mit Peter Maffay Billard gespielt und mit Roger Daltrey von der Rockband „THE WHO“ bei der Funkausstellung in Berlin einen Joint geraucht. Und Tina Turner hat mir gesagt, dass sich Musiker immer duzen sollten, weil ich sie höflich mit „Sie“ angesprochen hatte. Musikalisches Highlight ist und bleibt für mich ein Live-Auftritt zu „Sonderzug nach Pankow“ im Duett mit Udo Lindenberg im Robinson Club auf Mallorca. Danach haben wir zusammen zwei Flaschen Sekt getrunken, weil es keinen Eierlikör gab, den er ja sonst gerne trinkt. Auch Live-Auftritte unter anderem mit PUR und „Die Ärzte“ und eine Sauftour durch Köln mit den „Scorpions“ bleiben mir für immer im Gedächtnis. Lustig war es auch mit Herbert Grönemeyer und den „Toten Hosen“ Fußball zu spielen im RWE Stadion gegen die Mannschaft von Rot-Weiss Essen. Wir haben knapp verloren, denn leider hatte Herbert den entscheidenden Elfmeter über das Tor geballert. Ein weiteres Highlight war die Tatsache, dass die sehr bekannte Jugendzeitschrift „BRAVO“ uns eine ganze Doppelseite gewidmet hatte – und dann kam die Flut an Fanpost.

Quelle: privat

WOLL: Hast du einen Tipp für junge Bands aus dem Sauerland, die auf große Bühnen möchten?
Ulrich Sprenger: Man braucht heute mehr denn je eine „Überdosis Glück“, um sich als Musiker erfolgreich zu etablieren. Schon früher mussten wir hart arbeiten, fokussiert und zielstrebig sein und in Vorleistung treten für die Musikkarriere – Vollgas voraus. Aber das Wichtigste im Geschäft ist: Du musst dich auch verkaufen können. Kontaktfreudig, authentisch, überzeugend solltest du sein, sonst gehst du unter in der „grauen Flut“. Jeder, der ein Handy hat, kann heute einen Song aufnehmen, dabei sind 99,99 Prozent der Aufnahmen Vollschrott. Plattenfirmen hören sich nicht mal mehr diese Demosongs an.
Heute ist es auf sauerländisch gesagt sauschwer, mit Musik Geld zu verdienen. Man bekommt weder Gehör, geschweige denn Geldvorschüsse von Musikverlagen oder Plattenfirmen für Investitionen in dieses Genre, für Instrumente, Studios und mehr. Man muss erheblich in Vorleistung treten. Es bedarf ein komplettes und aussagekräftiges digitales Exposé mit Video, Fotos, Songdateien, Live-Terminen. Auch sehr wichtig ist das Live spielen, egal, wie viele Leute kommen. Ist die Band wirklich klasse, sind die Fans immer wieder dabei und werden sich wie der Schneeball zur Lawine potenzieren. Wenn eine Liveband ohne Plattenfirma 500 bis 1.000 Leute in die Halle zieht, die bereit sind 10 bis 20 Euro für ein Ticket zu zahlen, ist man auf dem besten Weg. In diesem Fall wird sich bald eine der noch drei vorhandenen großen Plattenfirmen melden, denn diese durchforsten nur noch das Internet auf der Suche nach Bands, die diese enorme Vermarktungseigendynamik besitzen. Gleiches gilt für den Fall, dass eine Band mit einem eigenen Musikvideo 500.000 bis eine Millionen Streaming-Klicks in Social-Media-Kanälen bekommt. Also um es kurz zu sagen: Kluge Eigendynamik, voller Einsatz und eine Portion Glück führen wie in jedem Unternehmen zum Erfolg! Und Glück besteht aus 90 Prozent Fleiß. Außerdem sollte immer ein erfahrener Produzent die Aufnahmen begleiten, damit sich keine Fehler einschleichen. Diese haben auch oft ein nützliches Netzwerk an Kontakten im Musikbusiness.

WOLL: Was ist dein Geheimrezept beim Liederschreiben?
Uli Sprenger: Ich habe kein Rezept. Die Songs und Texte fliegen ständig durch die Luft und manchmal fang ich einen ein – meistens beim Fahrradfahren oder Brennholzkloppen.

WOLL: Was gibt es Neues von FUX? Wie sieht deine beziehungsweise eure Zukunft aus?
Ulrich Sprenger: Es wird wohl weitergehen, so sagt es die gläserne Kugel. FUX hat eine neue Plattenfirma, wird aber heute solistisch allein von Bernd Klüser verkörpert. Sein neuer Titel „Sag mal, bist Du dabei“ ist auf allen Streaming-Plattformen vertreten und ich kann sagen, dass Bernd heute besser singt als früher – einfach gigantisch seine Stimme! Infos dazu gibt es überall im Netz oder unter www.fuxmusic.de. Bernd betreibt auch eine tolle Musikschule für Alt und Jung in Attendorn Helden. Ich selbst schreibe einfach gerne Songs und arbeite musikkonzeptionell immer noch ab und an mit Bernd und anderen Künstlern, um neue Songs zu komponieren und zu produzieren. Ich suche ständig talentierte Bands, Sängerinnen und Sänger für diverse Pop- und Rock-Musikprojekte oder auch für Mallepartysongs und sauerländische Karnevalslieder. Meldet euch einfach, wenn ihr was könnt.

WOLL: Welche bekannten Musiker, die du schon kennenlernen durftest, sind die tollsten?
Ulrich Sprenger: Klasse fand ich zum Beispiel den Major von BAP, mit dem ich auf einem AXXIS-Konzert war. Dort stellte sich heraus, dass wir eine gemeinsame Lieblingsband hatten, nämlich „Golden Earring“ aus Holland. Eine der besten Live-Bands der Welt.
Auch ein toller Musiker ist Michael Beckmann von den „Rainbirds“, der witzigerweise aus meinem Nachbardorf Heggen kommt. Wir hatten gemeinsam einen TV-Auftritt beim ZDF und sind heute noch in Kontakt. Mit Nino de Angelo bin ich befreundet. Er ist einer der besten Sänger, die ich kenne. Interessant war auch eine Aufnahmesession mit Gagey Mrozeck, dem Gitarristen und Producer von Herbert Grönemeyer, in seinem Studio in Mannheim über dem Mischpult von U2. Ich habe noch nie in einem Studio so viele Gitarren und Verstärker auf einem Haufen gesehen. Es waren hunderte.
Von Tom Astor über Udo Lindenberg bis Rudolf Schenker von den Scorpions, der Band SMOKIE oder Roger Daltrey von THE WHO, waren alle großartig – einfach menschlich, überragend, normal.

WOLL: Wie sieht deiner Meinung nach die Zukunft der Branche aus?
Ulrich Sprenger: Es wird sehr schwierig für Musiker. Der Grund dafür ist KI. Schon heute laufen sehr viele Hits online und im Radio, auch von namhaften, internationalen Künstlern, die auf KI basieren. Für 10 Euro im Monat gibt es Programme, die fertige Songs in minutenschnelle nach Vorgaben produzieren, perfekt, in der richtigen Tonart, mit Text und fertig gemischt. Da kriegt man als Komponist schon Angst. Aber das Gute ist: Die Fans wollen was erleben und für das Livespielen benötigt man heute immer noch tolle Musiker und Bands. Das bedeutet: gut gemachte Songs mit geilen Stimmen und fetter Performance „on stage“ sind wie die Mutter am Kochtopf. Dort schmeckt es immer noch am besten.

WOLL: Wie wäre es mit einem neuen Sauerlandsong?
Ulrich Sprenger: Kein Problem. Können wir ins Auge fassen. Ich habe schon spontan eine Textidee. Hier ist sie:
Ja, WOLL WOLL WOLL, ich bin dabei – im Sauerland, fühl‘ ich mich frei…
Das Leben ist hier federleicht, so liebevoll, so unerreicht.
Fühl mich hier frei und toll – ja WOLL, ja WOLL, ja WOLL.

WOLL: Vielen Dank für das interessante Gespräch.

Hin und wieder nimmt Uli Sprenger seine Akustikgitarre und spielt unplugged mit seinem begnadeten Schlagzeuger Bernd „Börnie“ Würden aus Grevenbrück seine Lieblingslieder sowie die größten Rocksongs aus den 70er bis 90er Jahren. Der nächste Auftritt ist am 26. Oktober 2024 bei der Mescheder Kneipennacht in der Brasserie „Herz Über Kopf“.
Infos, Anfragen und Autogramme gibt es unter: ulisprenger@t-online.de